Zusammenfassung
In jeder Gesellschaft gibt es integrative – zusammenführende – und desintegrative – zentrifugale – Tendenzen. Es liegt im Interesse der Gesellschaft und des Staates, die Integration aller im Land lebenden Bevölkerungsgruppen zu stärken, auch die der Immigranten und der Flüchtlinge. Weder Separation, Marginalisierung noch Assimilation ausländischer Bevölkerungsgruppen können heute als gangbare Lösungen angesehen werden. Demgegenüber kann Integration – verstanden als „offene[r] und instabile[r] Prozess des Aushandelns von Bedeutungen“ (Wimmer, Kultur als Prozess, 2005, S. 35) – als gangbarer und langfristig Erfolg versprechender Weg für das Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen verstanden werden. Integration kann anhand dreier Indikatoren gemessen werden: Erstens an der vertikalen Integration – also der Verteilung über die soziale Schichtskala –, zweitens an der horizontalen Integration – also dem Aufbau eigener und gruppenspezifischer Netzwerke, Institutionen und Dienstleistungen – und drittens an der Akzeptanz der einheimischen Bevölkerung. Im Sinne des „Haager Programms“ der EU kann Integration verstanden werden als fortgesetzter, wechselseitiger Aushandlungs- und Institutionalisierungsprozess aller im Land wohnhaften Bevölkerungsgruppen auf der Grundlage der Grundwerte des säkularen Staates, welcher die Partizipation und Teilnahme am interkulturellen Dialog einschließt. Das bedeutet in der Konsequenz auch ein umfassendes Stimm- und Wahlrecht für alle Menschen, also auch für die alle Ausländerinnen und Ausländer.
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Jäggi, C.J. (2016). Integration und Partizipation. In: Migration und Flucht. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13147-0_5
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