Skip to main content

Diskriminierung im Strafrecht

  • Chapter
  • First Online:
Handbuch Diskriminierung

Part of the book series: Springer Reference Sozialwissenschaften ((SRS))

Zusammenfassung

Diskriminierung im Strafrecht lässt sich auf der Ebene der Strafnormen der Strafgesetze sowie in der justiziellen Behandlung beobachten. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurden insbesondere geschlechtsbezogene Diskriminierungen in Strafbestimmungen durch (Ent-)Kriminalisierung beseitigt, aber ungewollt auch andere Benachteiligungen geschaffen bzw. aufrechterhalten. Empirische Studien zur Diskriminierung von Angehörigen unterer sozialer Schichten und ethnischer Minderheiten durch Staatsanwaltschaften und Gerichte ergeben kein einheitliches Bild, verdeutlichen aber den Bedarf nach einer stärkeren Sensibilisierung der Berufsgruppen für die möglichen Einflussfaktoren, welche die Unabhängigkeit von Urteilen beeinflussen und Diskriminierungserfahrungen begünstigen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 159.00
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Relevant ist auch das Strafverfahrens- und Nebenstrafrecht (z. B. Strafprozessordnung, Betäubungsmittelgesetz), das hier aus forschungsökonomischen Gründen außen vor bleibt.

  2. 2.

    Faktische Ungleichverhältnisse in Mehrehen (auch in Einehen) sind aber nicht ungewöhnlich: „Dass Konstellationen mit mehr als zwei Personen in der Lebensrealität deshalb Dominanz eines (meist männlichen) Ehegatten und Unterordnung der anderen (meist weiblichen) Partner mit sich bringen, ist deshalb zwar keine zwingende Konsequenz, aber sehr wahrscheinlich“ (Hörnle 2005, S. 451).

  3. 3.

    Beachte auch hier das zuvor erwähnte Analogieverbot, Sering 2011 und Wieck-Noodt 2012; bei Anwendung körperlicher Gewalt ist auch eine Strafbarkeit aufgrund der Körperverletzungsdelikte (§§ 223 ff. StGB) möglich.

  4. 4.

    Beachte nur das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 zu Anfang des NS-Regimes.

  5. 5.

    Unabhängig von der Staatsanwaltschaft besteht freilich die Möglichkeit der Privatklage nach §§ 374 ff. StPO, bei Straftaten, bei denen das öffentliche Strafverfolgungsinteresse weniger stark berührt ist. Empirisch scheint dieser Weg jedoch von nur geringer Bedeutung zu sein (Heinz 2010, S. 12).

Literatur

Zeitschriftenartikel

  • Amelung, K. (1999). Über Freiheit und Freiwilligkeit auf der Opferseite der Strafnorm. Goltdammer’s Archiv für Strafrecht, 146(4), 182–204.

    Google Scholar 

  • Bundesverfassungsgericht. (1957). Männliche Homosexualität und GG. Neue Juristische Wochenschrift, 10(23), 865–869.

    Google Scholar 

  • Bundesverfassungsgericht. (2008). Strafbarkeit des Beischlafs zwischen Geschwistern. Neue Juristische Wochenschrift, 61(16), 1137–1146.

    Google Scholar 

  • Dittmann, J., & Wernitzing, B. (2003). Strafverfolgung und Sanktionierung bei deutschen und ausländischen Jugendlichen und Heranwachsenden. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 86(3), 195–205.

    Google Scholar 

  • Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte. (2013). Einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Geschwistern als Straftat. Neue Juristische Wochenschrift, 66(4), 215–216.

    Google Scholar 

  • Geißler, R., & Marißen, N. (1990). Kriminalität und Kriminalisierung junger Ausländer. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 42(4), 663–687.

    Google Scholar 

  • Hassemer, W. (2008). Abweichende Meinung zum Beschluss des Zweiten Senats vom 26. Februar 2008. Neue Juristische Wochenschrift, 61(16), 1142–1146.

    Google Scholar 

  • Hörnle, T. (2008). Das Verbot des Geschwisterinzests – Verfassungsgerichtliche Bestätigung und verfassungsrechtliche Kritik. Neue Juristische Wochenschrift, 61(29), 2085–2088.

    Google Scholar 

  • Hupfeld, J. (1999). Richter- und gerichtsbezogene Sanktionsdisparitäten in der deutschen Jugendstrafrechtspraxis. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 82(5), 342–350.

    Google Scholar 

  • Keiser, C. (2014). Strafverschärfung bei Hasskriminalität. Zeitschrift für Rechtspolitik, 47(4), 127.

    Google Scholar 

  • Ludwig-Mayerhofer, W., & Niemann, H. (1997). Gleiches (Straf-)Recht für alle? Neue Ergebnisse zur Ungleichbehandlung ausländischer Jugendlicher im Strafrecht der Bundesrepublik. Zeitschrift für Soziologie, 26(1), 35–52.

    Article  Google Scholar 

  • Lukas, T. (2011). Kriminalisierung als Diskriminierung. Schichtbezogene und ethnische Ungleichheit im Prozess der strafrechtlichen Sozialkontrolle. Sozial Extra, 35(11), 43–47.

    Article  Google Scholar 

  • Mansel, J. (2008). Ausländer unter Tatverdacht. Eine vergleichende Analyse von Einstellung und Anklageerhebung auf der Basis staatsanwaltlicher Ermittlungsakten. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 60(3), 551–578.

    Article  Google Scholar 

  • Mansel, J., & Albrecht, G. (2003). Migration und das kriminalpolitische Handeln staatlicher Strafverfolgungsorgane. Ausländer als polizeilich Tatverdächtige und gerichtlich Abgeurteilte. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 55(4), 679–715.

    Article  Google Scholar 

  • Reichertz, J., & Schröer, N. (1993). Beschuldigtennationalität und Polizeiliche Ermittlungspraxis. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 45(4), 755–771.

    Google Scholar 

  • Schott, T. (2004). Ausländer vor Gericht. Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 15(4), 385–395.

    Google Scholar 

  • Sering, C. (2011). Das neue „Zwangsheirat-Bekämpfungsgesetz“. Neue Juristische Wochenschrift, 64(30), 2161–2165.

    Google Scholar 

  • Sick, B. (1991). Zweierlei Recht für zweierlei Geschlecht: Wertungswidersprüche im Geschlechterverhältnis am Beispiel des Sexualstrafrechts. Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft, 103(1), 43–91.

    Article  Google Scholar 

  • Stoltenberg, K. (2012). Verpflichtung der Ermittlung und Berücksichtigung rassistischer Motive bei der Strafzumessung. Zeitschrift für Rechtspolitik, 45(4), 119–122.

    Google Scholar 

  • Timm, F. (2014). Tatmotive und Gesinnungen als Strafschärfungsgrund am Beispiel der „Hassdelikte“. Juristische Rundschau, 2014(4), 141–148.

    Article  Google Scholar 

  • Tolmein, O. (2001). Strafrechtliche Reaktionsmöglichkeiten auf rassistisch motivierte Gewaltdelikte. Zeitschrift für Rechtspolitik, 34(7), 315.

    Google Scholar 

  • Tolmein, O. (2014). Strafverschärfung bei Hasskriminalität. Zeitschrift für Rechtspolitik, 47(7), 127.

    Google Scholar 

Bücher

  • Berndt, T. (2010). Richterbilder. Dimensionen richterlicher Selbsttypisierungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Blankenburg, E., Sessar, K., & Steffen, W. (1978). Die Staatsanwaltschaft im Prozess strafrechtlicher Sozialkontrolle. Berlin: Duncker und Humblot.

    Google Scholar 

  • Dolderer, A. B. (2012). Menschenwürde und Spätabbruch. Heidelberg: Springer.

    Book  Google Scholar 

  • Dreher, E. (1970). Strafgesetzbuch mit Nebengesetzen und Verordnungen. München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Dreher, E. (1974). Strafgesetzbuch mit Nebengesetzen und Verordnungen. München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Feest, J., & Blankenburg, E. (1972). Die Definitionsmacht der Polizei. Strategien der Strafverfolgung und soziale Selektion. Düsseldorf: Bertelmann Universitätsverlag.

    Google Scholar 

  • Fischer, T. (2016). Strafgesetzbuch mit Nebengesetzen und Verordnungen. München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Hörnle, T. (2005). Grob anstößiges Verhalten Strafrechtlicher Schutz von Moral, Gefühlen und Tabus. Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann.

    Google Scholar 

  • Lang, K. (2014). Vorurteilskriminalität. Eine Untersuchung voruteilsmotivierter Taten im Strafrecht und deren Verfolgung durch Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Langer, W. (1994). Staatsanwälte und Richter. Justitielles Entscheidungsverhalten zwischen Sachzwang und lokaler Justizkultur. Stuttgart: Enke.

    Google Scholar 

  • Lautmann, R. ([1972] 2011). Justiz – die stille Gewalt. Wiesbaden: VS Verlag.

    Google Scholar 

  • Pfeiffer, C., Kleimann, M., Petersen, S., & Schott, T. (2005). Migration und Kriminalität. Ein Gutachten für den Zuwanderungsrat der Bundesregierung. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

    Google Scholar 

  • Shaw, Y.-F. (2005). Entwicklung und Reform zur Vergewaltigung in der Ehe gemäß § 177 StGB. Der Kampf um Anerkennung aus rechtshistorischer und rechtsphilosophischer Sicht. Berlin: Peter Lang.

    Google Scholar 

Buchkapitel

  • Albrecht, H.-J. (2007). Legitimacy and criminal justice: Inequality and discrimination in the German criminal justice system. In T. R. Tyler (Hrsg.), Legitimacy and criminal justice (S. 302–331). New York: Russell Sage Foundation.

    Google Scholar 

  • Albrecht, H.-J. (2011). Bestrafung der Armen? Zu Zusammenhängen zwischen Armut, Kriminalität und Strafrechtsstaat. In B. Dollinger & H. Schmidt-Semisch (Hrsg.), Gerechte Ausgrenzung? Wohlfahrtsproduktion und die neue Lust am Strafen (S. 111–129). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Duttge, G. (2011). Strafbarkeit des Geschwisterinzests aufgrund „eugenischer Gesichtspunkte“? In M. Heinrich, C. Jäger, H. Achenbach, K. Amelung, W. Bottke, B. Haffke, B. Schünemann & J. Wolter (Hrsg.), Strafrecht als Scientia Universalis (Bd. I, S. 227–243). Berlin: De Gruyter.

    Google Scholar 

  • Frommel, M. (2013a). StGB § 172 Doppelehe. In U. Kindhäuser, U. Neumann & H.-U. Paeffgen (Hrsg.), Strafgesetzbuch (StGB) (Rn. 1–8). Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Frommel, M. (2013b). StGB § 177 Sexuelle Nötigung; Vergewaltigung. In U. Kindhäuser, U. Neumann & H.-U. Paeffgen (Hrsg.), Strafgesetzbuch (StGB) (Rn. 1–14). Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Grundies, V., & Light, M. (2014). Die Sanktionierung der „Anderen“ in der Bundesrepublik. In M. A. Niggli & L. Marty (Hrsg.), Risiken der Sicherheitsgesellschaft (S. 225–239). Mönchengladbach: Forum Verlag.

    Google Scholar 

  • Hörnle, T. (2012). StGB § 183 Exhibitionistische Handlungen. In W. Joecks & K. Miebach (Hrsg.), Münchener Kommentar zum StGB (Rn. 1–27). München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Köllisch, T. (2008). Vom Dunkelfeld ins Hellfeld: Determinanten der Kriminalisierung jugendlicher Ladendiebe. In T. Görgen, K. Hoffmann-Holland, H. Schneider & J. Stock (Hrsg.), Interdisziplinäre Kriminologie. Festschrift für Arthur Kreuzer zum 70. Geburtstag (Bd. I, S. 353–373). Frankfurt/a. M.: Verlag für Polizeiwissenschaft.

    Google Scholar 

  • Krauß, D. (2010). Rechtsgut und kein Ende. Zur Strafbarkeit des Geschwisterinzests (BVerfGE 120, 224). In F. Herzog, U. Neumann, W. Hassemer (Hrsg.), Festschrift für Winfried Hassemer (S. 423–437). Heidelberg: C.F. Müller.

    Google Scholar 

  • Kühl, K. (2014). StGB § 172 Doppelehe. In K. Kühl & M. Heger (Hrsg.), Strafgesetzbuch (Rn. 1–8). München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Ludewig, R., LaLlave, J., & Gross-De Matteis, B. (2013). Staatsanwälte zwischen Urteil und Vorurteil. Rechtlich legitime und nicht legitime Einflussfaktoren in Entscheidungen von Staatsanwälten. In D. Fink, A. Kuhn & C. Schwarzenegger (Hrsg.), Migration, Kriminalität und Strafrecht – Fakten und Fiktion (S. 145–164). Bern: Stämpfli Verlag.

    Google Scholar 

  • Oberwittler, D., & Lukas, T. (2010). Schichtbezogene und ethnisierende Diskriminierung im Prozess der strafrechtlichen Sozialkontrolle. In U. Hormel & A. Scherr (Hrsg.), Diskriminierung. Grundlagen und Forschungsergebnisse (S. 221–254). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Chapter  Google Scholar 

  • Renzikowski, J. (2012). StGB § 181a Zuhälterei. In W. Joecks & K. Miebach (Hrsg.), Münchener Kommentar zum StGB (Rn. 1–76). München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Ritscher, C. (2012). StGB § 172 Doppelehe. In W. Joecks & K. Miebach (Hrsg.), Münchener Kommentar zum StGB (Rn. 1–21). München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

  • Sack, F. (1969). Probleme der Kriminalsoziologie. In R. König (Hrsg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung (Bd. II, S. 961–1049). Stuttgart: Enke.

    Google Scholar 

  • Schubarth, M. (2012). Inzestverbot und Verfassung. In W. Degener & M. Heghmanns (Hrsg.), Festschrift für Friedrich Denker zum 70. Geburtstag (S. 273–285). Tübingen: Moh Siebeck.

    Google Scholar 

  • Wieck-Noodt, B. (2012). StGB § 237 Zwangsheirat. In W. Joecks & K. Miebach (Hrsg.), Münchener Kommentar zum StGB (Rn. 1–80). München: C.H. Beck.

    Google Scholar 

Online-Dokumente

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Rita Haverkamp .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

About this chapter

Cite this chapter

Haverkamp, R., Lukas, T. (2017). Diskriminierung im Strafrecht. In: Scherr, A., El-Mafaalani, A., Yüksel, G. (eds) Handbuch Diskriminierung. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10976-9_18

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-10976-9_18

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-10975-2

  • Online ISBN: 978-3-658-10976-9

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics