Zusammenfassung
In Deutschland sind zwölf Jahre bis zum Abitur in allen Bundesländern die Regel geworden (Stichwort „G8“). Nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Kritik an der Schulzeitverkürzung besteht mittlerweile in mehreren Ländern für Gymnasien die Möglichkeit, nach der flächendeckenden Einführung von G8 wieder einen G9-Bildungsgang anzubieten, wodurch sich das Schulsystem auf kommunaler bzw. lokaler Ebene weiter ausdifferenziert. Durch die erweiterte Bildungszeit soll unterschiedlich lernenden Schülerinnen und Schülern ein zusätzliches Bildungsangebot im Gymnasialbereich gemacht und insgesamt mehr Zeit für die optimale Förderung ihrer individuellen Potenziale im unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Bereich bereitgestellt werden. Allerdings intensiviert diese Flexibilisierung der Schulzeitdauer die andauernde kritische Diskussion um die Öffnung des Gymnasiums für eine heterogenere, nicht-traditionell gymnasiale Schülerklientel. Der Beitrag analysiert die soziale und leistungsbezogene Komposition der Schülerschaft an Gymnasien mit neunjährigem Bildungsgang und zeigt auf, inwieweit Schulen die Opportunität zusätzlicher Lernzeit für einen produktiven Umgang mit Heterogenität nutzen.
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Kühn, S. (2016). Öffnung des Gymnasiums durch die Wiedereinführung von G9?. In: Kramer, J., Neumann, M., Trautwein, U. (eds) Abitur und Matura im Wandel. Edition ZfE, vol 2. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11693-4_5
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