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Lohnt sich der frühe Weg nach draußen? Renditen des Erwerbs von transnationalem Humankapital

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Klassenlage und transnationales Humankapital

Part of the book series: Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften ((NBDS))

  • 1848 Accesses

Zusammenfassung

In welchem Maße lohnt sich der Erwerb von transnationalem Humankapital; inwieweit wirft sein Besitz entsprechende Renditen ab und führt dadurch - angesichts der sozial ungleichen Erwerbschancen - zur Reproduktion sozialer Klassen? Wir bilanzieren in diesem Kapitel eine Vielzahl vorliegender Studien und unterscheiden diesbezüglich drei verschiedene Renditeformen: Erstens diskutieren wir, inwieweit transnationales Humankapital eine Tendenz zur weiteren Vermehrung im Lebensverlauf hat. Zweitens fragen wir, inwieweit transnationales Humankapital in andere Kapitalformen konvertierbar ist, ob also der Erwerb transnationaler Kompetenzen zur Vermehrung des ökonomischen, kulturellen, sozialen und symbolischen Kapitals einer Person beiträgt und ihre politischen Partizipationsmöglichkeiten verbessert. Drittens widmen wir uns der Frage, in welchem Maße transnationales Humankapital mit einem gesamtgesellschaftlichen Mehrwert verbunden ist. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Verfügung über transnationales Humankapital ist mit vielfältigen Vorteilen für die betreffenden Personen wie auch Gesellschaften verbunden.

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Notes

  1. 1.

    Die Europäischen Schulen, von denen es insgesamt 14 in acht verschiedenen EU-Ländern gibt, sind in erster Linie zur Beschulung der Kinder von EU-Beamten und Vertragsbediensteten in ihrer jeweiligen Muttersprache eingerichtet worden. Sie bieten ein eigenes „Europäisches Abitur“ an, das in allen Mitgliedsländern der EU sowie in den USA und der Schweiz gleichwertig einem lokalen Abschluss anerkannt wird. Momentan besuchen rund 25.000 Schüler solche Schulen (Oberster Rat der Europäischen Schulen 2014).

  2. 2.

    Das neben der Verbreitung von Englisch auch die Nachfrage nach Englischkenntnissen deren mögliche Renditen am Arbeitsmarkt beeinflusst, zeigen die Ergebnisse der Studie von Mehtabul Azam und Kollegen (2010) zum Einkommen von Männern in Indien, wo die englische Sprache aufgrund der kolonialen Vergangenheit eine besondere Rolle spielt: Bereits geringe Englischkenntnisse können den (logarithmierten) durchschnittlichen Stundenlohn um 13 % steigern; wer fließend Englisch spricht, verdient sogar 34 % mehr.

  3. 3.

    Entsprechendes gilt für mobile Schüler. Dass die Teilnahme an einem Schüleraustauschprogramm gute Voraussetzungen für das spätere Berufsleben schafft, wird von David J. Bachner und Ulrich Zeutschel in einer Langzeitstudie zum Schüleraustausch zwischen Deutschland und den USA bestätigt. Danach haben die durch den Auslandsaufenthalt erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse für die Teilnehmer auch im Berufs- und Alltagsleben eine hohe Relevanz (Bachner und Zeutschel 1990, 2009; Zeutschel 2004).

  4. 4.

    Darauf weisen auch Ulrich Teichler und Kerstin Janson (2007) mit Bezugnahme auf mehrere Studien zu ERASMUS-Teilnehmern hin. Der subjektive Nutzen einer ERASMUS-Teilnahme hat erstens im Zeitverlauf – also mit der zunehmenden Verbreitung von ERASMUS-Aufenthalten – abgenommen und ist zweitens in den zentral- und osteuropäischen Ländern, wo bis dato weniger Menschen Gelegenheit zu studienbezogenen Auslandsaufenthalten hatten, deutlich höher als in den westeuropäischen Ländern.

  5. 5.

    Das scheinbare Paradox, dass sich in wirtschaftlich stark globalisierten Ländern wie Deutschland und den Niederlanden trotz des hohen Bedarfs an transnationalem Humankapital am Arbeitsmarkt geringere ökonomische Renditen aus diesem Kapital erzielen lassen als anderswo, ist daher keines: Die Verfügung über solches Kapital ist in vielen Berufen zwar notwendig, aber andererseits so verbreitet, dass sich daraus keine besonderen Vorteile im Hinblick auf das Gehalt oder die Aufstiegsmöglichkeiten ergeben.

  6. 6.

    Vgl. www.coleurope.eu/website/study/admissions-apply-online (zugegriffen: 24. Sep. 2015).

  7. 7.

    Vgl. www.hochschulkompass.de/studium/studieren-in-deutschland-die-fachsuche.html (zugegriffen: 30. Sep. 2015).

  8. 8.

    Das könnte sowohl an der Kürze eines ERASMUS-Aufenthaltes liegen – häufig nur ein Semester, bzw. drei bis vier Monate – als auch daran, dass Teilnehmer am ERASMUS-Programm häufig gar nicht die Sprache des Gastlandes sprechen. Wenn deutsche Studierende für ein Semester nach Barcelona, Helsinki oder Istanbul gehen, werden die wenigsten von ihnen die katalanische, finnische oder türkische Sprache erlernen. Sie werden stattdessen zumeist auf Englisch kommunizieren und englischsprachige Kurse an der Universität besuchen, wo sie wiederum mit anderen internationalen Studierenden zusammentreffen. Diese Einschätzung wird durch eine Studie von Christof Van Mol und Joris Michielsen (2015) unterstützt. Sie zeigen, dass vor allem die Sprachkompetenzen darüber entscheiden, wer mit wem während eines Auslandsstudiums interagiert. Das vor dem Auslandsaufenthalt und währenddessen erworbene transnationale linguistische Kapital beeinflusst demzufolge den Umfang der Netzwerke und somit das soziale Kapital.

  9. 9.

    Iain Wilson (2015) führt neben der Wirkung auf kosmopolitische Orientierungen noch vier weitere Mechanismen an, durch die sich Auslandsaufenthalte auf die Friedenssicherung und die Völkerverständigung auswirken können: über ihre Signalwirkung, die interkulturellen Kompetenzen der Teilnehmer, langfristige soziale Netzwerke und einen institutionellen Transfer.

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Gerhards, J., Hans, S., Carlson, S. (2016). Lohnt sich der frühe Weg nach draußen? Renditen des Erwerbs von transnationalem Humankapital. In: Klassenlage und transnationales Humankapital. Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12539-4_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-12539-4_6

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-12538-7

  • Online ISBN: 978-3-658-12539-4

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