Zusammenfassung
Modelle und Funktionsweisen von Schülergenossenschaften werden erläutert und die Ergebnisse von empirischen Untersuchungen zu deren Bildungsbeitrag werden vorgestellt. Hier interessieren insbesondere solche genossenschaftsspezifischen „Mehrwerte“, die im Governance-Modell, im Förderkonzept sowie in der nachgewiesenen Wirtschaftsweise liegen. Nicht nur arbeiten die Schülergenossenschaften tatsächlich genossenschaftlich, sie öffnen die Schulen zum lokalen Umfeld, unterstützen selbstläufige Lernprozesse und leisten so einen signifikanten Beitrag zur Entwicklung solcher Kompetenzen, die zum Übergang von der Schule zum Beruf, zur Alltagsbewältigung in den unterschiedlichsten Lebenswelten oder für ein nachhaltiges Verhalten im Wirtschaftsleben ebenso wie im bürgerschaftlichen Engagement beitragen.
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- 1.
So sieht beispielsweise das Niedersächsische Schulrecht (RdErl. d. MK vom 04.08.2004–32–81431; SVBl. Nr. 9/2004 S. 394; ber. SVBl. Nr. 12/2004 S. 536, Abschn. 4.4) schon seit 2004 in Schülerfirmen eine pädagogische Maßnahme zur Berufsorientierung. Das wird daran erkennbar, dass der Passus 4.4 zur Schülerfirma im Teil 4 angesiedelt ist, der mit „Berufsorientierende Maßnahmen“ überschrieben ist. Man kann daraus ableiten, dass die Schulpolitik Niedersachsens vertritt, dass Schülerfirmen in erster Linie der Berufsorientierung dienen sollen. Dass man die Schutzbedingungen des Schülerbetriebspraktikums auf die Schülerfirmen anwendet, bedeutet zwar rechtlich keine inhaltliche Festlegung. Der Usus in Niedersachsen allerdings zeigt, dass viele Haupt- und Förderschulen die Schülerfirma als geeignet dafür sehen, den Schülern die vorgesehenen 60 bis 80 Tage Berufsorientierung zukommen zu lassen, die in Abschn. 2.1 bzw. 2.4 desselben Erlasses gefordert werden.
- 2.
Hierfür wurden 2010/2011 30 bzw. 32 LehrerInnen zweimal schriftlich, knapp 560 SchülerInnen einmal schriftlich und 29 Schülergruppen mündlich nach den pädagogischen Effekten befragt.
- 3.
Zum Beispiel wird die Mustersatzung von den SchülerInnen an ihre Geschäftsidee angepasst, und man muss sich auf die Höhe des Genossenschaftsanteils einigen (vgl. Stiftung Partner für Schule in NRW 2013a). Die individualisierte Satzung wird in einer Gründungsprüfung vom Genossenschaftsverband begutachtet, anschließend wird die Schülergenossenschaft in das Schülergenossenschaftsregister eingetragen.
- 4.
Das Konzept der Gestaltungskompetenz(en) ist im Zusammenhang mit der Bildung für Nachhaltigkeit entstanden: es sind nach de Haan et al. 10 Teilkompetenzen notwendig, um nicht nur das Wissen über nachhaltige Prozesse zu erwerben, sondern im weiteren beruflichen und privaten Leben tatsächlich selbst für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen (vgl. de Haan 2008, insbes. S. 32). Um in unserer Untersuchung eine Vergleichbarkeit zu haben, orientierten wir die Formulierung der auf bestimmte Teilkompetenzen abzielenden Items unserer Befragung an Rode (2005). Diese haben dann wie folgt gruppiert:
Pragmatischer Kompetenzpol:
-
a)
selbstständig Informationen beschaffen und auswerten
-
b)
unterschiedliche Problemlösungswege beurteilen
-
c)
vorausschauend denken
-
d)
verschiedene Wissensgebiete und Fachinhalte miteinander verknüpfen
-
e)
selbstständig arbeiten
-
g)
komplizierte Zusammenhänge verstehen
-
k)
das eigene Vorhaben und dessen Ergebnisse darstellen
Normativer Kompetenzpol:
-
h)
wichtige Signale weltweiter Umweltveränderungen verstehen
-
i)
selbstständig Teilbereiche der Schule nachhaltig gestalten
-
j)
einschätzen, ob Entwicklungen in der Zukunft positive oder negative Auswirkungen haben
Sozialer Kompetenzpol:
-
f)
gemeinsam Aufgaben lösen
-
l)
im Team zusammenarbeiten
-
m)
unterschiedliche Meinungen vertreten können, ohne andere zu verletzen.
-
a)
Literatur
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hrsg) (2012): Infoletter GründerKlasse für mehr Unternehmergeist in der Schule, Ausgabe 25.04.2012, http://www.unternehmergeist-macht-schule.de/DE/Aktuelles/Aktuelle-Meldungen/Infoletter-GruenderKlasse.html (21.05.2014).
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Göler von Ravensburg N, Köppler W, Schulz-Stahlbaum F (2012) Genossenschaft in der Schule. Begleitforschung zum Projekt Nachhaltige Schülergenossenschaften in Niedersachsen 2009–2012. Memo, geno@school, FH Frankfurt 31.08.2012, download möglich von http://www.genoatschool.de/veroeffentlichungen/forschungsberichte/ (28.04.2016).
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Links im Internet (letzter Abruf 28.04.2016):
Junior-Programm des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): https://www.junior-programme.de/de/startseite/.
Bildungsverbund in Brandenburg mit “Servicestelle Schülerfirmen“: http://kobranet.de/projekte/servicestelle-schuelerfirmen/projekt.html.
Multiplikatoren Netzwerk Nachhaltige Schülerfirmen: http://nachhaltige-schuelerfirmen.de.
Netzwerk Berliner Schülerfirmen – Bildung & Wirtschaft: http://www.nebs.de.
Unternehmerinitiative für Schulen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie: http://www.unternehmergeist-macht-schule.de.
Schülerfirmenprogramm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in Kooperation mit der Heinz Nixdorf Stiftung: http://www.nasch21.de/firmen/firmen_00.html.
Wissenschaftliche Begleitung durch die Frankfurt University of Applied Sciences: www.genoatschool.de.
Programm des Genossenschaftsverbandes e.V.: http://www.schuelergenossenschaften.de.
Programme des RWGV, des BWGV und des Westf-. Handwerkskammertages:http://www.schuelergeno.de/schuelergenossenschaften/startseite.html.
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von Ravensburg, N.G. (2017). Schülergenossenschaft – ein frischer Weg zur inneren und äußeren Öffnung von Schule. In: Schmale, I., Blome-Drees, J. (eds) Genossenschaft innovativ. Sozialwirtschaft innovativ. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11753-5_14
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