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Verbraucherinformation und Verbraucherbildung

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Verbraucherwissenschaften

Zusammenfassung

Das weit verbreitete Informationsparadigma oder Informationsmodell erzeugt die Illusion, jede und jeder könnte immer alles wissen und tun. Ergebnisse aus der Behavioral Economics & Finance und aus dem Bereich Neuro Economics legen jedoch nahe, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht in jedem wichtigen Lebens- und Konsumbereich permanent alle wichtigen Informationen wahrnehmen, verarbeiten, abrufbar speichern und in ihrer Erwartungsbildung und Entscheidung berücksichtigen können. Einer einfachen, klaren, verständlichen und vergleichbaren Verbraucherinformation kommt daher ebenso wie der Verbraucherbildung eine zentrale Rolle zu. Die Verbraucherbildung sollte unter anderem darauf fokussieren, die Wichtigkeit und Relevanz der Informationen, die für eigene Problemlösungen geeignet erscheinen, selektieren zu können. Nicht so sehr zahlreiches Detailwissen, sondern vor allem eine sogenannte Meta-Bildung scheinen eher zielführend zu wirken. In der Regel wird es darum gehen, zu lernen, wie man Expertise findet, ohne selbst jeweils Experte werden zu müssen.

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Notes

  1. 1.

    Oehler 2011/2012 (für den folgenden Abschnitt zur empirischen Untersuchung).

  2. 2.

    Oehler 2015c.

  3. 3.

    Oehler 2012c. Für WpHG-Produkte gibt es zwar zwischenzeitlich weitere Ausführungshinweise, allerdings eben nur für diese und ebenso nicht als klare, verständliche und vergleichbare Mustertexte.

  4. 4.

    Oehler 2015c.

  5. 5.

    Vgl. Verbraucherkommission (VK) 2013, S. 3. Vgl. auch die vergleichbaren Forderungen zu Produkt- und Dienstleistungstests sowie zu Labeln in Oehler 2013c, 2014 sowie Verbraucherkommission (VK) 2011.

  6. 6.

    Oehler 2015c für diesen Abschnitt zum Zahlungskonto.

  7. 7.

    Zur Diskussion und Problematisierung der Kompetenzen vgl. z. B. Wilhelm-Oehler 2006; Schlegel-Matthies 2011.

  8. 8.

    Vgl. zum Beispiel Oehler 2012d; vgl. auch die Studie zum Finanzwissen junger Erwachsener „Ohne Moos nix los – Wie junge Menschen über Geld und Finanzen denken“/„Typen für die Sendung“, WDR, Köln, Oehler 2011/2012. Das Manko einiger anderer Studien besteht zum einen darin, dass sie neben der Interessengeleitetheit der Fragestellung (Auftraggeber sind oft Finanzintermediäre) insb. nur Jugendliche und junge Erwachsene befragen (ohne Vergleich zur Bevölkerung; etwa Hurrelmann/MetallRente 2010, FAZ-Institut/DSGV 2010) und/oder die Fragestellungen so angelegt sind, falsche oder unklare Antworten zu erzeugen (etwa Forsa/BMELV zum Girokonto oder Lusardi zur Anlage in Fonds); zu den genannten Negativbeispielen vgl. die Darstellung und die Quellen in Oehler 2012f, g, h.

  9. 9.

    Zu kurz greift hier die allgemein postulierte These (vgl. Römer und Tscheulin 2008), erhöhtes Risiko führe Entscheider verstärkt zu eigenen Informationsanstrengungen und reduziere bzw. substituiere Vertrauensbeziehungen. Richtig erscheint sicherlich zunächst, dass erst wahrgenommenes Risiko zu einer Vertrauenssituation führt. Allerdings muss subjektiv erst ein erhöhtes Risiko wahrgenommen werden (können), damit Entscheider zunehmend selbst aktiver werden. Gerade in inhaltlich oder zeitlich komplexen Situationen bleibt die einsetzende Sensibilisierung bloße Behauptung.

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Oehler, A. (2017). Verbraucherinformation und Verbraucherbildung. In: Kenning, P., Oehler, A., Reisch, L., Grugel, C. (eds) Verbraucherwissenschaften. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10926-4_15

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