Zusammenfassung
No Limits – so lautet der Name eines jener zahlreichen Off-Theaterfestivals, welche mit Blick auf die im Feld der Darstellenden Künste herrschenden Geltungshierarchien eine relativ subalterne Position einnehmen und im Rahmen eben gerade derer man dem extensiven Ausloten und Erproben neuer Formen und Modi ästhetischer Praxis einen gleichsam primordialen Stellenwert einzuräumen scheint. Im exemplarischen Fall werden, wie es in der Selbstbeschreibung des Festivals heißt, etwa künstlerische Produktionen „von den Rändern der Gesellschaft und jenseits unserer üblichen Weltwahrnehmung“ in Aussicht gestellt (vgl. Lebenshilfe gGmbH Kunst und Kultur 2013). In diesem doppelten Anspruch verschränken sich zweierlei für die produktive Unruhe der modernen Kunst konstitutive Maximen: Die Behauptung einer ganz besonderen künstlerischen Relevanz sozialer Grenzbereiche, von welcher nicht zuletzt die Reproduktion der „kulturelle[n] Sonderposition“ (Thurn 1997: 108) der Kunstschaffenden selbst abhängt, geht hier Hand in Hand mit dem Gebot der Überwindung bestehender Perzeptionsgrenzen, ohne dessen Einhaltung wiederum der Status der Künste als „Medien der Innovation“ (Lipp 1985: 22) recht fragwürdig anmutete.
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Hänzi, D. (2016). Strukturen probierter Entgrenzung. In: Kauppert, M., Eberl, H. (eds) Ästhetische Praxis. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12896-8_7
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