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Die WM in Südafrika – Fußball, Nation und Geschlecht

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Gefährlich oder gefährdet?

Part of the book series: Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 66))

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Zusammenfassung

Um Diskurse über Sexarbeit zur Fußball-WM zu analysieren ist auch eine Betrachtung des diskursiven Kontexts sinnvoll. Konkret werden hierfür vier Kontextualisierungen von Fußball vorgenommen. 1. Das sportliche Großereignis der WM allgemein und konkret 2010 in Südafrika. 2. Der Zusammenhang von Fußball, Nation und Nationalismus angesprochen und dessen Bedeutung für Geschichte des Fußballs in Südafrika. 3. Die an Fußball gekoppelten Vorstellungen von männlicher Sexualität und (heterosexueller) Männlichkeit und 4. die Verschränkung von Nation und Geschlecht und deren Bedeutung im Hinblick auf die WM.

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Notes

  1. 1.

    Die WM wurde an neun Spielorten in zehn Stadien ausgetragen. Die Spielorte waren Johannesburg (Soccer City und Ellis Park Stadion), Tshwane/Pretoria (Loftus Versfeld Stadion), Rustenburg (Royal Bafokeng Stadion), Nelspruit/Mbombela (Mbombela Stadion), Durban/eThekwini (Moses Mabhida Stadion), Port Elizabeth (Nelson Mandela Bay Stadion), Kapstadt (Green Point Stadion), Bloemfontein/Mangaung (Free State Stadion) und Polokwane (Peter Mokaba Stadion). Zudem wurden alle Spiele auch in zahlreichen Public Viewing Areas übertragen.

  2. 2.

    Nach der WM wurde deutlich, dass diese nicht so gut besucht war, wie ursprünglich erhofft. Dennoch waren über den kompletten Zeitraum ca. 400.000 Besucher*innen in Südafrika, 130.000 davon vom afrikanischen Kontinent (vgl. Statistics South Africa 2010).

  3. 3.

    Dies entsprach im Frühjahr (2010) in etwa 156 Mio. €.

  4. 4.

    Zu vorhergehenden Sportereignissen siehe hierzu auch Crompton (1995), Higham und Hinch (2009).

  5. 5.

    So wurden beispielsweise durch zahlreiche Streiks der Bauarbeiter*innen die schlechten Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien deutlich. Anstatt die Forderungen der Streikenden anzuhören, forderte FIFA-Präsident Sepp Blatter die Streikenden auf, „not to wreck 2010“ (Ngonyama 2010, S. 176).

  6. 6.

    Der Gautrain ist der neu gebaute Express-Zug der den Flughafen von Johannesburg (O. R. Tambo) mit der Innenstadt bzw. den reichen Stadtteilen Sandton und Rosebank verbindet.

  7. 7.

    Festivalisierung ließ sich bislang vor allem bei Großereignissen im globalen Norden beobachten. Mit der Zunahme von Veranstaltungen in diesem Ausmaß im globalen Süden zeigt sich dieser Trend auch hier, zum Teil jedoch mit deutlicheren Konsequenzen, was die Vergrößerung der Schere sozialer Ungleichheit angeht (vgl. Fleischer et al. 2013).

  8. 8.

    Dies zeigte sich auch zur WM in Brasilien 2014 (vgl. Brenke und Wagner 2014). Allgemein zur Profitorientierung der FIFA, die auf Kosten der Gastgeber-Länder geht, und zu den problematischen Vergabe-Politiken der FIFA siehe Jennings (2006) und Kistner (2012).

  9. 9.

    Maisbrei und Fleisch, ein traditionelles Essen der Schwarzen südafrikanischen Bevölkerung.

  10. 10.

    Während der WM wurde evident, dass abgesehen von internationalen Gästen nur Südafrikaner*innen der Mittel- und Oberschichten die Spiele besuchten. Dies lag vor allem daran, dass sich die meisten Südafrikaner*innen selbst die reduzierten Ticketpreise von 150 Rand (ca. 15 €) nicht leisten konnten; Schwarze Arbeiter*innen, die für die WM arbeiteten, verdienten ca. 50 Rand pro Tag. Trotz des positiven Bildes, das über die WM vorherrschte war diese also auch von Exklusion und den vorherrschenden sozialen Ungleichheiten geprägt. Das Publikum, das traditionellerweise die lokalen Fußball-Spiele besucht, war in der Regel zur WM nicht sichtbar (vgl. Bolsman 2012, S. 166 ff.).

  11. 11.

    Vgl. hierzu http://www.fifa.com/tournaments/archive/worldcup/southafrica2010/ und http://www.southafrica.info/2010/nearperfect.htm#.U_JR5mPJEe0, zuletzt geprüft am 18.08.2014.

  12. 12.

    Nira Yuval-Davis macht in ihrem Buch „Gender and Nation“ drei verschiedene Konzepte aus, über die das Verständnis von Nation konstituiert wird. Diese Konzepte bezeichnet sie als „nationalist projects“ und differenziert zwischen „those relating to the mythical notions of common origin (Volksnation), those relating to the myth of common culture (Kulturnation) and those relating to nations as based on the myth of equal citizenship in states (Staatsnation)“ (Yuval-Davis 1997, S. 12). Dieser Differenzierung folgend, stellt Südafrika eine Staatsnation dar.

  13. 13.

    Für diese Arbeit ist zudem interessant, dass sich die imaginierte Gemeinschaft einer Nation Hall (1999, S. 419) zufolge insbesondere über deren mediale Inszenierungen herstellt.

  14. 14.

    Auch politische Konflikte zwischen Nationen übertragen sich zum Teil symbolisch auf das Fußballfeld bzw. das Konkurrenzverhältnis zwischen Fans. So hat bspw. die besonders deutlich sichtbare Rivalität zwischen dem deutschen und dem niederländischen, ebenso wie zwischen dem deutschen und dem englischen oder dem brasilianischen und dem argentinischen Nationalteam durchaus einen historischen Kontext. Siehe hierzu van Houtum und van Dam (2002) und Beck (2003).

  15. 15.

    Zur Kritik an dieser als ‚harmlos‘ angesehenen Form des Nationalismus siehe Dembowski und Bott (2006) und Schaller (2012) für den deutschen sowie u. a. Shehu (2010) und Tomlinson und Young (2006) für den internationalen Kontext.

  16. 16.

    Die koloniale Administration vertrat die These, die Schwarze Bevölkerung sei anfälliger für Alkohol-Sucht und verbot dieser phasenweise über den Licor Act von 1928 sogar den Konsum von europäischem Alkohol. Es wurde zwischen europäischem (klares Malzbier) und afrikanischem Bier (trübes Sorghum-Bier) unterschieden und zudem das Trinkverhalten rassistisch bewertet: der Alkoholkonsum Schwarzer galt als ‚unzivilisiert‘ und ‚maßlos‘, der von Weißen als ‚zivilisiert‘. Zur Geschichte des Biers und des Umgangs mit Alkohol in Südafrika siehe Mager (2010).

  17. 17.

    Unter Weißen hielt sich die Popularität des Fußballs nur temporär und recht bald entwickelte sich Rugby zur beliebteren Sportart. Dadurch, dass der Fußball zunehmend von Schwarzen adaptiert und gespielt wurde, galt er – der kolonialen Logik folgend, dass die Interessen von Schwarzen und Weißen grundsätzlich verschieden seien – abwertend als Sport der Arbeiter*innen und Schwarzen, Rugby hingegen als Sport der gehobenen Klassen und Weißen (vgl. Cornelissen 2011, S. 3; Alegi 2004, S. 17).

  18. 18.

    Eine Definition und tiefer gehende Diskussion der Bedeutung afrikanischer Populärkultur findet sich u. a. bei Barber (1997).

  19. 19.

    Gleichwohl es gelegentlich auch Fußballspielerinnen* gab, wird in der wissenschaftlichen Literatur darauf verwiesen, dass Fußball zu dieser Zeit hauptsächlich von Männern* gespielt wurde.

  20. 20.

    Paul Darby geht sogar so weit zu sagen, dass die Geschichte der CAF die Befreiung des gesamten afrikanischen Kontinents symbolisiere. Nach ihrer Entkolonisierung traten viele afrikanische Staaten nahezu zeitgleich der UN oder der Organisation of African Unity wie auch der CAF oder der FIFA bei. Die CAF ist unter den ersten 5 Organisationen, der die meisten afrikanischen Länder direkt nach Erreichen ihrer Unabhängigkeit beitraten. Die Teilnahme am African Cup stellte dabei eine Möglichkeit dar, die neu gefundene nationale Identität auszudrücken (vgl. Darby 2002, S. 39).

  21. 21.

    Bafana Bafana ist isiZulu/isiXhosa und bedeutet übersetzt „the boys/die Jungs“. Das Nationalteam der Frauen* heißt im Pendant dazu Banyana Banyana – „the girls/die Mädchen“.

  22. 22.

    Ein weiteres bedeutendes Ereignis diesbezüglich war die Rugby-WM 1995, die das südafrikanische Nationalteam, die Springboks, gewann. In einem symbolischen Akt erschien Nelson Mandela zur Siegerehrung im Trikot des überwiegend weißen Teams. Dies, ebenso wie die kollektive Euphorie über den sportlichen Erfolg, verweist auf das Potenzial sportlicher Großereignisse, rassisierte Differenzen zu überbrücken und eine gemeinsame nationale Identität zu entwickeln (vgl. Cornelissen 2011, S. 4).

  23. 23.

    Christof Haferburg und Malte Steinbrink (2010, S. 13 f.) gehen noch einen Schritt weiter und sprechen dem globalisierten Fußball aufgrund dieses Feel-Good-Effekts im 21. Jahrhundert eine gesellschaftspolitische Funktion zu, „wie sie Marx im 19. Jahrhundert der Religion (‚Opium fürs Volk‘) und Horkheimer und Adorno im 20. Jahrhundert der Kulturindustrie (‚als Kontrolle zugunsten der Herrschenden‘) beimaßen“. Ihnen zufolge ist Fußball ein Vehikel der Politik, „und gerade Politiker wissen um die Magie der großen Momente, welche die alltäglichen Mühen vergessen lassen“ (Haferburg und Steinbrink 2010, S. 14).

  24. 24.

    Da die südafrikanische Gesellschaft nach wie vor von ökonomischer Ungleichheit und rassisierten Konflikten geprägt ist, wird bezweifelt, dass ein singuläres Ereignis viel bewirken kann (siehe hierzu auch Abschn. 2.2 und 3.1).

  25. 25.

    Selbstverständlich gab es auch (weiße) Südafrikaner*innen, die mit einem europäischen Team solidarisierten, dennoch überwog insgesamt die breite Unterstützung für Ghana.

  26. 26.

    Unter Afrophobie wird Xenophobie und Rassismus gegenüber Schwarzen subsahara-afrikanischen Menschen verstanden, die keine südafrikanische Staatsbürger*innenschaft haben. Die xenophoben Attacken richten sich in Südafrika nahezu ausschließlich gegen Schwarze, afrikanische Migrant*innen, die abwertend als ‚makwerekwere‘ bezeichnet werden, und äußerst selten gegen Europäer*innen. Ausführlicher zum Ungleichgewicht der Integration weißer und Schwarzer Migrant*innen in Südafrika siehe Mageza-Barthel und Schwarzer (2009) und Nyamnjoh (2006). Allgemein zu der Problematik, dass sich in Prozessen der Dekolonisierung häufig Aggressionen „gegen die nicht nationalen Afrikaner“ richten vgl. Fanon (1981), Zitat auf S. 133.

  27. 27.

    Dies schließt an die Vorfälle vom Mai 2008 an, als 62 Geflüchtete und subsahara-afrikanische Migrant*innen getötet wurden und eine Welle fremdenfeindlicher Gewalt durch Südafrika zog. Dies waren zwar nicht die ersten, aber die bis dato gewalttätigsten Übergriffe auf Migrant*innen. Ausführlicher zu den Vorfällen von 2008 siehe Hassim et al. (2008), Lehulere (2010) und Misago et al. (2009).

  28. 28.

    Vgl. hierzu auch Spitaler (2007, S. 46), Kreisky und Spitaler (2006, S. 8 f.), Dietze (2012, S. 53). Anders verhält es sich bspw. in ostasiatischen Ländern, wo Fußball heutzutage boomende Trendsportart ist und sich insbesondere Frauen* dafür begeistern (vgl. Kreisky und Spitaler 2006, S. 9.). Auch in den USA wo American Football der beliebtere Nationalsport ist, ist die männliche Codierung von Fußball weniger stark ausgeprägt (vgl. Markovits 2006). Dass der Fußball insbesondere überall dort männlich codiert ist, wo er als Nationalsport angesehen wird, deutet darauf hin, dass im Teamsport scheinbar nur Männer* die Nation verkörpern können (vgl. Dietze 2012, S. 54). In Südafrika war und ist Fußball, wie im vorigen Abschnitt beschrieben, der beliebteste Sport der Schwarzen Bevölkerung und ist seit seiner Einführung durch die britischen Kolonialherren männlich codiert.

  29. 29.

    Vgl. hierzu auch die Ausführungen zu Butlers Konzept der Ko-Konstruktion von Geschlecht über die Kohärenz von ‚sex‘, ‚gender‘ und ‚desire‘ in Abschn. 2.3.

  30. 30.

    Da in den Zeitungsartikeln, die eine Verknüpfung von Sexarbeit und Fußball thematisieren, in erster Linie die anreisenden Fans angerufen werden, wird im Folgenden insbesondere auf Männlichkeitskonstruktionen von Fußballfans fokussiert.

  31. 31.

    Dass diese Unsichtbarkeit von Frauen* im Fußball nicht nur auf die Fan-Szene zutrifft, sondern auch auf Expertinnen*, beschreibt u. a. die Ethnologin Karla Hanss in ihrer Forschungsarbeit zur Integration aus dem Ausland stammender Spieler* im deutschen Profifußball. Während ihrer Feldforschung, bei der eine gewisse Kenntnis über Fußball eigentlich vorausgesetzt werden könnte, wurde sie in Gesprächen mit männlichen Interviewpersonen häufiger gefragt, ob sie sich denn „ein bisschen“ mit Fußball auskennen würde; eine Frage, die als männlich wahrgenommene Fußballforscher* vermutlich nicht zu hören bekommen (vgl. Hanss 2006, S. 65).

  32. 32.

    Laut einer Emnid-Umfrage von 2003 sagen 51 % der befragten Frauen* und 52 % der befragten Männer*, sie würden wichtige Länderspiele im Fernsehen anschauen (vgl. Gebauer 2004 in Sülzle 2005, S. 39).

  33. 33.

    Sülzle beschreibt vier Rollen, die Frauen* innerhalb der Fankultur einnehmen können: ‚die Freundin von …‘, ‚Groupie‘, ‚Cheerleader‘ und ‚die echte Fan, weiblich‘, die sich fast nicht vom echten Fan, männlich unterscheidet. Den ersten drei Gruppen ist hingegen gemeinsam, dass sie von den echten Fans, männlich wie weiblich, nicht als Fans anerkannt werden. Dadurch dass die ersten drei Gruppen nicht als Fans akzeptiert werden und die letzte Gruppe nicht als weiblich adressiert wird, bleiben Frauen* als Fans nach wie vor unsichtbar (vgl. Sülzle 2005, S. 45; Sülzle 2011).

  34. 34.

    Zum Beispiel wenn Spieler* für schlechte Spielweise als Mädchen beschimpft werden.

  35. 35.

    Sülzle (2011, S. 23) weist darauf hin, dass dieser Rekurs auf Fußball-Männlichkeit als ‚veraltetes Männlichkeitsmuster‘ zugleich dazu dient, auf die männliche Tradition im Fußball zu verweisen und damit zu untermauern, dass Fußball schon immer männlich gewesen sei und ‚echte‘ Männer* sich schon immer für Fußball interessiert hätten. Dadurch bekommt der Fußball mit der ‚traditionellen Männlichkeit‘ zugleich eine männliche Tradition.

  36. 36.

    Connell ist es wichtig, klarzustellen, dass Männlichkeiten stets im Plural zu denken sind. Es gibt nicht ‚die eine‘ weiße oder ‚die eine‘ Schwarze Männlichkeit, genauso wenig gibt es die eine Männlichkeit der Arbeiterklasse oder Mittelschicht (vgl. Connell 1999, S. 97).

  37. 37.

    In ihrem Hegemonie-Begriff bezieht sich Connell auf Antonio Gramsci und versteht darunter einen erfolgreich erhobenen Anspruch auf Autorität, der über die Anerkennung der Macht funktioniert und nicht zwangsläufig mit physischer Gewalt durchgesetzt werden muss (vgl. Buschmeyer 2013, S. 93).

  38. 38.

    Nina Degele (2013b, S. 27) verweist hier auf die Triade von Tabuisierung, Naturalisierung und Heteronormativierung die einen spezifischen Typus gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen kreiert, der im Männerfußball paradigmatisch zum Ausdruck kommt. Körperliche Nähe wird demzufolge so lange toleriert, so lange die Handlungen weder für die Akteur*innen noch für die Zuschauer*innen als (homo)sexualisiert wahrgenommen werden.

  39. 39.

    Berühmtestes Beispiel hierfür ist sicher David Beckham, der es sich leisten kann sich metrosexuell zu inszenieren und dennoch als eindeutig männlich anerkannt wird, gerade weil er als Fußballer von Weltklasse und mehrfacher Familienvater so eindeutig heterosexuell gelesen wird (vgl. Degele 2013b, S. 30).

  40. 40.

    Tsotsi ist in Südafrika die umgangssprachliche Bezeichnung für sogenannte ‚urban toughs‘, ‚township gangster‘, Kleinkriminelle und ‚zwielichtige‘ Charaktere, denen man nicht trauen kann (ausführlicher hierzu vgl. Glaser 2000: 105 ff.). Insbesondere Hooliganismus war und ist häufig sehr eng verknüpft mit „organised gangs and loosely linked groups of young black men“ (Alegi 2004, S. 130).

  41. 41.

    Geertz entwickelte das Konzept des ‚Deep Play‘ aus seinen Beobachtungen der Männlichkeits-Praktiken beim balinesischen Hahnenkampf. Dieser nimmt Geertz zufolge – trotz oder gerade wegen seiner Illegalisierung – gesellschaftlich eine zentrale Rolle als Zuschauersport ein und stellt ein öffentliches Ritual dar, in dessen Rahmen männliches Verhalten imaginiert, dargestellt und gefeiert wird. Hier kommen Männer* in großen Gruppen mit hohen Erwartungen zusammen und erleben kollektiv emotional aufgeladene Momente. Männlichkeit konstituiert sich darüber, dass der Zuschauersport des Hahnenkampfs eng verknüpft ist mit Familienzugehörigkeit, Wettbewerb, Risiko und Begehren. Sich diesem Wettbewerb und damit dem Risiko des öffentlichen Gesichtsverlustes zu stellen trägt maßgeblich zur Konstruktion vergeschlechtlichter Identitäten balinesischer Männer* bei (vgl. Geertz 1991, S. 261–266; Geertz 2008).

  42. 42.

    Sülzle (2005. S. 38) benennt u. a. weiße Führungskräfte aus der Wirtschaft als diejenigen, die der derzeitigen Vorstellung hegemonialer Männlichkeit eher entsprechend als Fußball-Fans.

  43. 43.

    Zurecht wird der Begriff der ‚traditionellen Männlichkeit‘ in seiner kulturellen Codierung kritisiert (vgl. Everitt-Penhale und Ratele 2015; Ratele 2013). ‚Traditionell‘ bezieht sich hier jedoch ausschließlich auf den Kontext der Fußball-Kultur, auf stereotypisierte Vorstellungen von Männlichkeit, die in der diskursiven Verhandlung von Sexarbeit zur WM aufgerufen werden.

  44. 44.

    Häufig geht es im Rahmen des eugenischen Diskurses um die ‚Reinheit des Blutes‘. Dieser Regulierungspraxis folgend war es in Südafrika eine der ersten Maßnahmen der Apartheid-Regierung die Ehe zwischen den rassisierten Bevölkerungsgruppen zu verbieten (vgl. hierzu Abschn. 2.2).

  45. 45.

    Daraus resultiert eine besondere Rolle, die Müttern in einer nationalen Gemeinschaft – zumindest auf symbolischer Ebene – zukommt. Diese zeigt sich auch im medialen Diskurs um Sexarbeit zur WM in Südafrika, was insbesondere in Abschn. 9.3 zum Tragen kommt.

  46. 46.

    Anhand der verschiedenen Leitgedanken, die Mädchen und Jungen der Hitlerjugend mitgegeben wurden, führt Claudia Koonz (1986, S. 196) beispielhaft aus, dass es die nationale Pflicht von Jungen gewesen sei, für die Nation zu leben und zu sterben („Live faithfully; fight bravely; die laughing“), wohingegen es für Mädchen („Be faithful; be pure; be German“) nicht notwendig gewesen sei zu agieren, ihre Pflicht bestand daraus die Verkörperung der Nation zu werden.

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Küppers, C. (2018). Die WM in Südafrika – Fußball, Nation und Geschlecht. In: Gefährlich oder gefährdet?. Geschlecht und Gesellschaft, vol 66. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15122-5_3

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