Zusammenfassung
Wir wissen: Das als Todsünden bezeichnete Verhalten gibt es losgelöst von früheren religiös-metaphysischen Bezügen auch in der modernen Welt. Was speziell Trägheit/Überdruss betrifft, so ist das Thema mit der erwähnten Banalisierung und Trivialisierung ebenso wenig erschöpft wie mit den Hinweisen auf Apathie, Einsamkeit und Gewalt. Informationsreicher sind die umfangreichen Arbeiten der Autoren Kuhn, Lyman und Werner. Speziell Werner gelingt es meisterhaft, den kompliziert-spröden Stoff umfassend aufzubereiten, freilich – hier gar nicht kritisch gemeint – in essayistischer Weise, die dem Thema vielleicht sowieso eher gerecht werden kann. Wie dem auch sei, es folgen noch einige abschließende Bemerkungen der These, wonach das moderne Wort für Acedia die Melancholie sei.
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Melancholie/Depression, ein unendliches Thema in Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Kulturgeschichte; medizinische Sicht, kurz und verständlich „Springers Lexikon Medizin“, Berlin 2004, dort die zahlreichen Stichworte zu „Depression“ und der Essay „Psychosen“: 177 ff. – Feelings of anger, Altschule: 117. – Luther, Mock: 49, 67.(„Bitte für mich elenden Wurm, den der Geist der Traurigkeit plagt“.) – Diagnostiker, neuerdings Ehrenberg. Er sieht die behauptete weite Verbreitung von (kein eindeutiger Terminus) Depressionen zusammen mit ausgeprägter Individualisierung und behauptet lapidar: „Das Erdbeben der Emanzipation hat zunächst kollektiv die Psyche jedes Menschen erschüttert… hat uns mehr und mehr zu Menschen ohne Führer gemacht“, infolgedessen wir „für uns selbst entscheiden und unsere eigenen Orientierungen konstruieren müssen“ (8). Das kostet seinen Preis. – Monopol, Dirks: 108. – Genealogie, Große: 18 ff. Vgl.: Die neuzeitliche Entdeckung der Langeweile als eines Sinnindikators menschlichen Seins und kulturellen Tuns wird Pascal zugeschrieben. Sie hat allerdings eine theologische Vorgeschichte… (a. a. O.: 22). – Zimmermann, zit.Schings: 167. -Kommentar, Schings: 238. -Andernorts, Endres: 168. – Conditio humana, Große: 22. – Kierkegaard notiert im Tagebuch: „Was wir in einer bestimmten Richtung mit dem Wort, Spleenʼ bezeichnen, was die Mystiker unter dem Namen, Die matten Augenblickeʼ kennen, das kennt das Mittelalter unter dem Namen Acedia (akedia Schlaffheit)“. Kierkegaards Ausführungen über „Die Krankheit zum Tode“ haben mit dem erwähnten Gemütszustand zu tun – was richtigerweise als „Melancholie, Schwermut oder, depressionʼ- Niederdrücktheit“ bezeichnet wird (Drewermann: 202). – Stichwörter, Illhardt: 316 f. – Schwermut, ein Menschheitsthema. Es gibt eine weit in die Geschichte hineinreichende Literatur über Schwermut. – Guardini: 27. Die Rede von einem angeblichen „Sinn der Schwermut“ betrifft sicherlich nicht deren Ausprägungen. Depressionen. Diese wiederum werden inzwischen weithin entmythologisiert auf biologische Prozesse zurückgeführt und als organische Krankheit begriffen. Vgl. dazu neuerdings den Forschungsstand reflektierend Holsboer. Kurz und bündig und richtigerweise stellt er fest: „Eine Erkrankung der Neuzeit ist die Depression sicher nicht“ (37).
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Bellebaum, A. (2016). Innere Leere – Spurensuche in der modernen Gesellschaft. In: Acedia-Menschen. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11396-4_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-11396-4_9
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-658-11396-4
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