Zusammenfassung
Mit Adolf Hitler (1889–1945) war Sauerbruch, seiner eigenen Erinnerung folgend, wohl bereits 1920, spätestens seit Ende 1922 persönlich bekannt. Während des Novemberputschs 1923 mit ihm in fast täglichem Verkehr, stand Sauerbruch der frühen NS-Bewegung und vielen ihrer zwielichtigen Gestalten keineswegs fern, wenngleich er ihre Radikalität und besonders ihren Antisemitismus ablehnte, Hitler für einen „typischen Halbgebildeten“, für einen „Psychopathen“ – allerdings mit „großen Eigenschaften“ – hielt, den er zwar „politisch immer bekämpft“ habe, als faszinierende Person aber gleichwohl „liebe“. Den Novemberputsch 1923 empfand der Chirurg allerdings vor allem als „Störung“, wollte Hitler zur Mäßigung der Massen auffordern, wozu es wegen der Verhaftung Hitlers allerdings nicht mehr kam. Bei einer im Grunde hitlerfreundlichen aber zur Mäßigung aufrufenden Kundgebung der Studenten vom 12. November 1923 hatte Sauerbruch nicht nur zu ertragen, dass er zusammen mit anderen Rednern von radikalen Hitlerparteigängern niedergepöbelt, sondern wenig später auch von Kolbenhieben der Reichswehr traktiert wurde, die auf provozierende Zurufe der Studenten („Judenknechte“) reagierte.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsNotes
- 1.
In einem Interview mit dem Agence-France-Presse Journalisten Pierre Frederix erinnerte sich Sauerbruch daran, durch den völkischen Schriftsteller Dietrich Eckart 1920 mit Hitler bekannt gemacht worden zu sein, der ihn um antisemitische Propaganda bei seinen Studenten gebeten habe. Vgl. AFP-Meldung für Europa vom 16.7.1945, hier zitiert nach Kudlien; Andree, Sauerbruch, 204.
- 2.
Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat, überreicht vom Nationalsozialistischen Lehrerbund Deutschland/Sachsen, Dresden 1934; hier zitiert nach: Ärztekammer Berlin (Hg.), Wert, 181.
- 3.
Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt/Main: 2590251, Sauerbruch, 28.10.1933.
- 4.
Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt/Main: 2632038/2, Sauerbruch, 12.11.2007.
- 5.
Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt/Main: 2632038/2 u. 2864095, Sauerbruch, 29.1.1938.
- 6.
Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt/Main: 2632038/2 u. 2864095, Sauerbruch, 29.1.1938.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Eckart, W. (2016). Sauerbruch und die NS-Bewegung. In: Ferdinand Sauerbruch – Meisterchirurg im politischen Sturm. essentials. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12547-9_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-12547-9_7
Published:
Publisher Name: Springer, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-12546-2
Online ISBN: 978-3-658-12547-9
eBook Packages: Medicine (German Language)