Zusammenfassung
In dem Beitrag wird danach gefragt, welche Formen von Sozialität dörflichen Infrastrukturen aus der Sicht von Betreiber(inne)n und Nutzer(inne)n innewohnen und wie diese mit Dörflichkeit korrespondieren. Die Analyse baut auf einer selbstentwickelten soziologischen Konzeption von Infrastrukturen auf. Infrastrukturen erbringen Vorleistungen (1), transportieren Sozialität (2), besitzen ein eigenes Regelwerk (3), haben verräumlichende Qualitäten (4) und entfalten eine sozialräumlich ordnende Kraft (5). Auf der Basis eigenen empirischen Materials werden die ersten drei Eigenschaften näher beleuchtet. Es lassen sich drei Formen von infrastruktureller Sozialität identifizieren, die in unterschiedlicher Art und Weise auf Dörflichkeit Bezug nehmen: Infrastrukturelle Sozialität kann sich erstens an Dörflichkeit orientieren, zweitens an einem generellen Verständnis vom Sinn der betreffenden Infrastruktur und drittens an divergenten inhaltlichen Auffassungen darüber, was die jeweilige Infrastruktur leisten soll.
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Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, wurden die Namen aller Dörfer geändert.
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Barlösius, E., Spohr, M. (2017). Infrastrukturen im Dorf: Welche Formen von Sozialität ermöglichen sie?. In: Flitner, M., Lossau, J., Müller, AL. (eds) Infrastrukturen der Stadt. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10424-5_12
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