Skip to main content

Zuschreibung von Nicht-/Behinderung und Benachteiligung in der informellen und formellen Bildung

  • Chapter
  • First Online:

Zusammenfassung

Der Beitrag diskutiert Zusammenhänge von Nicht-/Behinderung, Bildung und Benachteiligung. Zunächst wird die Bedeutung von inszenierter und informeller Bildung für die Entwicklung und Teilhabe junger Menschen skizziert (1). Auf dieser Grundlage wird erörtert, wie die Differenzierungskategorie Nicht-/Behinderung im Zusammenhang mit institutions- und professionsgeschichtlichen Entwicklungen in der ersten Moderne hervorgebracht worden ist und wie sich das Verständnis von Behinderung durch das politische Engagement der Selbsthilfebewegungen behinderter Menschen und ihrer Angehörigen gewandelt hat (2). Daraufhin werden Verfahren zur Feststellung einer Behinderung und der Bewilligung von Unterstützungsleistungen im Kindes- und Jugendalter in den Blick genommen (3). Auch ein Jahrzehnt nach Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die UN-Generalversammlung begründen letztere zumeist die Schaffung von Sonderwelten, deren Folgen für die Teilhabe am außerschulischen Alltag Gleichaltriger sowie für den späteren Eintritt ins Arbeitsleben aufgezeigt werden (4). Abschließend werden ausgehend von dem Ansatz der UN-BRK Anforderungen an ein inklusives Bildungssystem skizziert (5).

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   84.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Der Begriff des „Gatekeepers“ steht für Akteure, die in Bezug auf einzelne gesellschaftliche Teilbereiche, wie etwa das Bildungssystem, „die institutionell fixierten Bedingungen, an die der Zugang geknüpft ist, [repräsentieren] und […] diesen gegenüber den an Inklusion Interessierten [begrenzen]“ (Maschke 2007, S. 307).

  2. 2.

    Der Text der Konvention wird hier in der völkerrechtlich verbindlichen englischen Fassung zitiert, da die bisherige deutsche Übersetzung umstritten ist.

  3. 3.

    Die Anzahl der Schulbegleitungen werden in der amtlichen Statistik nicht gesondert erfasst. In Bayern wurde in einer Auswertung als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage für die Schulbegleitungen in der Zuständigkeit des Sozialhilfeträgers zwischen 2009 und 2013 in Regelschulen um fast 200 % und in Förderschulen um etwa 80 % festgestellt (vgl. Bayerischer Landtag 2015, S. 2). Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung in anderen Bundesländern ähnlich verläuft.

Literatur

  • Bayerischer Landtag. (2015). Situation der Schulbegleitung für behinderte Schülerinnen und Schüler in Bayern. Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Thomas Gehring BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 14.08.2014 und Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 23.01.2015 (Drucksache 17/5021).

    Google Scholar 

  • Bos, W., Müller, S., & Stubbe, T. C. (2010). Abgehängte Bildungsinstitutionen: Hauptschulen und Förderschulen. In G. Quenzel & K. Hurrelmann (Hrsg.), Bildungsverlierer: Neue Ungleichheiten (S. 375–397). Wiesbaden: VS Verlag.

    Chapter  Google Scholar 

  • Boudon, R. (1974). Education, opportunity, and social inequality: Changing prospects in Western society. New York: Wiley.

    Google Scholar 

  • Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft (24. Aufl.). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bradl, C. (1991). Anfänge der Anstaltsfürsorge für Menschen mit geistiger Behinderung („Idiotenanstaltswesen“). Frankfurt a. M.: Afra.

    Google Scholar 

  • Brake, A., & Büchner, P. (2013). Stichwort: Familie, Peers und (informelle) Bildung im Kindes- und Jugendalter. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16(3), 481–502.

    Article  Google Scholar 

  • Buchmann, U., & Bylinski, U. (2013). Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften für eine inklusive Berufsbildung. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten: Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 147–202). Münster: Waxmann.

    Google Scholar 

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (2005). Zwölfter Kinder- und Jugendbericht: Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder und Jugendhilfe in Deutschland. Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

    Google Scholar 

  • Dörner, K. (1994). Wir verstehen die Geschichte der Moderne nur mit den Behinderten vollständig. Leviathan, 22(3), 367–390.

    Google Scholar 

  • Droste, T. (1999). Die Historie der Geistigbehindertenversorgung unter dem Einfluß der Psychiatrie seit dem 19. Jahrhundert: Eine kritische Analyse neuerer Entpsychiatrisierungsprogramme und geistigbehindertenpädagogischer Reformkonzepte. Münster: LIT.

    Google Scholar 

  • Drucks, S., & Bauer, U. (2014). Schulische Behinderung und funktionaler Analphabetismus. Die Fortsetzung benachteiligender Identitätsangebote. In J. Hagedorn (Hrsg.), Jugend, Schule und Identität: Selbstwerdung und Identitätskonstruktion im Kontext Schule (S. 585–603). Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Engelbert, A. (1999). Familien im Hilfenetz: Bedingungen und Folgen der Nutzung von Hilfen für behinderte Kinder. Weinheim: Juventa.

    Google Scholar 

  • Feuser, G. (1989). Allgemeine integrative Pädagogik und entwicklungslogische Didaktik. Behindertenpädagogik, 28(1), 4–48.

    Google Scholar 

  • Hänsel, D. (2012). Wie die Sonderschule sozial Benachteiligte schwerstbehindert: Der Fall des Schülers S. Zeitschrift für Schulverwaltung, 23(11), 311–313.

    Google Scholar 

  • Hinz, A. (1997). „Integrative Diagnostik“ zwischen Ressourcenbeschaffung und Verstehensprozessen. In K. Meissner (Hrsg.), Integration: Schulentwicklung durch integrative Erziehung (S. 159–169). Berlin: Diesterweg-Hochsch.

    Google Scholar 

  • Hofmann-Lun, I. (Hrsg.). (2011). Förderschüler/innen im Übergang von der Schule ins Arbeitsleben: Beruflich-soziale Integration durch gesonderte Förderung? München: Dt. Jugendinst.

    Google Scholar 

  • Hohmeier, J. (2004). Die Entwicklung der außerschulischen Behindertenarbeit als Paradigmenwechsel – Von der Verwahrung zur Inklusion. In R. Forster (Hrsg.), Soziologie im Kontext von Behinderung: Theoriebildung, Theorieansätze und singuläre Phänomene (S. 127–141). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Kelle, H. (Hrsg.). (2010). Kinder unter Beobachtung: Kulturanalytische Studien zur pädiatrischen Entwicklungsdiagnostik. Opladen: Budrich.

    Google Scholar 

  • Klemm, K. (2015). Inklusion in Deutschland. Daten und Fakten: Im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Gütersloh: Bertelsmann.

    Google Scholar 

  • Knebel, U. von. (2010). Auf dem Weg zu einer inklusionstauglichen Diagnostik: Entwicklungsnotwendigkeiten und Orientierungsgrundlagen – exemplarisch konkretisiert für den Förderschwerpunkt Sprache. Sonderpädagogische Förderung heute, 55(3), 231–251.

    Google Scholar 

  • Kottmann, B. (2006). Selektion in die Sonderschule: Das Verfahren zur Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf als Gegenstand empirischer Forschung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Kottmann, B. (2007). Die Feststellung von sonderpädagogischem Förderbedarf: Benachteiligung der Benachteiligten. In I. Demmer-Dieckmann & A. Textor (Hrsg.), Integrationsforschung und Bildungspolitik im Dialog (S. 99–108). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Krüger, H., Rabe-Kleberg, U., Kramer, R., & Budde, J. (2011). Bildungsungleichheit revisited? – eine Einleitung. In H. Krüger (Hrsg.), Bildungsungleichheit revisited: Bildung und soziale Ungleichheit vom Kindergarten bis zur Hochschule (2. durchges. Aufl., S. 7–21). Wiesbaden: VS Verlag.

    Chapter  Google Scholar 

  • Kutscher, N. (2013). Ambivalenzen frühkindlicher Bildung im Kontext sozialstaatlicher Politiken und Programme. In Sektion Sozialpädagogik und Pädagogik der frühen Kindheit (Hrsg.), Konsens und Kontroversen: Sozialpädagogik und Pädagogik der frühen Kindheit im Dialog (S. 45–55). Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Mand, J. (2002). Sonderschule oder Gemeinsamer Unterricht?: Zum Einfluss von Gutachtervariablen auf Schullaufbahnentscheidungen für schulschwache oder auffällige Kinder und Jugendliche. Zeitschrift für Heilpädagogik, 53(1), 8–13.

    Google Scholar 

  • Marks, D. (2011). Konstruktionen von Behinderung in den ersten Lebensjahren: Unter besonderer Berücksichtigung der Strukturkategorie Geschlecht. Bochum: Projekt-Verl.

    Google Scholar 

  • Marotzki, W. (1990). Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie: Biographietheoretische Auslegung von Bildungsprozessen in hochkomplexen Gesellschaften. In O. Hansmann & W. Marotzki (Hrsg.), Univ., Habil.-Schr.-Hamburg, 1989, Dr. nach Typoskript. Studien zur Philosophie und Theorie der Bildung (Bd. 3). Weinheim: Dt. Studien-Verl.

    Google Scholar 

  • Maschke, M. (2007). Behinderung als Ungleichheitsphänomen – Herausforderung an Forschung und politische Praxis. In A. Waldschmidt & W. Schneider (Hrsg.), Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung: Erkundungen in einem neuen Forschungsfeld (S. 299–320). Bielefeld: Transcript.

    Google Scholar 

  • Moser, V. (2000). Disziplinäre Verortungen: Zur historischen Ausdifferenzierung von Sonder- und Sozialpädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 46(2), 175–192.

    Google Scholar 

  • Moser, V., & Sasse, A. (2008). Theorien der Behindertenpädagogik. München: Reinhardt.

    Google Scholar 

  • Müller-Fehling, N. (2010). Was Familien brauchen! Zur Bedarfslage von Familien mit behinderten Angehörigen im Spiegel des 13. Kinder- und Jugendberichts. Teilhabe, 49(3), 126–130.

    Google Scholar 

  • Niehaus, M., Kaul, T., Friedrich-Gärtner, L., Klinkhammer, D., & Menzel, F. (2012). Zugangswege junger Menschen mit Behinderung in Ausbildung und Beruf. Berufsbildungsforschung. Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

    Google Scholar 

  • OECD. (2014). Bildung auf einen Blick 2014: OECD-Indikatoren. Bielefeld: Bertelsmann.

    Book  Google Scholar 

  • Parsons, T. (1958). Struktur und Funktion der modernen Medizin: Eine soziologische Analyse. In R. König & M. Tönnesmann (Hrsg.), Probleme der Medizin-Soziologie (S. 10–55). Opladen: Westdeutscher Verlag.

    Chapter  Google Scholar 

  • Pfahl, L. (2014). Techniken der Behinderung: Der deutsche Lernbehinderungsdiskurs, die Sonderschule und ihre Auswirkungen auf Bildungsbiografien. Disability Studies: Bd. 7. Körper – Macht – Differenz Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Powell, J. J., & Pfahl, L. (2012). Sonderpädagogische Fördersysteme. In U. Bauer, U. H. Bittlingmayer, & A. Scherr (Hrsg.), Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie (S. 721–739). Wiesbaden: Springer VS.

    Chapter  Google Scholar 

  • Prengel, A. (2006). Pädagogik der Vielfalt: Verschiedenheit und Gleichberechtigung in interkultureller, feministischer und integrativer Pädagogik (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag.

    Book  Google Scholar 

  • Rauschenbach, T. (2009). Zukunftschance Bildung: Familie, Jugendhilfe und Schule in neuer Allianz. Weinheim: Juventa.

    Google Scholar 

  • Rohrmann, A. (2007). Offene Hilfen und Individualisierung: Perspektiven sozialstaatlicher Unterstützung für Menschen mit Behinderung. Klinkhardt Forschung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Schädler, J. (2002). Paradigmenwechsel in der Behindertenhilfe unter Bedingungen institutioneller Beharrlichkeit: Strukturelle Voraussetzungen der Implementation Offener Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung. Dissertation, Universität Siegen, elektronische Veröffentlichung.

    Google Scholar 

  • Schumann, B. (2007). „Ich schäme mich ja so!“ Die Sonderschule für Lernbehinderte als „Schonraumfalle“. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Sitter, M. (2016). PISAs fremde Kinder: Eine diskursanalytische Studie. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

    Book  Google Scholar 

  • Sting, S. (2013). Bildung im Kontext: Perspektiven von Selbstbildung im Rahmen sozialer Formierungs- und Differenzierungsprozesse. In S. Ahmed, A. Ahmed, L. Schwanenflügel, & B. Stauber (Hrsg.), Bildung und Bewältigung im Zeichen von sozialer Ungleichheit: Theoretische und empirische Beiträge zur qualitativen Bildungs- und Übergangsforschung (S. 34–46). Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Thiersch, H. (2008). Bildung und Soziale Arbeit. In H. Otto & T. Rauschenbach (Hrsg.), Die andere Seite der Bildung: Zum Verhältnis von formellen und informellen Bildungsprozessen (2. Aufl., S. 237–252). Wiesbaden: VS Verlag.

    Chapter  Google Scholar 

  • United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization. (1994). Salamanca statement on principles, policy and practise in special needs education. Adopted by the world conference on special needs education: Access and quality, Salamanca, Spain, 7–10 June 1994. http://www.unesco.org/education/pdf/SALAMA_E.PDF. Zugegriffen: 18. Febr. 2016.

  • Voigts, G. (2013). Partizipation von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in der Kinder- und Jugendarbeit: Auf dem Weg zu einem inklusiven Gestaltungsprinzip. Teilhabe, 52(1), 18–25.

    Google Scholar 

  • Waldschmidt, A., & Schneider, W. (2007). Disability Studies und Soziologie der Behinderung. Kultursoziologische Grenzgänge – eine Einführung. In A. Waldschmidt & W. Schneider (Hrsg.), Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung: Erkundungen in einem neuen Forschungsfeld (S. 9–28). Bielefeld: transcript.

    Chapter  Google Scholar 

  • Weinbach, H. (2016). Soziale Arbeit mit Menschen mit Behinderungen: Das Konzept der Lebensweltorientierung in der Behindertenhilfe. Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Winker, G., & Degele, N. (2010). Intersektionalität: Zur Analyse sozialer Ungleichheiten (2. Aufl.). Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Wustmann, C. (2015). Pädagogisierung der Kindheit – Ambivalenzen im aktuellen Diskurs über die Bildung von Kindern. Zeitschrift für Sozialpädagogik, 13(1), 20–30.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Albrecht Rohrmann .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

About this chapter

Cite this chapter

Rohrmann, A., Weinbach, H. (2017). Zuschreibung von Nicht-/Behinderung und Benachteiligung in der informellen und formellen Bildung. In: Baader, M., Freytag, T. (eds) Bildung und Ungleichheit in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_22

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_22

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-14998-7

  • Online ISBN: 978-3-658-14999-4

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics