Zusammenfassung
In unserem Beitrag werfen wir einen Blick auf Spannungsfelder, die sich für hybride Organisationen im Bereich beruflicher und sozialer Integration stellen können. Als Anbieter in diesem Handlungsfeld finden sich in der Schweiz zahlreiche Unternehmen der beruflichen und sozialen Integration (USBI), die sich an hybriden Zielsetzungen orientieren und den Widersprüchen zwischen ökonomischen und sozialen Mechanismen ausgesetzt sind. Diese Organisationen bieten interne Arbeitsplätze für Benachteiligte an und erzielen gleichzeitig einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf von Produkten und/oder Dienstleistungen auf dem Markt. Dem Organisationsmodell liegt die Annahme zugrunde, dass das Verfolgen ökonomischer Ziele auch für das Erreichen sozialer Ziele förderlich ist. Somit ist der Erfolg von USBI sowohl am Erreichen von sozialen als auch am Erreichen von ökonomischen Zielen zu messen. USBI sind aber zunehmend der Kritik ausgesetzt, auf Kosten von sozialen Zielen ökonomische Ziele anzustreben. In der Öffentlichkeit wird beispielsweise diskutiert, ob USBI systematisch Gelder der Sozialwerke zur „Gewinnmaximierung“ einsetzen oder bestimmten Klientinnen und Klienten aufgrund finanzieller Vorteile für die Organisation den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt erschweren.
Auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse aus der Schweiz beleuchten wir in diesem Beitrag ausgewählte Spannungsfelder der Hybridität konkret. Wir argumentieren anhand theoretischer Bezüge, dass diese Spannungsfelder geradezu kennzeichnend sind für hybride Organisationen und schlagen schließlich weiterführende Strategien zum Umgang damit vor.
Notes
- 1.
Das EMES-Konzept der social enterprise umfasst 9 Kriterien (Defourny und Nyssens 2012, S. 12-15): „a) a continuous activity producing goods and/or selling services, b) a significant level of economic risk, c) a minimum amount of paid work, d) an explicit aim to benefit the community, e) an initiative launched by a group of citizens or civil society organizations, f) a limited profit distribution, g) a high degree of autonomy, h) a decision-making power not based on capital ownership, i) a participatory nature, which involves various parties affected by the activity“.
- 2.
Die Forschungskooperation aus betriebs- und finanzwirtschaftlicher, soziologischer und sozialarbeiterischer Perspektive wurde von der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI, der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Fernfachhochschule Schweiz FFHS realisiert.
- 3.
Literatur
Adam, Stefan (Hrsg.). 2012. Wirtschaftlich arbeiten und sozial handeln, 2. erg. Aufl. Bern: Hauptverlag.
Adam, Stefan. 2009. Sozialfirmen – Wunschdenken oder Wirklichkeit? Panorama 6: 6–7.
Adam, Stefan, Jeremias Amstutz, Gregorio Avilés, Massimo Caimi, Luca Crivelli, Domenico Ferrari, Davide Pozzi, Daniela Schmitz, Bernadette Wüthrich, und Daniel Zöbeli. 2015. Social enterprise in Switzerland: The field of work integration. ICSEM Working Papers Nr. 19. Liege: The International Comparative Social Enterprise Models.
Adam, Stefan, Jeremias Amstutz, Gregorio Avilés, Enrico Cavedon, Luca Crivelli, Domenico Ferrari, Anja Gafner, Spartaco Greppi, Andrea Lucchini, Davide Pozzi, Daniela Schmitz, Bernadette Wüthrich, und Daniel Zöbeli. 2016. Explorative Studie zu den Erfolgsfaktoren von Unternehmen der sozialen und beruflichen Integration. Forschungsbericht Nr. 4/16. Bern: Bundesamt für Sozialversicherungen.
Adam, Stefan, Jeremias Amstutz, und Bernadette Wüthrich. 2014. Die Sozialfirma als Grundstein sozialer Innovation in der Schweiz. Soziale Innovation, Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz, 9. Jg., 36–41.
Clark, David A. 2005. The capability approach: Its development, critiques and recent advances. Global Poverty Research Group. www.gprg.org/pubs/workingpapers/pdfs/gprg-wps-032.pdf. Zugegriffen: 20. Dez 2015.
Defourney, Jacques, und Marthe Nyssens. 2012. The EMES approach of social enterprise in a comparative perspective. EMES Working Paper, Nr. 3. Liege: EMES Research Network.
Emerson, Jed. 2003. The blended value map: Tracking the intersects and opportunities of economic, social and environmental value creation. http://www.blendedvalue.org/wp-content/uploads/2004/02/pdf-bv-map.pdf. Zugegriffen: 30. Apr 2016.
Glänzel, Gunnar, und Björn Schmitz. 2012. Hybride Organisationen – Spezial- oder Regelfall? In Soziale Investitionen, Hrsg. Helmut K. Anheier, Andreas Schröer, und Volker Then, 181–203. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Kehrli, Christin. 2007. Sozialfirmen in der Schweiz. Merkmale, Nutzen, offene Fragen. Luzern: Caritas-Verlag.
Renko, Maija. 2013. Early challenges of Nascent social entrepreneurs. Entrepreneurship Theory and Practice, 1045–1069.
Wüthrich, Bernadette, Jeremias Amstutz, und Stefan M. Adam. 2012. Sozialfirmen in der Schweiz. Eine empirische Annäherung. In Die Sozialfirma – wirtschaftlich arbeiten und sozial handeln, Hrsg. Stefan M. Adam, 2., erg. Aufl., 160–173. Bern: Hauptverlag.
Wüthrich, Bernadette, Daniel Zöbeli, und Domenico Ferrari. 2014. Sozialfirmen – worum geht es? SozialAktuell 12: 35.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Wüthrich, B., Cavedon, E., Adam, S.M., Amstutz, J. (2017). Das Zelt-Dilemma. In: Grillitsch, W., Brandl, P., Schuller, S. (eds) Gegenwart und Zukunft des Sozialmanagements und der Sozialwirtschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15982-5_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-15982-5_6
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-15981-8
Online ISBN: 978-3-658-15982-5
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)