Zusammenfassung
Der Begriff „Gestaltung“ stammt aus der deutschen Philosophie und Dichtung. Er ist semantisch mit „Bildung“ verwandt. Gebilde und Gestalten sind Formatierungen von Ideen. Sie können als materielle Disposition in der Natur des Objekts angelegt sein und sich nach und nach zur Endgestalt entwickeln. Sie können aber auch als mentale Disposition angelegt sein, als Entwurf Gestalters, dessen Ausführung mehr oder weniger gut gelingt. Seit den 1980er Jahren hat sich ein erweiterter Designbegriff durchgesetzt. Gestaltung wird als soziale Praxis verstanden. Nun geht es nicht nur um Artefakte, sondern um Entwurf und Gestaltung von Beziehungen, Kommunikationsräumen und Kommunikationsformen. All das steht im Spannungsverhältnis zwischen dem Bedürfnis nach einer humanen Lebenswelt und dem Zwang zur Optimierung der Arbeitswelt. Die Arbeitsteilung auf diesem Sektor erweitert die Selbstbestimmung, schlägt jedoch immer wieder in Fremdbestimmung um.
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Notes
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Eine Karikatur dieser Auffassung wird, allerdings in vollem Ernst, heutzutage noch von den Kreationisten verfochten: eine kleine Schar christlicher Fundamentalisten, die sich weigert, die wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse der Evolutionstheorie anzuerkennen und behauptet, das Universum könne nur das Ergebnis der kreativen Entwurfsarbeit eines „intelligenten Designers“ sein.
- 2.
Siehe dazu Arnheim 1972. – Die Grundannahme geht mittelbar auf Immanuel Kants (1787, B 176–178) Theorie vom „Schematismus der reinen Verstandesbegriffe“ zurück. Sie beleuchtet jenes Zwischenreich, das abstrakte Begriffe und innere Vorstellungsbilder in unserem mentalen Apparat bilden. Heute geht man davon aus, dass es sich bei der „Gestaltwahrnehmung“ teils um biologisch-neuronale patterns menschlicher Welterschließung handelt und teils um erlernte Schemata, die sich historisch und kulturell ändern können. Siehe zur neueren Rezeption der Gestalttheorie im interdisziplinären Kontext Bürdek 2002.
- 3.
Es enthält übrigens viele Beiträge, die heute noch lesenwert sind.
- 4.
Man kann an dieser Stelle auch auf „die allumfassende Gestaltung unseres Lebens“ hinweisen und betonen, „dass alles um uns herum gestaltet, also Ausdruck von Design ist – jedes Produkt, alle Zeichen, Wegweiser und dergleichen, Bilderwelten jeglicher Art, Kleidung und Gesten, auch Töne, Gerüche und Geschmack, sogar die uns umgebende, doch nur noch gestaltete Natur und alles andere“ (Brandes et al. 2009, S. 12).
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Schweppenhäuser, G. (2016). Design und Gestaltung. In: Designtheorie. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12660-5_2
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