Zusammenfassung
Die Frage, wie die Praxis der Friedensarbeit von den Erkenntnissen gendertheoretischer Friedens- und Konfliktforschung profitieren kann, bildet den Ausgangspunkt der Untersuchung. Gendertheoretische Analysen gewaltförmiger Konflikte weisen auf die soziale Gewordenheit, die Konstruktion, von trennenden Kategorien wie Ethnizität und den darin so prominenten Geschlechtervorstellungen hin. In der praktischen Friedensarbeit gerät deren bloße Dekonstruktion jedoch schnell an ihre Grenzen. Vielmehr stellt sich die Frage, was an die Stelle der jeweiligen Nationalismen und der damit eng verwobenen militarisierten Geschlechterideale treten kann. In diesem Buch wird gezeigt, was für Alternativen zu militarisierten Männlichkeitsbildern von lokalen Friedensgruppen in die Öffentlichkeit gebracht werden. Mit militarisierter Männlichkeit ist die im Konfliktkontext hegemonial gewordene intensivierte Kopplung von Männlichkeitsidealen mit kontextspezifischen militärischen Attributen gemeint.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Die Begriffe Männlichkeitskonstruktionen, -vorstellungen und -bilder werden gleichbedeutend verwendet, ebenso die Begriffe Geschlecht und Gender.
- 2.
Mit dem Begriff Friedensarbeit meine ich Aktivitäten nichtmilitärischer Akteure mit dem Ziel, das gewaltförmige Austragen inner- oder zwischenstaatlicher Konflikte zu beenden und/oder Bedingungen für einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Auf den Begriff der zivilgesellschaftlichen Friedensarbeit gehe bei der Zusammenfassung des theoretischen Rahmens näher ein (s. S. 8).
- 3.
Ich spreche von Aktivist_innen, um Frauen und Männer sowie Menschen aller anderen Geschlechtsidentitäten zu bezeichnen, von Aktivisten bzw. Aktivistinnen, wenn nur Männer bzw. nur Frauen gemeint sind. Wenn Personen oder öffentliche Diskurse zitiert werden, verwende ich die dort benutzte (zumeist) männliche Form. Bei der Analyse von Männlichkeitskonstruktionen in öffentlichen Diskursen spreche ich daher beispielsweise von Helden oder Verteidigern.
- 4.
Queer wird hier im Sinne vielfältiger sexueller Positionierungen jenseits heteronormativer Vorstellungen verwendet.
- 5.
Militarisierte Männlichkeit bezeichnet, wie einführend erwähnt, die intensivierte Kopplung von Männlichkeitsidealen mit kontextspezifischen, sich wandelnden militärischen Attributen. In meiner Untersuchung verwende ich zusätzlich den Begriff der militärischen Männlichkeit. Diese bezieht sich dabei auf Männlichkeitskonzepte, die durch Militärzugehörigkeit bestimmt sind. Mit militarisierter Männlichkeit sind hingegen Vorstellungen gemeint, die sich über das Militär hinaus in das zivile Leben als Männlichkeitsnorm erstrecken.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schroer-Hippel, M. (2017). Einleitung. In: Gewaltfreie Männlichkeitsideale. Politische Psychologie. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12998-9_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-12998-9_1
Published:
Publisher Name: Springer, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-12997-2
Online ISBN: 978-3-658-12998-9
eBook Packages: Psychology (German Language)