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Standpunkt des Subjekts und Gesellschaftskritik. Zur Perspektive subjektwissenschaftlicher Forschung

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Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung

Zusammenfassung

Reden über andere zeugt von einer kommunikativen Mangelsituation, die im psychologischen Experiment und in der Umfrageforschung methodisch bewusst herbeigeführt, in qualitativen Interpretationen nach der Datenerhebung aber auch oft nicht überwunden wird. Die mit der Dateninterpretation erfolgende Theoriebildung kann das Problem der Relevanz oder Angemessenheit der Begriffe, auf denen sie basiert, nicht lösen. Dieses Problem qualitativer Forschung geht über die bloße Explikation von Vorannahmen hinaus und erfordert sowohl gesellschaftstheoretische wie psychologische Analysen, in die „Beforschte“ als „Mitforschende“ einzubeziehen sind, wenn Herrschaftskritik und emanzipatorische Perspektiven als Anspruch psychologischer Forschung nicht aufgegeben werden sollen. Mit diesem Anspruch verbundene Grundlagen und Probleme werden theoretisch und methodisch so diskutiert, dass auch das Verhältnis qualitativer Forschung zu experimentellen Befunden deutlich werden soll. Schließlich werden die subjektwissenschaftlichen Konzepte der Entwicklungsfigur, der Datenfunktionen und der Möglichkeitsverallgemeinerung dargestellt.

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Notes

  1. 1.

    Im Psychologiestudium besteht ein Zwang, sich dieser Situation auszusetzen: das Zwangs- oder Erpressungsmittel sind die sogenannten Vp-Scheine.

  2. 2.

    Inwieweit es überhaupt sinnvoll ist, den Expertenbegriff derart zu inflationieren, dass es überhaupt keine Nicht-Experten und Nicht-Expertinnen mehr gibt, ist eine andere Frage.

  3. 3.

    Anmerkung der Hrsg.: Die Begriffe Handlungs- und Aktionsforschung werden synonym verwendet. Siehe auch den Beitrag von Dege in diesem Band.

  4. 4.

    So gibt es in Schulklassen einzelne Situation zwischen Kindern und zwischen Lehrpersonen und Kindern; die Besonderheit dieser Situationen wird aber nicht aus sich selbst heraus verständlich, sondern nur, wenn wir auch das Schulsystem und dessen Funktion in der gesellschaftlichen Struktur kennen. Oder: Eine Prüfungssituation in einer Hochschule ist nur adäquat gegenüber anderen Kommunikations-Situationen zu unterscheiden, wenn man die gesellschaftliche Funktion von Prüfungen kennt.

  5. 5.

    An die Grenzen dieses Diskurses stoßen wir, wenn wir uns physiologie-nahen Bereichen nähern. So ist beispielsweise der Zusammenhang von Alter und Gedächtnisleistung nicht subjektiv funktional.

  6. 6.

    Dass der subjektwissenschaftlicher Neigungen unverdächtige Brandtstädter (1982, 1984) formal ähnlich argumentiert, sei hier nur erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt (vgl. dazu Markard 2009, S. 273 f.).

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Markard, M. (2017). Standpunkt des Subjekts und Gesellschaftskritik. Zur Perspektive subjektwissenschaftlicher Forschung. In: Heseler, D., Iltzsche, R., Rojon, O., Rüppel, J., Uhlig, T. (eds) Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14020-5_11

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