Zusammenfassung
Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich mit der Technisierung der Überwachung durch Videokameras die gesellschaftlichen Sehordnungen verändern. Es werden die grob verallgemeinerten Annahmen einer zentrierten und panoptischen „Überwachungsgesellschaft“ mit Hilfe pragmatistischer Interaktions- und pluraler Öffentlichkeitstheorie und technografischer Mikroanalyse der soziotechischen Konstellationen korrigiert. Kernpunkte der Argumentation sind (1) die grundsätzliche „Ambivalenz“ des Sehens als schützende und zugleich kontrollierende Praxis gegenüber einer angenommenen Eindeutigkeit, (2) die „Zweiseitigkeit“ des Sehens und Gesehenwerdens, die in ihrer Wechselseitigkeit soziale Interaktionsordnungen stiftet, (3) die „Polyzentralität“ verteilter und verhandelter Sehordnungen gegenüber einer zentrierten Assymmetrie und (4) die praktisch hergestellte „Interaktivität in soziotechnischen Konstellationen“ statt der einfachen Instrumentalität medialer Techniken.
Der Text geht auf einen überarbeiteten Vortrag auf dem Deutschen Soziologie-Kongress in Leipzig 2002 zurück, der dort im Rahmen der Sitzung „Die Beobachtungsgesellschaft“ der Sektion Wissenssoziologie gehalten wurde. Die Fragen wurden durch das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt „On the Threshold to Urban Panopticon?“ (URBANEYE) angestoßen, das sich mit sozialen Effekten und politischen Implikationen des Closed-Circuit Television (CCTV) in sechs europäischen Hauptstädten vergleichend befasst. Er gibt jedoch nur meine eigenen theoretischen Überlegungen wieder und nicht die des gesamten Teams, das noch Hans-Liudger Dienel, Leon Hempel und Erik Töpfer vom Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität umfasst. Für Kritik und Anregungen habe ich noch den Kollegen Hubert Knoblauch, Uwe-Jens Walther und den Teilnehmern meines Forschungskolloquiums zu danken.
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Rammert, W. (2016). Gestörter Blickwechsel durch Videoüberwachung?. In: Technik - Handeln - Wissen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11773-3_8
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