Zusammenfassung
Untersucht werden christliche Überzeugungen nach ihren Ursachen, ihrer Veränderung und nach der Veränderung der Einflüsse auf sie im Lebenslauf. Als Ursachen in der Jugend werden positive Einflüsse der christlichen Sozialisation und guter Generationsbeziehungen in der Familie vermutet – Sozialisationshypothese und Generationshypothese. Als Ursachen im weiteren Lebenslauf werden ein positiver Einfluss von beruflichen und familiären Bindungen und ein negativer Einfluss von beruflichem Erfolg – Selbsttranszendenzhypothese – sowie ein positiver Einfluss von Erfahrungen von Krankheit und Tod – Krisenhypothese – erwartet. Als Veränderung vermutet wird eine monotone Zunahme christlicher Überzeugungen mit dem Alter – Alterungshypothese. Als Veränderung der Einflüsse vermutet wird eine Abnahme des Einflusses der Startbedingungen im Lebenslauf – Langfristhypothese; eine umgekehrt U-förmige Entwicklung der familiären Bindungen – Familienzyklushypothese; eine U-förmige Entwicklung des beruflichen Bindungen und des beruflichen Erfolgs – Traditionshypothese; und eine Zunahme des Einflusses der Erfahrungen von Krankheit und Tod im Lebenslauf – Aktualisierungshypothese. Stichprobe sind 1969 erstmals befragte 16-jährige Gymnasiasten, die im Alter von 30, 43 und 56 Jahren wiederbefragt wurden (n = 1301). Die Sozialisationshypothese wird an den meisten Indikatoren bestätigt – alle übrigen Hypothesen jedoch nur an wenigen Indikatoren. Zudem hat die Intelligenz einen negativen Effekt, der dem positiven Effekt der christlichen Sozialisation an Stärke und Persistenz entspricht. Christliche Überzeugungen steigen nur bis zum 43. Lebensjahr an und bleiben dann konstant. Veränderungen der Einflüsse im Lebenslauf zeigen sich nicht. Die Ergebnisse deuten auf einen Gegensatz zwischen primärer Einprägung von und sekundärer Reflexion über Christliche Überzeugungen.
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Notes
- 1.
Das Machtgefälle erodiert allerdings im Lebenslauf unserer Kohorte. So gut wie alle Eltern unserer Kohorte sind Kirchenmitglieder, aber rund 30 % haben im Alter von 56 Jahren die Kirche verlassen. Politische Diskussionen dazu finden sich in: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/atheisten-gottlose-fordern-moral-monopol-der-kirche-heraus-a-835692.html.
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Birkelbach, K., Meulemann, H. (2017). Der lange Schatten der religiösen Sozialisation: Christliche Überzeugungen von der Jugend bis in die späte Lebensmitte. In: Birkelbach, K., Meulemann, H. (eds) Lebensdeutung und Lebensplanung in der Lebensmitte. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15362-5_10
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