Zusammenfassung
Kritische Psychologie wird als Prozess der Aufhebung ihrer anfänglichen Kritik bürgerlicher Psychologie in einer marxistischen Subjektwissenschaft dargestellt. Mit der Konzeption und einigen Resultaten der historisch-empirischen Rekonstruktion des Verhältnisses von Natur-, Gesellschafts- und Individualgeschichte werden auch Bezüge zur kritischen Theorie bzw. zur Psychoanalyse diskutiert. Die zentrale kritisch-psychologische Kategorie „restriktiver“ bzw. „verallgemeinerter Handlungsfähigkeit“ soll die Widersprüchlichkeit individueller Existenz in der kapitalistischen Gesellschaft zwischen Anpassung und Widerstand analysierbar machen. „Begründungsdiskurs“ bedeutet dabei, die subjektiven Funktionalitäten der Lebensbewältigung so aufzuschlüsseln, dass gesellschaftliche Irrationalitäten nicht den Einzelnen in die Schuhe geschoben und emanzipatorische Möglichkeiten sichtbar werden. Theoretische und methodische Konsequenzen und Probleme einer so verstandenen „Psychologie vom Standpunkt des Subjekts“ werden diskutiert.
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Markard, M. (2019). Kritische Psychologie und ihr Verhältnis zur kritischen Theorie. In: Bittlingmayer, U., Demirović, A., Freytag, T. (eds) Handbuch Kritische Theorie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12695-7_37
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