Von der Organisation der Pflege zur Pflege der Organisation

Zusammenfassung

Ausgangsbeobachtung dieses Beitrags ist, dass sich im Krankenhaus der Gegenwart das Pflegemanagement systematisch von den Problemen, aber auch von der professionellen Eigenlogik der auf der Station arbeitenden Pflegekräfte abzukoppeln scheint. Statt eine weitere Professionalisierung der Pflege zu unterstützen, geht der Aufstieg in die Pflegedienstleitung derzeit überwiegend mit der Übernahme technokratischer managerialer Haltungen einher. Vorgestellt werden empirische Analysen, die auf Experteninterviews mit einschlägigen Akteuren beruhen. Aus einer feldtheoretischen Perspektive wird deutlich, dass sich mit den originären Themen der Pflege unter den gegebenen Verhältnissen kaum mehr Relevanz einfordern lässt. Während Ärzte und Ärztinnen im Rückzug auf ihre professionelle Identität weiterhin Achtungsgewinne verbuchen und niemand ihnen die medizinische Expertise streitig macht, gelingt der Pflege die Ausbildung eigener, hinreichend stabiler Kompetenzbereiche letztlich kaum noch. Als Folge positionieren sich die Akteure des Pflegemanagements bewusst einseitig auf der Managementebene und übernehmen betriebswirtschaftliche Handlungsorientierungen. In der Annahme, auf diese Weise für die ganze Organisation zuständig zu werden, müssen sie eigene professionelle Ansprüche aufgeben.