Zusammenfassung
Moderne Demokratien sind Generatoren von Vorstellungen. Sie motivieren und stützen sich nicht nur auf Ideen und rationale Prinzipien, sondern auch auf Bilder, Symbole, Gefühle und Vorstellungen des gemeinsamen Lebens, des Staates und der Regierenden. Will man die politische Repräsentation verstehen, muss man diese Dimension des Politischen in den Blick nehmen. Allerdings ist politische Repräsentation nicht nur in der Demokratie, sondern in allen politischen Ordnungen auf das Symbolische angewiesen. Es liegt in der sozialen Natur des Menschen, dass er immer über Symbole kommuniziert und das Symbolische braucht, um sich der Welt, in der er lebt, anzunähern. Ernst Cassirer hatte erkannt, dass der Mensch schon immer in einem Symbolnetz eingebettet ist (Cassirer 1960: 39), und die Wissenssoziologie hat gezeigt, dass dieses Symbolnetz konstitutiv dafür ist, dass wir überhaupt eine allgemein geteilte Wirklichkeit erkennen (Berger und Luckmann 2001). Wie könnten daher Symbolizität und das Symbolische keine Rolle in der politischen Repräsentation spielen?
Der vorliegende Aufsatz fasst die Ergebnisse des ersten Kapitels meines Buches Das Symbolische, das Imaginäre und die Demokratie. Eine Theorie der Repräsentation, Nomos Verlag, Baden-Baden 2015 zusammen. Ich danke der VolkswagenStift ung für die Unterstützung meiner Arbeit.
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Diehl, P. (2016). Repräsentation im Spannungsfeld von Symbolizität, Performativität und politischem Imaginären. In: Diehl, P., Steilen, F. (eds) Politische Repräsentation und das Symbolische. Staat – Souveränität – Nation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11186-1_2
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