Zusammenfassung
In der im Jahr 2009 in Deutschland in Kraft getretenen Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen wird der bedeutsame Zusammenhang von Behinderung und Geschlecht im Artikel 6 hervorgehoben. Dieser betont, dass Mädchen und Frauen mit Behinderungen „mehrfacher Diskriminierung ausgesetzt sind“. Damit ist nicht die Addition von einzelnen Kategorien, die diskriminierend wirken, gemeint.
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Notes
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Die Armutsgrenze lag im Jahr 2013 für einen Einpersonenhaushalt im Bundesdurchschnitt bei 892 EUR (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, 2015).
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Wird diese strukturelle Trennung durchbrochen, indem Aktive mit Behinderung in den Nichtbehindertensport drängen, wie es in der Vergangenheit unter anderem durch Oscar Pistorius, Natalie du Toit oder Markus Rehm stattgefunden hat, führt das zu erheblichen Irritationen und Verunsicherungen innerhalb der Institutionen.
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In der geringeren Übertragungszeit mussten allerdings deutlich mehr Wettbewerbe abgebildet werden als bei den Olympischen Spielen. Bei den Paralympics in London 2012 wurden 503 Goldmedaillen vergeben im Gegensatz zu 302 Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in London.
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Die Angabe entstammt einer schriftlichen Auskunft von Miriam Wilkens, Media and Communication Director des IPC vom 9.12.2004.
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IPC Beijing 2008.
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IPC London 2012.
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IPC Sotschi 2014.
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Im Vergleich dazu waren bei den Olympischen Spielen in Atlanta nur 13 % der Delegationen ohne Sportlerinnen angereist (IPC 2002b).
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Da bei den Winter-Paralympics das Teilnehmer_innenfeld bezogen auf die repräsentierten Nationen deutlich von dem der Sommer-Paralympics abweicht, unter anderem weniger Entwicklungsländer teilnehmen, ist auch der Anteil der ohne Sportlerinnen anreisenden Teams sehr viel geringer. Bei den Winterspielen in Nagano waren in 21,9 % (diese Zahl entstammt einer schriftlichen Auskunft vom 16. 8. 2002 von Frau Dr. Reiff; Director of Media and Communication, IPC), in Salt Lake City in 27,8 % (IPC 2002a) der Delegationen keine Athletinnen vertreten. Diese Zusammenhänge berücksichtigend ist davon auszugehen, dass von den in Sydney angewandten Maßnahmen abweichende Handlungsweisen nötig wären, um den Anteil an reinen Männerteams zu verringern.
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Doch auch das soziale Modell kann nicht als unkritisch rezipiert und statisch verstanden werden. So wird dem Modell beispielsweise vorgeworfen, die psychischen und/oder physischen Besonderheiten betroffener Personen ebenso wie persönliche Erfahrungen von zum Beispiel Schmerzen oder Leiden zu negieren: „… there is a tendency within the social model of disability to deny the experience of our own bodies, insisting that our physical differences and restrictions are entirely socially created“ (Morris 1991, S. 10). Im deutschsprachigen Raum hat sich im Wesentlichen Waldschmidt (z. B. 2005) darum bemüht, das soziale Modell weiterzuentwickeln, und um eine kulturwissenschaftliche Perspektive zu ergänzen. In ihrem kulturellen Modell von Behinderung, das Kultur unter anderem als gesamtes Erbe einer Gesellschaft, als Bestand an Werten, Normen, Symbolen, Sprachen, Traditionen und Institutionen erklärt (Waldschmidt 2003, S. 16), soll in Abgrenzung zum sozialen Modell, besonders die Relativität und Historizität von Ausgrenzungs- und Stigmatisierungsprozessen offensichtlich gemacht werden (Waldschmidt 2005, S. 25). Immer wieder rückt in diesem Modell die Frage nach „Normalität“ in den Mittelpunkt der Analysen.
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Zwar gibt es auch Amelotatisten, die sich von Frauen zum Beispiel mit einer Querschnittslähmung oder einer Armamputation sexuell stimuliert fühlen, für 90 % von ihnen sind jedoch Frauen mit einer Beinamputation besonders interessant (Belitz 2003).
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Tiemann, H. (2017). Behinderung und Geschlecht im Hochleistungssport. In: Sobiech, G., Günter, S. (eds) Sport & Gender – (inter)nationale sportsoziologische Geschlechterforschung. Geschlecht und Gesellschaft, vol 59. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13098-5_20
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