Zusammenfassung
Social Network Sites (SNS) kommen in den gegenwärtigen Debatten um die Bedrohung oder gar das Ende der Privatheit eine besondere Rolle zu, als hier in einer zunächst persönlich und privat anmutenden Sphäre entsprechend private und selbst intime Informationen preisgegeben werden, ohne dass diese Informationen einen effektiven Schutz genießen. Paradoxerweise ist aber die Attraktivität von SNS trotz allen Wissens um die beständige Überwachung durch privatwirtschaftliche und staatliche Akteure ungebrochen. Statt aus diesem Umstand auf eine Transformation oder ein Ende von Privatheit zu schließen, wird hier vorgeschlagen, Überwachung und Selbstüberwachung im Zusammenhang einer Digitalisierung der Lebensführung zu betrachten.
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The Guardian, 10. Juni 2013, „Edward Snowden, NSA-Files Source: If they want to get you, in time they will.“
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Wohlgemerkt seitens der Geheimdienste eines eigentlich befreundeten Landes und unter Mithilfe der deutschen Geheimdienste; frühe Anhaltspunkte auf Überwachungsaktivitäten lieferte etwa die Electronic Frontier Foundation, www.eff.org; zur sich verändernden Rolle des Staats Goldsmith und Wu (2008); Steinbicker (2013).
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Le Monde v. 21. März 1974, „SAFARI ou la chasse aux Français?“.
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Sosehr diese beiden Extrempositionen in der Öffentlichkeit gehandelt werden, so wenig stehen sie natürlich für das Gros der User. Wer hält es schon durch, einen zusätzlichen Computer ohne jegliche Netzanbindung für alle privaten Angelegenheiten zu unterhalten und alle denn doch notwenigen Verbindungen zum Internet durch VPN und Verschlüsselung zu schützen? Und wer mag schon dem gegenlaufenden Programm folgen und tatsächlich alles offen legen? Die meisten User sind sich der Überwachungsmöglichkeiten mehr oder weniger bewusst, ohne jedoch notwendig ihr Verhalten daran auszurichten.
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Öffentliche Debatten um Gefährdungen der Privatsphäre sind gesellschaftspolitisch von großer Bedeutung, um das Ausmaß und die möglichen Folgen der technischen Überwachungsmöglichkeiten herauszustellen; das ändert aber nichts an den Obliegenheiten wissenschaftlicher Analyse, die um eine differenziertere und in ihren Ergebnissen vielleicht weniger zur Zuspitzung geeignete Betrachtung nicht herumkommt.
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Was auf den ersten Blick als Stärke dieser Konzeption erscheint, die zunächst eben alles an Verarbeitung personenbezogener Daten verbietet, was nicht ausdrücklich erlaubt oder vereinbart ist, sollte sich tatsächlich als eine wesentliche Schwäche erweisen. Denn das dadurch implizierte Erfordernis, immer eine besondere Gesetzesgrundlage bzw. Vereinbarung – sprich: eine Ausnahme von der Regel des Verbots zu schaffen – hat die paradoxe Folge, dass die Ausnahme zur Regel wird (etwa Bull 2011).
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Tatsächlich hebt auch Foucault den Zusammenhang zwischen den Bereichen Macht und Produktion hervor, etwa insofern „Überwachung sowohl ein Element im Produktionsapparat wie auch ein Rädchen innerhalb der Disziplinargewalt ist“ (Foucault 1976, S. 226 f.). Benigers Betrachtungsweise ist insofern weiter gefasst, als er die verschiedenen Sphären gleichermaßen in den Mittelpunkt stellt und dabei die Kontrollproblematik nicht nur auf Individuen bezieht, sondern auch Dinge und Abläufe einbegreift.
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Googles digitaler Assistent hat keinen Eigennamen, bei den übrigen sind es tatsächlich durchgehend Frauennamen.
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Angemerkt sei, dass gar nicht mal so sehr gespeicherte Daten, sondern vor allem Datenkommunikation über Backbones und Exchanges bis hin zum Anzapfen von Glasfaserleitern im Visier der Geheimdienste stehen, so etwa für den NSA im Rahmen von PRISM, wie die von Snowden veröffentlichen Daten belegen. In diesem Kontext wurde auch publik, dass der BND keineswegs so zurückhaltend oder technisch eingeschränkt ist, wie es oftmals den Anschein hatte, und etwa Zugriff auf den großen internationalen Frankfurter Exchange de-cix sowie Backbones der Deutschen Telekom hat; mit dem am 21. Oktober 2016 verabschiedeten „Gesetz zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung des Bundesnachrichtendienstes“ wurde jüngst eine neue Grundlage für diese Aktivitäten geschaffen, wobei zumindest umstritten ist, ob eine Eingrenzung des dort vorgesehenen „Ausland-Ausland“-Bereichs technisch tatsächlich realisierbar ist, siehe das Gutachten von Rechthien (2016).
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Es handelt sich hier um eine Heuristik zur Darstellung prinzipieller Zusammenhänge; tatsächlich schickt zum Beispiel Facebooks Code jede Tastatureingabe auf der Site, etwa in der eingebauten Suche, sofort an den Server, auch wenn sie gar nicht abgesendet, sondern gleich wieder gelöscht wurde.
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Aktuelle Daten unter https://w3techs.com/technologies/overview/traffic_analysis/all.
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Wichtige Aufschlüsse zur Analyse der Schuldzuweisung bei Grenzüberschreitungen liefert Goffman (1971, S. 49 ff.).
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Auffällig ist, dass – ausgehend vom Social Science Citation Index – die große Masse der wissenschaftlichen Literatur zu SNS Facebook zum Thema haben, an zweiter Stelle kommen abgeschlagen andere SNS aus dem amerikanischen Kontext, die großen asiatischen SNS ebenso wie das russische VKontakte werden nur vereinzelt thematisiert. Kulturvergleichende Analysen, zumindest jenseits des Aufzeigens von Diversität und Vielfalt der Verwendungsweisen (etwa Miller 2011), finden sich kaum, und was es an Studien zu SNS und Privatheit gibt, beruht in der Masse auf dem Privacy-Calculus-Ansatz (Dinev und Hart 2006; Vitkauskaite 2016; Morando et al. 2014; Bauer und Schiffinger 2016; eine Ausnahme bilden Miltgen und Peyrat-Guillard 2014).
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Ausgehend von Goffmans (1971) detaillierter Analyse dieser Gefahren wäre es eine spannende empirische Frage, inwiefern sich nicht nur die Umgangsformen in SNS entsprechend akkommodieren (etwa Wagner 2014), sondern sich vielleicht auch neue Abhilfemechanismen ausmachen lassen. Zur Bedeutung von Geheimnis und Information in der Interaktion vgl. auch die wichtigen Hinweise bei Simmel 1992, S. 383 ff., dazu Marx/Muschert 2009.
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Immerhin ist bisher nicht bekannt, dass SNS Informationen an Arbeitgeber weiterleiten, was allerdings zumindest in Deutschland auch ein völlig illegales Geschäftsmodell wäre. Anders als oftmals zu hören dürfen prospektive wie aktuelle Arbeitgeber in Deutschland ausschließlich beruflich orientierte Informationsquellen nutzen, LinkedIn also etwa durchaus, aber keineswegs Facebook oder Twitter; auch in den USA darf eine Recherche in SNS zumindest nicht zu Diskriminierung führen, ist also auch nicht der Willkür überlassen.
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Es sollte nicht vergessen werden, dass Big Data zunächst ein Sammelbegriff für kommerzielle Datenanalytikprodukte ist, die mit großen Versprechungen an den Markt gebracht werden; einige kritische Hinweise zur tatsächlichen Leistungsfähigkeit von Big Data finden sich etwa bei boyd und Crawford (2012).
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