Zusammenfassung
Um die Berechnung der Barwerte durchführen zu können, ist ein Zins notwendig, den wir bisher immer nur „i“ genannt haben. Ich hatte bisher offen gelassen, wie sich dieser Zinssatz im Detail zusammensetzt, und dieser Frage wollen wir jetzt im Detail nachgehen.
Wir wissen bereits aus unseren bisherigen Betrachtungen, dass zukünftige Überschüsse, egal wie definiert, bei der Bewertung auf einen bestimmten Bewertungsstichtag abgezinst werden. Damit gibt der Kapitalkostensatz bei einer EVA‐Betrachtung aber auch die Untergrenze der Verzinsung an, die beim Einsatz des Kapitals erreicht werden muss. Ist die geforderte Rendite (Kapitalzins) kleiner als die erwirtschaftete Rendite (Betriebsergebnis nach Steuern – NOP(L)AT), wird eine Wertsteigerung erwirtschaftet.
Leider müssen wir jetzt mit auf den ersten Blick wieder unschönen Formeln arbeiten. Sie werden dann allerdings sehen, dass auch bei diesen Berechnungen die Formeln bei sukzessiver Abarbeitung jeden Schrecken verlieren.
Der Zins, den wir i. d. R. nutzen müssen, ist ein Mischsatz, besonders bei Bruttoansätzen (Entity Approaches) in der Bewertung. Dieser setzt sich aus den Erwartungen der Eigenkapitalgeber (Stichwort Dividenden bzw. früher haben wir gesagt „kalkulatorischer Unternehmerlohn“) und den vertraglich mit den Fremdkapitalgebern, also den Banken, verhandelten Kreditzinsen zusammen. Der Mischzinssatz zeigt somit die Verzinsungsansprüche aller Kapitalgeber und beinhaltet auch – dies werden wir später mathematisch integrieren – die Quantifizierung von Risiken.
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- 1.
Capital Asset Pricing Model (CAPM): Das CAPM basiert auf den Annahmen eines vollkommenen Kapitalmarktes (keine Informations‐ bzw. Transaktionskosten, Steuern oder Beschränkungen), eine homogene Erwartungshaltung der Anleger, festgelegte Anzahl der Anlagen, marktfähige und beliebig teilbare Anlagen. Es existieren risikolose Anlagen sowie unbegrenzte Geldmengen zu einem sicheren Zinssatz.
- 2.
Median (oder Zentralwert) bezeichnet eine Grenze zwischen zwei Hälften. In der Statistik halbiert der Median eine Verteilung. Gegenüber dem arithmetischen Mittel, auch Durchschnitt genannt, hat der Median den Vorteil, robuster gegenüber Ausreißern (extrem abweichenden Werten) zu sein.
- 3.
„Leverage“ ist das Verhältnis Fremd‐ zu Eigenkapital.
- 4.
Das stimmt so eigentlich in Deutschland auch nicht. Wir erinnern an die Diskussionen zu Beginn des Jahres 2008, als Überlegungen von Seiten der Regierungskoalition aufkamen, Zinsaufwendungen nicht mehr uneingeschränkt als Aufwand und damit steuerlich abzugsfähig zuzulassen. Übrigens, dies war eigentlich gar nicht so neu, denn bei der Ermittlung der Gewerbeertragsteuer sind Dauerschulden schon seit langer Zeit nur zur Hälfte („Freibetrag“ p. a. € 100.000) anzusetzen.
- 5.
„The market value of any firm is independent of its capital structure.“
- 6.
Ein vollkommener Kapitalmarkt impliziert, dass alle Marktteilnehmer identische Kenntnisse über den Kapitalmarkt haben, es keine Steuern gibt, keine Transaktionskosten existieren und kein Konkursrisiko vorhanden ist.
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Heesen, B. (2017). Berechnung der Kapitalkosten. In: Beteiligungsmanagement und Bewertung für Praktiker. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14260-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-14260-5_4
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Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-14259-9
Online ISBN: 978-3-658-14260-5
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