Zusammenfassung
Wenn im vorherigen Kapitel die Informatisierung des Körpers einerseits innerhalb der Traditionslinien kybernetischer Theorie sowie andererseits mit Verweis auf transhumanistische Vorstellungen vom Menschen (im perspektivischen Horizont des ‚Hypernormalen‘) andiskutiert wurde, soll dies im folgenden Kapitel noch einmal genauer in den Fokus der Überlegungen gerückt werden. Gefragt wird dabei vor allem nach einer kybernetischen Kultur des Populären, einer in diesem Zusammenhang virulenten Form des ‚Hypernormalen‘ und der hierbei reflektierenden Funktion populärer Fernsehserienerzählungen. Besprochen werden soll dies anhand zweier Beispiele: der kanadischen Serie Continuum (Showcase 2012–2015), die jüngst eine Vision kybernetischer Veränderung des Menschen seriell zur Anschauung bringt, sowie der US-amerikanischen Produktion Person of Interest (CBS 2011–), die die digitale Vollüberwachung als (Alb-)Traum computertechnologischer Tiefenorganisation gesellschaftlicher Ordnungen präsentiert.
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Notes
- 1.
Zur umfassenden Geschichte der Kybernetik siehe Pias (2003 und 2004a).
- 2.
Für die Veränderungen im Umfeld der Medizin siehe auch u. a. Borck 1996, S. 12 ff.
- 3.
Die transhumanistische Bewegung überschneidet sich mit Positionen anderer Denkschulen wie dem Posthumanismus, dem Antihumanismus, dem Metahumanismus und dem Ansatz des New Materialisms. Für einen Überblick vgl. Ferrando 2013.
- 4.
Der Soziologe Hartmut Rosa hat dies im Rahmen seiner Zeitdiagnose der „Beschleunigungsgesellschaft“ (2005) mit dem Begriff der „Entfremdung“ des Subjektes (2011) auf den Punkt gebracht. Die dabei entstehenden Spannungen zwischen der (An-)Forderung nach Synchronisierung von Mensch/Körper und digitalen Medien und dem Unvermögen des menschlichen Körpers, dies unter Maßgabe derselben „temporal-strukturellen Veränderungstendenzen“ (Rosa 2011, S. 221) moderner Medienprozesse vorzunehmen, können dabei als ein wesentlicher Ausgangspunkt des transhumanistischen Diskurses ausgemacht werden (vgl. Stollfuß 2016).
- 5.
Im Verlauf der vierten und letzten Staffel treten zusätzlich hoch aufgerüstete Soldat_innen auf den Plan, die aus einer alternativen Zukunft des Jahres 2038 stammen, ausgelöst durch einen Zeitsprung des jungen Alec Sadler (gespielt von Erik Knudsen) zum Ende der zweiten Staffel. Darüber hinaus – ebenfalls ausgelöste durch Sadlers Zeitsprung – versuchen im Verlauf der dritten Staffel sogenannte Freelancer als ‚Zeitwächter‘ die Schäden durch die Entwicklung unterschiedlicher Zukunftsentwicklungen infolge der Zeitsprünge zu korrigieren.
- 6.
Zumindest geht die US-Regierung davon aus, dass die zweite Maschine deutlich besser zu kontrollieren sei als Finchs Maschine (ein Irrtum, wie sich herausstellen soll).
- 7.
Das Transkript der Rede ist hier nachzulesen: President Bush Addresses the Nation. The Washington Post. http://www.washingtonpost.com/wp-srv/nation/specials/attacked/transcripts/bushaddress_092001.html. Zugegriffen: 10. März 2016.
- 8.
Im Juni 2015 wurden Teile des Patriot Acts außer Kraft gesetzt, allerdings mit dem einen Tag später eingesetzten USA Freedom Act erneuert und bis 2019 verlängert. Wobei die Massendatenabschöpfung durch die NSA insofern abgeändert wurde, als dass nun die Telefonunternehmen selbst alle Daten aufzubewahren haben. Die NSA kann nun ‚nur noch‘ auf diese Daten – im speziellen Einzelfall – nach Erlaubnis durch den Federal Court Zugriff erhalten.
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Stollfuß, S. (2017). Kybernetische Kultur des Populären. In: Cyborg-TV. Serienkulturen: Analyse – Kritik – Bedeutung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14472-2_3
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