Zusammenfassung
Die so genannte Schuldenbremse, also das Ergebnis der Reform des deutschen Kreditverfassungsrechts von 2009, ist nicht, wie manche meinen, eine Schlussfolgerung aus der Finanz- und Staatsschuldenkrise ab 2008. Diese hätte ja angesichts des Wirkens der erwähnten keynesianisch inspirierten Konjunkturprogramme eher in anderer Richtung ausfallen müssen. Nein, die Schuldenbremse ist das Ergebnis des neoliberalen Staatsverständnisses, das den privaten Nutzen voranstellt und den öffentlichen Sektor daran hindern will, das Allgemeininteresse an ausreichenden öffentlichen Leistungen vor allem in den Bereichen Gesundheit und soziale Sicherheit, Chancengleichheit und Bildung, Umweltschutz und Kultur zu realisieren. Die strikte Schuldenregel sollte in Kraft gesetzt werden, um Staat und Kommunen daran zu hindern, die eingeschlagene Steuersenkungspolitik der vergangenen Jahrzehnte durch Krediteinnahmen auszugleichen. Am Ende des Weges soll „eine neue Stabilitätskultur“ stehen, in der sich der öffentliche Sektor den privatwirtschaftlichen Interessen allein schon deshalb zu beugen hat, weil ihm die finanziellen Mittel zum Gegensteuern fehlen.
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- 1.
Die Höhe des strukturellen Defizits berechnet sich durch Bereinigung der Einnahmen und Ausgaben des Bundeshaushalts von Konjunktureinflüssen und finanziellen Transaktionen wie zum Beispiel Verkäufen nichtfinanzieller Forderungen, Erlösen aus Versteigerungen öffentlicher Lizenzen oder Steueramnestien.
- 2.
Erdbeben, Hochwasser, Unwetter, Dürre, Massenerkrankungen.
- 3.
Schadensereignisse von großem Ausmaß und von Bedeutung für die Öffentlichkeit, die durch Unfälle, technisches oder menschliches Versagen ausgelöst oder von Dritten absichtlich herbeigeführt werden, eine plötzliche Beeinträchtigung der Wirtschaftsabläufe in einem extremen Ausmaß oder ein Ereignis von positiver historischer Tragweite, das einen erheblichen Finanzbedarf auslöst.
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Bajohr, S. (2016). Föderalismusreform II: ein neues Kreditverfassungsrecht. In: Die Schuldenbremse. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11324-7_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-11324-7_7
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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