Netzzustandsschätzung

Zusammenfassung

Die Netzzustandsschätzung oder State Estimation dient der Bereitstellung eines konsistenten (widerspruchsfreien) Datensatzes zur Beschreibung des stationären Netzzustandes. Ein konsistenter Datensatz ist nichtredundant und in sich schlüssig, er bildet einen Zustandsvektor des Netzes. Aus dem Zustandsvektor können zusammen mit den Netzdaten weitere abhängige Größen berechnet werden. Die Knotenspannungen nach Betrag und Winkel bilden einen solchen Zustandsvektor.

Sind alle n komplexen Knotenspannungen bekannt, so lassen sich mit Hilfe der Betriebsmittelparameter und der Netztopologie (sofern diese nicht fehlerhaft sind) alle weiteren interessierenden Größen berechnen und zu Zwecken der Überwachung des aktuellen Betriebszustandes und der Netzsicherheit beim Ausfall von Betriebsmitteln sowie der Überprüfung der Kurzschlussfestigkeit heranziehen.

Bei der Netzsicherheitsüberwachung wird ausgehend vom aktuellen Netzzustand sukzessive der Ausfall einzelner Betriebsmittel simuliert. Werden im aktuellen Betriebszustand oder bei der Ausfallsimulation Grenzwertverletzungen festgestellt, so befindet sich das Netz in einem verletzbaren Zustand, der durch die Einleitung von netztechnischen Gegenmaßnahmen möglichst schnell zu beheben ist.

Die Überprüfung der Kurzschlussfestigkeit erfolgt durch die Simulation von Kurzschlüssen an ausgewählten Netzknoten auf der Grundlage des Änderungszustandes des Überlagerungsverfahrens (s. Abschn. 6.11) unter Berücksichtigung der aktuellen Knotenspannungen (Zustandsgrößen).