Zusammenfassung
Die zunehmende Verbreitung von Smart Watches, Wearables und Fitness-Apps sind Vorboten des noch als Randerscheinung wahrgenommenen mHealth . Durch mobile Anwendungen ist ein proaktives „Checking & Tracking“ des eigenen Gesundheitszustands ebenso möglich wie die spontane Inanspruchnahme von professionellen Angeboten zur Information, Prävention und Therapie akuter und chronischer Erkrankungen. mHealth verändert das Verständnis konventioneller medizinischer Behandlung in positiver Weise als kundenorientierte und jederzeit verfügbare Serviceleistung dauerhaft. Werden die Potenziale der Technologie richtig genutzt lassen sich nachhaltige Verbesserungen in der medizinischen Versorgung und Volksgesundheit erreichen. Die Akteure der Gesundheitswirtschaft sehen sich mit einer unumkehrbaren Entwicklung konfrontiert, die als disruptive Innovation neue Chancen, aber auch eine massive Transformation mit sich bringt. Die Digitalisierung verschiebt den Wettbewerb von einer regionalen, fachlich und regulatorisch begrenzten Konkurrenz unter Medizinern auf einen globalen, interdisziplinären und branchenübergreifenden Kampf um Kunden, Wettbewerbsvorteile und Legitimation. Technologieunternehmen nutzen ihre Kompetenzen in der automatisierten Mustererkennung, Auswertung von Big Data und Algorithmen zur optimierten Diagnose und Therapie. Google, Apple und Microsoft könnten in Zukunft die Wettbewerbsregeln durch gleichzeitig wirksame und effiziente digitale Angebote zu ihren Gunsten ändern. Wenngleich eine ärztliche Untersuchung nicht ohne weiteres durch eine App zu ersetzen ist, so ist ein Leugnen der bevorstehenden Revolution ebenso wenig hilfreich wie blinder Aktionismus. Bevor Kliniken und Krankenkassen in ihrem Nutzen fragwürdige mobile Anwendungen entwickeln, nur um nicht den Trend zu verpassen, sollte ein Blick über die Markt- und Branchengrenzen geworfen werden. Eine Erschließung grenzüberschreitender Anwendungsfelder durch Innovationen (Cross Market Innovation) ermöglicht vorhandene Ressourcen und Kompetenzen, wie Fachwissen und Anwendungsexpertise, in neuer Weise zu nutzen und zu verwerten. Sinnvolle Konzepte eröffnen neue Kundenpotenziale und eine nachhaltige Wertschöpfung. Durch Erweiterung der eigenen Geschäftsgrundlage können zum einen das Risiko diversifiziert und zum anderen neue Einnahmequellen gesichert werden. Die Berücksichtigung alternativer Perspektiven auf Dienstleistungen und Märkte, etwa im Hinblick auf Kundenprobleme, Erlösmodelle oder neue Märkte, ergeben wichtige Impulse für die Gestaltung digitaler Gesundheitsdienstleistungen.
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Notes
- 1.
Das Kundenpotenzial errechnet sich aus ca. 6 Mio. Patienten in Therapie und weiteren 6 Mio. Betroffenen ohne Diagnose, denn nur jede zweite Depression wird erkannt (Axt-Gadermann 2015).
- 2.
Die Zahl berücksichtigt nur psychologische Psychotherapeuten und ärztliche Psychotherapeuten.
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Schmidt, A. (2017). Cross Market Innovation: Erschließung neuer Dienstleistungsmärkte am Beispiel von mHealth. In: Pfannstiel, M., Da-Cruz, P., Mehlich, H. (eds) Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen II. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12393-2_18
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