Zusammenfassung
Regina Klein führt in ihrem Beitrag in die Grundlagen der Tiefenhermeneutischen Kulturanalyse ein, die sie – auch unter Rekurs auf poststrukturalistische Theorien – als einen machtanalytischen Forschungsansatz dechiffriert, der die cartesianischen Dichotomien von Kultur/Natur, Vernunft/Gefühl, Theorie/Praxis, Subjekt/Objekt überwindet. Zu diesem Zweck legt die Autorin zunächst ihre Begriffe von Kultur, Macht und Körper dar, um anhand der Schriften Alfred Lorenzers – dem Begründer der Tiefenhermeneutischen Kulturanalyse – anschließend der Frage nachzugehen: „Wie kommt die Kultur in den Menschen und was macht er/sie damit?“ Anhand eines Beispiels aus dem Bereich des Kindermarketings erläutert sie sodann das praktische Vorgehen, die Schwierigkeiten und Potenziale dieses psychoanalytisch begründeten Forschungsansatzes.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Wiewohl schon lange eine ‚eingefleischte Tiefenhermeneutikerin‘ war ich bei der nochmaligen Durchsicht der Schriften Lorenzers für diesen Artikel so überrascht und angetan von der Aktualität seines Theorie- und Methodengebäudes und vor allem der Tiefe seiner Begriffs- und Deutungsbestimmungen, dass ich eher zitierend als paraphrasierend vorgehe, um die inneliegende Bedeutung adäquat transparent machen zu können.
- 2.
https://www.youtube.com/watch?v=5p5fw6zsa4M (Zugegriffen: 08.02.2016; Anmerkung der Hrsg.: Das von der Autorin ausgewählte Video steht nicht mehr zur Verfügung, daher wird hier auf ein analoges Marlboro-Werbevideo verwiesen).
- 3.
http://www.youtube.com/watch?v=-OEf5rJa7w0 (Zugegriffen: 08.02.2016).
- 4.
http://www.hibiscarin.com/index.php (Zugegriffen: 08.02.2016).
- 5.
Der Begriff Szenisches Verstehen wird sowohl als Gesamtbezeichnung der Methode und als Einzelelement der Verstehensprozesse verwendet.
Literatur
Abraham, A. (2010). Körpertechnologien, das Soziale und der Mensch. In A. Abraham & B. Müller (Hrsg.), Körperhandeln und Körpererleben. Multidisziplinäre Perspektiven auf ein brisantes Feld (S. 113–137). Bielefeld: Transcript.
Berg, E., & Fuchs, M. (1993). Kultur, soziale Praxis, Text. Die Krise der ethnographischen Repräsentation. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bhabha, H. K. (1997a). Die Frage der Identität. In E. Bronfen, M. Benjamin, & T. Steffen (Hrsg.), Hybride Kulturen (S. 97–122). Tübingen: Stauffenburg.
Bhabha, H. K. (1997b). Verortungen der Kultur. In E. Bronfen, M. Benjamin, & T. Steffen (Hrsg.), Hybride Kulturen (S. 123–148). Tübingen: Stauffenburg.
Bhabha, H. K. (2000). Die Verortung der Kultur. Tübingen: Stauffenburg.
Böhme, G. (1985). Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Darmstädter Vorlesungen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Butler, J. (2009). Was ist Kritik? Ein Essay über Foucaults Tugend. In R. Jaeggi & T. Wesche (Hrsg.), Was ist Kritik? (S. 221–246). Frankfurt a. M.: Suhrkamp. http://eipcp.net/transversal/0806/butler/de. Zugegriffen: 09. Febr. 2016.
Cassirer, E. (1960). Was ist der Mensch? Stuttgart: Kohlhammer.
Dornes, M. (1997). Die frühe Kindheit. Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre. Frankfurt a. M.: Fischer.
Duden, B. (1991). Geschlecht, Biologie, Körpergeschichte. Feministische Studien, 2, 105–122.
Foucault, M. (2013). Die Heterotopien. Der utopische Körper. Berlin: Suhrkamp.
Grimm, J., & Grimm, W. (2004). Deutsches Wörterbuch. Elektronische Ausgabe der Erstbearbeitung von 1854. Frankfurt a.M.: Zweitausendeins.
Günther, M. (2012). Körper und Körperlichkeiten. Inszenieren, Präsentieren und Erleben. In K. Liebsch (Hrsg.), Jugendsoziologie. Über Adoleszente, Teenager und neue Generationen (S. 115–133). München: Oldenbourg Verlag.
Hall, S. (2004). Ideologie, Identität, Repräsentation. Ausgewählte Schriften 4. Hamburg: Argument.
Hülst, D. (1999). Symbol und soziologische Symboltheorie. Opladen: Leske+Budrich.
Klein, R. (2003). In der Zwischenzeit. Tiefenhermeneutische Fallstudien zur weiblichen Verortung im Modernisierungsprozess 1900–2000. Gießen: Psychosozial.
Klein, R. (2008). Pädagogische Absichten und ihre Aushandlung – eine symboltheoretische Skizzierung des sozialpädagogischen Handlungsraums. Forum Qualitative Sozialforschung 9(1). http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/318/698. Zugegriffen: 09. Febr. 2016.
Klein, R. (2009). Raumbildung in der Sozialen Arbeit – vergessene Zusammenhänge. Neue Praxis, Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, 39(5), 451–466.
Klein, R. (2010). Tiefenhermeneutische Analyse. In Online Fallarchiv Schulpädagogik Universität Kassel. http://www.fallarchiv.uni-kassel.de/wp-content/uploads/2010/07/klein_tiefenhermeneutik.pdf. Zugegriffen: 09. Febr. 2016.
Klein, R. (2011). Kulturtheorien. In H. Thiersch & H.-U. Otto (Hrsg.), Handbuch Sozialpädagogik und Soziale Arbeit (S. 841–853). München: Luchterhand.
Langer, S. K. (1984). Philosophie auf neuem Wege. Das Symbol im Denken, im Ritus und in der Kunst. Frankfurt a. M.: Fischer.
Lorenzer, A. (1970a). Sprachzerstörung und Rekonstruktion. Vorarbeiten zu einer Metatheorie der Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Lorenzer, A. (1970b). Kritik des psychoanalytischen Symbolbegriffs. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Lorenzer, A. (1974). Die Wahrheit der psychoanalytischen Erkenntnis. Frankfurt a. M.: Imago.
Lorenzer, A. (1984a). Intimität und soziales Leid. Archäologie der Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Fischer.
Lorenzer, A. (1984b). Das Konzil der Buchhalter. Die Zerstörung der Sinnlichkeit. Eine Religionskritik. Frankfurt a. M.: Fischer.
Lorenzer, A. (1986). Tiefenhermeneutische Kulturanalyse. In H.-D. König, A. Lorenzer, et al. (Hrsg.), Kulturanalysen (S. 11–98). Frankfurt a. M.: Fischer.
Lorenzer, A. (1998). Sozialisationstheorie und die Frage nach dem Unbewussten. In J. Belgrad & H.-J. Busch (Hrsg.), Sprache – Szene – Unbewusstes. Sozialisationstheorie in psychoanalytischer Perspektive (S. 9–14). Gießen: Psychosozial.
Lorenzer, A. (2002). Die Sprache, der Sinn, das Unbewusste. Psychoanalytisches Grundverständnis und Neurowissenschaften. Stuttgart: Klett Cotta.
Lorenzer, A. (2006). Szenisches Verstehen. Zur Erkenntnis des Unbewussten. Kulturanalysen (Bd. 1). Marburg: Tectum.
Mittelstraß, J. (2004). Philosophie und Wissenschaftstheorie (Bd. 2). Stuttgart: Metzler.
Raether, E., & Stelzer, T. (2013). Süße Geschäfte. In Die Zeit, 20. 8. Mai, 2013, 15–17.
Reichmayr, J., & Ottomeyer, K. (2007). Ethnopsychoanalyse und Tiefenhermeneutik. In J. Straub, A. Weidemann, & D. Weidemann (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Grundbegriffe – Theorien – Anwendungsfelder (S. 251–260). Weimar: Metzler.
Said, E. (1978). Orientalism. New York: Vintage.
Samerski, S. (2002). Die verrechnete Hoffnung. Von der selbstbestimmten Entscheidung durch genetische Beratung. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Schroer, M. (Hrsg.). (2005). Soziologie des Körpers. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Waldenfels, B. (2002a). Das leibliche Selbst. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Waldenfels, B. (2002b). Bruchlinien der Erfahrung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Winnicott, D. W. (1973). Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart: Klett Cotta.
Winter, R. (2009). Ein Plädoyer für kritische Perspektiven in der qualitativen Forschung. Forum Qualitative Sozialforschung 12(1). http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/1583/3083. Zugegriffen: 09. Febr. 2016.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Klein, R. (2017). Tiefenhermeneutik. Eine reflexive Kritik der Macht. In: Heseler, D., Iltzsche, R., Rojon, O., Rüppel, J., Uhlig, T. (eds) Perspektiven kritischer Psychologie und qualitativer Forschung. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14020-5_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-14020-5_10
Published:
Publisher Name: Springer, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-14019-9
Online ISBN: 978-3-658-14020-5
eBook Packages: Psychology (German Language)