Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird gezeigt, inwieweit Unterbrechungen der Erwerbsarbeit für Humankapitaldefizite und somit auch für die Einkommensdifferenzen zwischen Männern und Frauen verantwortlich gemacht werden können. Darüber hinaus wird hier, anhand von ökonomischen Ansätzen zur innerfamiliären Arbeitsteilung, eine Antwort auf die Frage gesucht, warum es auch heute noch in erster Linie Frauen sind, die ihre Erwerbsarbeit für die Betreuung und Erziehung der Kinder unterbrechen. Abschließend werden Erkenntnisse aus der empirischen Wirtschaftsforschung sowohl für Österreich als auch für Deutschland vorgestellt, um die sich aus einer Erwerbsunterbrechung ergebende „Lohnstrafe“ zu beziffern.
An dieser Stelle sei Margareta Kreimer für die äußerst hilfreichen Kommentare gedankt.
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Notes
- 1.
Gary Becker (1930–2014) ist einer der bekanntesten Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts, der für die Anwendung ökonomischer Prinzipien auf Themen wie Ehe, Bildung, Kriminalität oder auch Drogenabhängigkeit 1992 mit dem Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank im Gedenken an Alfred Nobel („Wirtschaftsnobelpreis“) ausgezeichnet wurde.
- 2.
Von einem „Normalen Gut“ wird in der Volkswirtschaftslehre dann gesprochen, wenn der Konsum eines Gutes mit steigendem Einkommen ansteigt.
- 3.
Becker spricht diese Rolle dem Vater bzw. dem Familienpatriarchen zu.
- 4.
Eine Nutzenfunktion ist eine mathematische Funktion, die in der Volkswirtschaftslehre dazu verwendet wird, Präferenzen von Wirtschaftssubjekten – zumeist Individuen und Haushalte – darzustellen.
- 5.
Sich ökonomisch rational zu verhalten, bedeutet grob gesprochen, dass man immer den größtmöglichen Nutzen anstrebt.
- 6.
In der Haupttätigkeit „Soziale Kontakte, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit“ sind viele Facetten von „Care-Arbeit“ inkludiert. Beispielsweise unterteilt sich der Teilbereich Freiwilligenarbeit in formelle Freiwilligenarbeit (aktive Mitarbeit ohne Bezahlung in einer formellen Organisation wie zum Beispiel dem Rettungsdienst) und informelle Freiwilligenarbeit (aktive Hilfe ohne Bezahlung außerhalb des eigenen Haushaltes wie zum Beispiel Nachbarschaftshilfe). Auch die Betreuung und Pflege sowie die Versorgung von kranken Erwachsenen im eigenen Haushalt gehört der Rubrik „Soziale Kontakte, Kinderbetreuung und Freiwilligenarbeit“ an.
- 7.
Einen detaillierten Überblick über typischerweise berücksichtigte Variablen geben Weichselbaumer und Winter-Ebmer (2005).
- 8.
Die Erwerbsquote ist definiert als der Anteil der Erwerbspersonen (unselbstständig und selbstständig Beschäftigte sowie vorgemerkte Arbeitslose) an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.
- 9.
Diese Einkommensdatenquelle wurde deshalb herangezogen, um zwischen Arbeiterinnen und Angestellten zu unterscheiden.
- 10.
Als Senioritätsentlohnung wird in der Ökonomie der Mechanismus bezeichnet, nach dem die Löhne mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit steigen.
- 11.
Allerdings stellt der unerklärbare Rest keine Maßzahl für Arbeitsmarktdiskriminierung gegenüber Frauen als Ganze dar, sondern lediglich für Diskriminierung in Bezug auf Löhne. Hierfür wird vorausgesetzt, dass Frauen in exakt denselben Berufen, unter den gleichen Bedingungen tätig sind wie Männer. Bemerkenswert ist, dass trotz Inklusion sämtlicher verfügbarer Daten in Lohnstudien typischerweise unerklärte Residuale ermittelt werden, die Frauen in exakt denselben Positionen prozentuelle Einkommenslücken gegenüber Männern zuschreiben, die im zweistelligen Bereich angesiedelt sind (Weichselbaumer 2013).
- 12.
Für die Schätzung wurden höher qualifizierte Frauen und Männer herangezogen.
- 13.
In der Ökonomie beschreibt das Konzept der Opportunitätskosten entgangene Erträge einer Handlungsalternative, auf welche verzichtet wurde, zugunsten der tatsächlich durchgeführten Handlung. Oftmals wird dabei von den Kosten entgangener Gewinne gesprochen. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass Opportunitätskosten keine Kosten im Sinne der Kosten- und Leistungsrechnung darstellen. Sie dienen ausschließlich der Quantifizierung einer nicht realisierten Handlungsmöglichkeit.
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Reiter, D. (2018). Humankapitaldefizite durch Betreuung und Pflege. In: Behrens, D., Kreimer, M., Mucke, M., Franz, N. (eds) Familie – Beruf – Karriere. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12504-2_3
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