Zusammenfassung
Es scheint ein natürliches Bedürfnis danach zu geben, seine Situation zu verbessern, ohne sich selbst verändern zu müssen. Anders formuliert: Patienten suchen oft nach einer Abkürzung zum Glück, die ihnen keine Anstrengung abverlangt. Sie suchen einen Lösungsweg, der scheinbar ohne Umwege (und ohne Anpassungsleistung) direkt zum Ziel führt, wie z. B. die verschiedenen Spielarten der Sucht oder aggressive Verhaltensweisen, die eine „Vernichtung des Gegners“ versprechen, ohne sich selbst infrage zu stellen. Die Rätselzone wird hier gleichsam umgangen, wobei sich herausstellen wird, dass diese Lösung immer einen Preis hat, der meist höher ist als der Gewinn. An Beispielen aus der Mythologie (Herakles), dem Märchen (Frau Holle) und aus Patientenverläufen wird deutlich werden, dass es praktisch keine Lösung ohne Selbsttransformation gibt.
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Notes
- 1.
Es mag Menschen geben, die diese Sehnsucht für immer verloren haben, aber diese werden nicht bei Therapeuten vorstellig.
- 2.
Der Begriff „Entscheidung“ ist bei einem Kleinkind in einer derartigen Konfliktsituation eher unpassend. Ich gebrauche ihn dennoch, um diesen Wendepunkt der Geschichte auf eine allgemeine Weise zu beschreiben, der auch auf entsprechende Einstellungswechsel von Erwachsenen anwendbar ist.
- 3.
Interessanterweise gibt es eine frühere Erzählung von Ödipus, in der er die Sphinx noch mit einer Lanze tötet, also kämpfend wie Herakles.
- 4.
Wie erwähnt, müssen wir natürlich auch diejenigen Patienten mit schweren, strukturellen Störungen oder psychotischen Erkrankungen stärken. Paradoxerweise ähnelt sich also das therapeutische Vorgehen bei den schwersten und den leichtesten Störungen, etwa den „Anpassungsstörungen“.
Literatur
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Mayer, C. (2017). Gibt es eine Lösung ohne Transformation?. In: Wie in der Psychotherapie Lösungen entstehen. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13865-3_8
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