Zusammenfassung
Ausgangspunkt ist die Frage, wie Kunden in der Sozialwirtschaft die für sie am besten geeignete Therapie(einrichtung) wählen können unter Einbeziehung des Aspekts, dass nicht der dezidive Kunde (Patient, Klient) alleine die für ihn geeignete Einrichtung auswählt, sondern ein erweitertes Umfeld (assistive Kunden) durch den persönlichen und professionellen Bezug damit befasst ist und die finale Entscheidung wesentlich mitbestimmt.
Am Beispiel der Suchtkrankenhilfe wird aufgezeigt, wie sich der Kreis der dezidiven und assistiven Kunden unterteilt und wie diese Gruppen von den Einrichtungen der stationären medizinischen Suchtkrankenhilfe gleichgewichtet anzusprechen sind. Über eine quantitative und eine qualitative Erhebung wurden ermittelt, welche Informationswege von den Kunden genutzt und welche Informationen gewünscht werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass Informationen zu den Zielgruppen und Aufnahmebedingungen der einzelnen Rehabilitationseinrichtungen, den therapeutischen Konzepten sowie den hausinternen Regelungen große Bedeutung bei der Auswahl durch die Kunden haben. Vonseiten der Angehörigen (assistive Kunden) wird angemahnt, dass die öffentliche Wahrnehmung der Suchtkrankenhilfe unzureichend ist und Unterstützungsangebote nicht ausreichend bekannt sind.
Aus Interviews mit Patienten stationärer medizinischer Rehabilitationseinrichtungen wird deutlich, dass diejenigen, die sich ihre Klinik als Wunschklinik ausgesucht hatten, die Qualität der Klinik als hochwertiger und die Therapiearbeit als erfolgreicher einschätzten. Dies unterstreicht, dass über die Kundengewinnung und Kundenbindung im Vorfeld einer Behandlung bereits die Grundlage für einen größeren Therapieerfolg geschaffen werden kann.
Die in dieser Arbeit aufgezeigten aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Belegungszahlen der stationären medizinischen Rehabilitationseinrichtungen zeigen zudem, dass es für die Einrichtungen auch lohnenswert ist, ein professionelles Marketing einzuführen und Instrumente zu entwickeln, um Kunden zu gewinnen, zu binden und mit ihnen auch nach Beendigung der Therapie Kontakt zu halten. Das horizontale Marketing ist auch im Suchthilfebereich der Unterstützungsfaktor, um Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften an andere dezidive und assitive Kunden zu vermitteln.
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Kern, A.O., Schmid, P. (2017). Marketing und Soziale Arbeit. In: Grillitsch, W., Brandl, P., Schuller, S. (eds) Gegenwart und Zukunft des Sozialmanagements und der Sozialwirtschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15982-5_18
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