Zusammenfassung
In diesem Jahr feiert das vereinigte Deutschland sein 25 jähriges Jubiläum. Dieses Ereignis bietet die Möglichkeit, auf die Geschichte zurückzublicken, auf 40 Jahre DDR, die Transformationsphase und die Jahre, die seit dem Umbruch 1989 hinter uns liegen. Das Zurückblicken ist jedoch nicht immer nur vergangenheitsorientiert, sondern zugleich zukunftsweisend: Die Gegenwart war als Zukunft des einst Vergangenen Projektionsfläche für Sehnsüchte und Hoffnungen, Erwartungen und Ängste, die die Menschen in den Zeiten des Wandels im Koffer über die Grenze der Geschichte trugen.
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Notes
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Gemäß des Rostocker Generationenmodells (Koschkar et al. 2014) ergeben sich auch für die Nachwendegeneration spezifische (sozialisatorische) Gemeinsamkeiten und strukturelle Rahmungen, die eine Herausbildung eines Generationenzusammenhangs vermuten lassen. Im Vordergrund der vorliegenden Untersuchung stehen jedoch weniger die sozialstrukturellen Kennzeichen der Generation, sondern vielmehr deren Deutungsmuster und Orientierungen in Bezug auf die DDR-Vergangenheit.
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Punken spricht von einem Familienhabitus, der durch die Selektion aus dem gesellschaftlichen Wissensvorrat in Form von Haltungen für den Umgang mit der Gesellschaft und individuellen Lebensanforderungen entsteht. Dieses habituelle Familienwissen oder auch „Rezeptwissen“ (2010, S. 84), das der Familie als Orientierungsrahmen dient, muss insbesondere in Zeiten gesellschaftlichen Wandels durch die wechselseitige Anregung der Familiengenerationen modifiziert und an die veränderten Lebensbedingungen angepasst werden.
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Es handelt sich um Interviews, die ihm Rahmen meiner noch unveröffentlichten Dissertation mit dem Arbeitstitel „Nachwendekinder zwischen gestern und morgen. Fallstudien zur Weitergabe DDR-spezifischer Orientierungen in ostdeutschen Familien“ erhoben wurden. Die Familieninterviews und Einzelgespräche wurden nach dem Gruppendiskussionsverfahren (Bohnsack et al. 2010) erhoben und nach der dokumentarischen Methode (Bohnsack et al. 2013) ausgewertet.
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@steht für Lachen.
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(.) bzw. (..) gibt die Länge der Pause in Sekunden an.
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Betontes Sprechen.
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Der Erzählstimulus ist sehr offen gehalten und fordert die Familie dazu auf, sich über das Thema DDR auszutauschen. Eine weitere thematische Einschränkung wird nicht vorgenommen, Nachfragen erfolgen erst, wenn die Eigenständigkeit der Diskussion nachlässt.
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Überlappende Redebeiträge.
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Leises Sprechen.
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Haag, H. (2016). Weitergabe von Transformationserfahrungen. Die DDR im Gedächtnis der Nachwendegeneration. In: Lettrari, A., Nestler, C., Troi-Boeck, N. (eds) Die Generation der Wendekinder. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11480-0_7
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