Zusammenfassung
Die deutschsprachige Forschung zu jenem Ressentiment, das mit Antiziganismus bezeichnet werden kann, ist – insbesondere in ihren theoretischeren Ausprägungen – deutlich von Ansätzen der Kritischen Theorie geprägt worden. Insbesondere das frühe Hauptwerk von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, die „Dialektik der Aufklärung“, erweist sich als expliziter Bezugspunkt oder zumindest als relevante theoretische Quelle zahlreicher Darstellungen. Dabei kann ein Aufsatz von Franz Maciejewski aus dem Jahr 1994, der basierend auf Sigmund Freuds Abhandlung über das Unheimliche (vgl. Freud 1947) eine sozialpsychologische Geschichtstheorie zur Erklärung des antiziganistischen Ressentiments skizziert, als bis heute einflussreiche theoretische Referenz bezeichnet werden (vgl. Maciejewski 1994; ders. 1996).
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End, M. (2016). Die Dialektik der Aufklärung als Antiziganismuskritik. In: Stender, W. (eds) Konstellationen des Antiziganismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13363-4_2
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