Zusammenfassung
Ludwig Feuerbach (geb. 28. Juli 1804; gest. 19. September 1872) gilt mit seiner Religions- und Christentumskritik als einer der Ausgangspunkte moderner Religionssoziologie. Sein markantestes Werk ist die 1841 erschienene Schrift „Das Wesen des Christentums“, in der er sein ganz und gar anthropologisch orientiertes Religionsverständnis darlegt. Für Feuerbach gehört Religion zum Wesen des Menschen, ja, ist genau damit der menschlichen Existenz eingeschrieben, dass der Mensch – im Unterschied zu Tieren – sich vom Wesen des Menschen her bestimmen kann. Insofern präsentiert Feuerbach weniger eine Religionskritik als eine Theologiekritik. Denn mit der Theologie wird der anthropologische Charakter der Religion gewissermaßen substantialisiert in der Setzung Gottes als der personifizierten Vollkommenheit des menschlichen Wesens.
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Notes
- 1.
Sämtliche Hervorhebungen in den hier verwendeten Zitaten stammen aus dem Originaltext.
- 2.
Feuerbach mag dabei insbesondere Friedrich Schleiermacher vor Augen gehabt haben; insbesondere dessen Schrift Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799), aber auch dessen Glaubenslehre, in der Schleiermacher in § 30 programmatisch formuliert, dass „[a]lle Säze, welche die christliche Glaubenlehre aufzustellen hat, […] als Beschreibungen menschlicher Lebenszustände“ (Schleiermacher 2003, S. 193) – neben anderen Aussageformen – gefasst werden können.
Literatur
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Großhans, HP. (2019). Ludwig Feuerbach: Das Wesen des Christentums (1841). In: Gärtner, C., Pickel, G. (eds) Schlüsselwerke der Religionssoziologie. Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15250-5_5
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