Zusammenfassung
Die Theorie der Regionalökonomik gewinnt zunehmend an Bedeutung, die Frage nach den Gründen für die unterschiedliche ökonomische Entwicklung von Regionen steht ohnehin im Zentrum des öffentlichen Interesses. Abgeleitet davon stellt sich dann die Frage, ob und wie Wirtschaftspolitik eine positive Entwicklung auslösen oder zumindest befördern kann. Auf kommunaler und regionaler Ebene sind damit auch die kommunalen und regionalen Wirtschaftsfördereinrichtungen adressiert.
Nach einer begrifflichen Annährung und Einordnung geht es im Weiteren vor allem darum, wichtige Theorien kennenzulernen, die ein strukturiertes und strategisches Vorgehen erlauben. Diese Theorien können in diesem Rahmen nicht immer vollständig und erschöpfend behandelt werden. Ziel ist es, ein Grundverständnis zu vermitteln. Vor allem sollen die Bedeutung sowie die Nützlichkeit für die praktische Wirtschaftsförderung deutlich werden. Daher werden wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen in der Umsetzung diskutiert und konkrete Anwendungsmöglichkeiten skizziert. Im Mittelpunkt steht der Erkenntnisgewinn für die Praxis, nicht die Theoriebildung.
Die Originalversion von Kapitel 2 wurde revidiert: Fehlerhafte Literaturverweise wurden korrigiert. Darüberhinaus wurde Abb. 2.11 durch eine aktuelle Version ersetzt. Das Erratum für dieses Kapitel steht zur Verfügung unter DOI 10.1007/978-3-658-13936-0_4
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Notes
- 1.
Wobei es sicher auch hier Sinn macht, sich ein Kontinuum zwischen den zwei Polen vorzustellen. Eine Einschätzung, ob ein Standortfaktor vollkommen lokalisiert ist (so nur an einem Ort), erscheint durchaus möglich, die meisten Standortfaktoren dürften aber zwischen den Extremen zu verorten sein und müssten eigentlich als eher lokalisiert bzw. eher ubiquitär charakterisiert werden.
- 2.
Hier liegen häufig recht gute Statistiken vor. Qualifikationsmuster lassen m. E. auch Rückschlüsse auf Wissensintensität, Entlohnung und Zukunftsfähigkeit der Arbeitsplätze zu.
- 3.
Ebenso betroffen sind Stadt-, Verkehrs- sowie Umweltpolitik. Hier gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte und Überschneidungen, zum Teil ergeben sich hierbei jedoch auch Zielkonflikte, die an dieser Stelle nicht näher erläutert werden können.
- 4.
Weltmarktführer, häufig in Nischenmärkten, die angeblich „keiner“ kennt. Nach Simon gehören hidden champions in ihrer (Teil-)Branche zu den Top-3-Unternehmen auf dem Weltmarkt oder sind Marktführer auf mindestens einem Kontinent. Zugleich verfügen sie über einen Höchstumsatz von fünf Milliarden Euro und einem „vergleichsweise“ geringen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit (vgl. Simon 2012; AllianzGlobalInvestors 2012).
- 5.
Inzwischen gibt es jedoch eine breite Auswahl an Spezialliteratur zu diesem Feld.
- 6.
Außer man muss vermuten, dass dies eine spezifische Sicht der befragten Unternehmer ist und Bürger, Fachkräfte, Gründer oder Ansiedlungswillige anders urteilen würden (siehe weitere Ausführungen am Ende des Abschnitts).
- 7.
Vgl. http://www.iab.de/.
- 8.
Alle Links Stand 1.4.2016.
- 9.
Die nordamerikanische Stadt gilt als Symbol für den Niedergang der einst stolzen amerikanischen Automobilindustrie mit heute gravierenden Strukturproblemen und zahlreichen traurigen Zeugnissen des Wandels in Gestalt von Industriebrachen, Ruinen, massiven sozialen Problemen usw.
Detroit steht zugleich beispielhaft für viele Städte und Regionen der Welt, die, um im Kontext zu bleiben, sehr stark einer Welle verhaftet waren und denen es in keiner Weise gelang, an der Dynamik nachfolgender Wellen zu partizipieren.
- 10.
- 11.
Autarkiebestrebungen führen theoretisch und empirisch bewiesen auf Dauer zu wachsenden Wohlfahrtsverlusten und eben nicht zu Wachstum.
- 12.
Bei der in der Folge zitierten Fassung handelt es sich um die 8. Auflage aus dem Jahre 1920, die sich als deutlich zugänglicher erweist als die Urfassung (http://www.econlib.org/library/Marshall/marP.html).
- 13.
- 14.
Die weiteren Ausführungen in diesem Unterabschnitt halten sich eng an Porters Grundwerk “The Competitive Advantage of Nations“ Porter, Michael E. (1990). (Fromhold-Eisebith, Martina 2014) Einzig der räumliche Bezug auf die Nation bzw. das Land wird hier bereits durch die Ergänzung der „Region“ relativiert. Porter selbst gibt in seinen späteren Werken seinen ursprünglichen Fokus auf die Wettbewerbsfähigkeit von Nationen auf und bevorzugt selbst den – allerdings unscharfen – Begriff der Region (vgl. Porter 2008; Porter 1990).
- 15.
Wobei anzufügen ist, dass genau dieses Beispiel angesichts des imposanten Comebacks der Schweizer Uhrenindustrie seit Mitte der 1990er-Jahre verdeutlicht, dass Branchenentwicklung nicht nur in eine Richtung verlaufen muss und dass es durchaus Chancen der Revitalisierung von schrumpfenden Clustern gibt.
- 16.
Die weiteren Ausführungen halten sich eng an Florida (2002).
- 17.
vgl. https://www.krombacher.de/regenwald/dauerhaftes_engagement/index.php. Zugegriffen am 02.03.2016.
- 18.
Weltweit steht der Name Otto Bock für qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen in der Orthobionic® und Bionicmobility®. Das Familienunternehmen wird in dritter Generation und derzeit von Prof. Hans Georg Näder geführt und ist Weltmarktführer im Bereich Prothetik, weitere Informationen siehe http://www.ottobock.com/de/unternehmen/ottobock-heute/. Zugegriffen am 10.02.2016.
- 19.
OttoBock übererfüllt beide Kriterien. Zusätzlich grenzt Simon die hidden champions von Großkonzernen ab, indem er einen Höchstumsatz von 5 Milliarden Euro festlegt und von einem vergleichsweise geringen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit ausgeht, vgl. Simon (2012).
- 20.
vgl. ausführlich Engel et al. (2011).
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Lahner, J. (2017). Modul Regionalökonomik und Entwicklung. In: Entwicklung und Regionalökonomie in der Wirtschaftsförderung. Wirtschaftsförderung in Lehre und Praxis . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13936-0_2
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