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Was ist Geld?

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Geld
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Zusammenfassung

Der Beitrag gibt einen ersten Überblick über einige grundlegende Fragestellungen zur Funktionsweise moderner arbeitsteiliger Volkswirtschaften. Bei der Betrachtung der Frühgeschichte sozialer Verbände des Menschen werden zunächst der Naturaltausch und beidseitig akzeptierte Tauschverhältnisse als Basismodell einer mikroökonomischen Theorie analysiert. Das ausführlich erläuterte Prinzip der doppelten Koinzidenz zeigt hier, dass Angebots- und Nachfragewünsche potenzieller Tauschpartner exakt entgegengesetzt sein müssen – eine Situation, in der der Dreieckstausch Abhilfe schafft. Die Einführung eines einheitlichen Zählgutes, eines Marktes und eines gemeinsamen Zeitpunktes würde Tauschgeschäfte vereinfachen. Gischer zeigt, dass bei Definitionsversuchen immer die Funktionsbeschreibung statt intrinsischer Eigenschaften des Geldes im Vordergrund stehen. Der Gebrauch des stoffwertlosen Geldes in einem ungedeckten Verfahren ist dagegen im Wesentlichen abhängig vom Vertrauen der Nutzer. Dem System ist nämlich inhärent, dass keine Garantie des Staates in Bezug auf das in seinen nationalen Grenzen im Umlauf befindliche Geld besteht. Heutige Geldsysteme, so Gischer, bieten keine Rückfallpositionen; Geld wird nicht akzeptiert, weil es Wert hat, sondern es hat Wert, weil es akzeptiert wird. Es repräsentiert keinen Wohlstand; erst die potenzielle Verfügungsgewalt – die in Geld gespeicherte Kaufkraft – macht seinen Besitzer vermögend.

Dass die Wünsche des Menschen hauptsächlich auf Geld gerichtet sind und sie dieses über alles lieben, wird ihnen oft zum Vorwurf gemacht. Jedoch ist es natürlich, wohl gar unvermeidlich, das zu lieben, was, als unermüdlicher Proteus, jeden Augenblick bereit ist, sich in den jedesmaligen Gegenstand unserer so wandelbaren Wünsche und mannigfaltigen Bedürfnisse zu verwandeln.

Schopenhauer (1977, S. 380).

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Notes

  1. 1.

    Die folgenden Ausführungen orientieren sich an Helmedag (1995).

  2. 2.

    Man kann zeigen, dass die Zahl der (relativen) Preise bei Einführung eines Zählgutes überproportional abnimmt, die Informationskosten mithin sehr signifikant sinken.

  3. 3.

    In der Praxis können Wertmaßstab- und Zahlungsmittelaufgabe durchaus von verschiedenen Medien wahrgenommen werden, etwa in Ländern mit unattraktiver eigener Währung, in denen die Preise zwar in der Landeswährung ausgezeichnet, jedoch in einer fremden gezahlt werden. Auch vor der (materiellen) Einführung des Euro wurden Preise simultan in Euro und D-Mark angegeben, allerdings nur in D-Mark beglichen.

  4. 4.

    Vgl. exemplarisch Gischer et al. (2012, S. 4).

  5. 5.

    Hicks (1967, S. 1).

  6. 6.

    Schmölders (1968, S. 26).

  7. 7.

    Zum Folgenden vgl. Gebhardt (1949).

  8. 8.

    In diesem Zusammenhang sei etwa an den „Goldstandard“ als internationales Wechselkurssystem erinnert, auch das 1944 entwickelte „Bretton-Woods-System“ beruhte letztendlich auf einer (indirekten) Golddeckung.

  9. 9.

    Helmedag (1994, S. 92).

  10. 10.

    Vgl. § 14 Abs. 1 BBankG (Gesetz über die Deutsche Bundesbank).

  11. 11.

    Dieser Zusammenhang wird besonders deutlich in Volkswirtschaften, die zwar über eine (über-)reichliche Geldausstattung verfügen, nicht aber über ein attraktives und hinreichend umfangreiches reales Angebot. So war etwa in Ländern mit zentraler Verwaltungswirtschaft, z. B. in der ehemaligen DDR, nicht die Geldversorgung das gravierende Problem, sondern die mangelnden Möglichkeiten, das verfügbare Geld sinnvoll in Güter und Dienstleistungen umzuwandeln. Allein in Geld gemessen waren die Bürger dieser Länder durchaus vermögend.

  12. 12.

    Vgl. wegweisend (und stellvertretend für die Begründung des Monetarismus) insbesondere Friedman (1969).

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Gischer, H. (2017). Was ist Geld?. In: Peters, S. (eds) Geld. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15061-7_1

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