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Präzise messbar, zuverlässig … und gültig? Statistische und methodische Probleme von Gender- und Gleichstellungsindikatoren

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Gleichstellung messbar machen
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Zusammenfassung

Der Beitrag diskutiert anhand von zahlreichen Beispielen verschiedene Arten der Fehlinterpretation von Maßzahlen, die als statistische Indikatoren zur Beschreibung von Geschlechterverhältnissen angewendet werden. Dabei werden zuerst Probleme diskutiert, die sich aus der Sammlung und Aufzeichnung der Rohdaten ergeben können. Daran anschließend wird anhand von häufig verwendeten statistischen Konzepten wie „Durchschnitt“, „Streuung“, „Wahrscheinlichkeit“ und „Chance“ erläutert, wie Fehlinterpretationen entstehen können aus einer mangelnden Reflektion der Bedeutung basaler arithmetischer Operationen, die zur Konstruktion von auf diesen Konzepten beruhenden Indikatoren erforderlich sind. Abschließend wird das Problem der alternativen (oder auch divergierenden) Interpretationsmöglichkeiten für statistische Zusammenhänge erörtert.

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Notes

  1. 1.

    An dieser Stelle irrt übrigens die deutschsprachige Wikipedia, die meint, der korrekte Ausdruck müsste „Scheidungsquote“ heißen (https://de.wikipedia.org/wiki/Scheidungsrate. Zugegriffen: 3. Sept. 2015), denn eine Scheidung ist kein Zustand, sondern ein Ereignis, die Anzahl der Scheidungen lässt sich nicht zu einem Stichtag zählen (wie etwa die Anzahl der Geschiedenen), sondern nur über einen Zeitraum.

  2. 2.

    http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/scheidungszahlen-weniger-ehen-werden-geschieden-a-982237.html. Zugegriffen: 3. Sept. 2015.

  3. 3.

    Unter „Recall“ versteht man in der Umfragemethodik die Aufgabe, sich an vergangenes Verhalten zu erinnern.

  4. 4.

    Eine Neigung, die Quetelet allen Menschen unterstellte, die jedoch bei den meisten latent bleiben würde.

  5. 5.

    Beim arithmetischen Mittelwert werden alle Werte einer Datenreihe addiert und dann durch die Anzahl der Werte geteilt; beim Median werden alle Werte der Reihe nach geordnet und dann der Wert in der Mitte (der Wert, über und unter dem jeweils die Hälfte der Verteilung liegt) ausgewählt.

  6. 6.

    950:99.050/50:109.950 = 21,09.

  7. 7.

    6:21/4:79 = 5,64.

  8. 8.

    Analog zu dem Beispiel aus dem Hochschulbereich könnte man die Chance unseres Würfels, eine Sechs zu zeigen, nach den beobachteten sechs Würfen mit 3:3 angeben, die Chance eines unverfälschten Würfels für eine Sechs beträgt bekanntlich 1:5. Hieraus würde der Quotient für das Chancenverhältnis berechnet: 3:3/1:5 = 5.

  9. 9.

    Eine Gruppe von Frankfurter Statistikern (v.a. Blind, Flaskämper und Menges), die trotz der namentlichen Nähe keine Beziehungen zur „Frankfurter Schule“ der Sozialtheorie hatten, sondern in der Tradition der älteren deutschen Volkswirtschaftslehre bestimmte Tendenzen der Mathematisierung von Ökonomie und Sozialwissenschaften kritisierten.

  10. 10.

    Eigene Berechnungen aufgrund absoluter Häufigkeiten für das Jahr 2014 in DESTATIS (2015, S. 28 ff.).

  11. 11.

    So jüngst in popularisierender Form und mit großer öffentlicher Resonanz der norwegische Soziologe und Comedian Harald Eia mit seiner Dokumentarserie „Hjernevask“ (Holst 2011).

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Kelle, U. (2017). Präzise messbar, zuverlässig … und gültig? Statistische und methodische Probleme von Gender- und Gleichstellungsindikatoren. In: Wroblewski, A., Kelle, U., Reith, F. (eds) Gleichstellung messbar machen . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13237-8_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-13236-1

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