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„‚Reich‘ ist ein jüdischer Name …“

Kontinuitäten antisemitischen Sprachgebrauchs in den Neuen Medien

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Zusammenfassung

Dieser Beitrag zeigt auf, in welcher Form antisemitische Stereotype über Jahrhunderte hinweg durch die Sprache kontinuierlich reproduziert und überliefert wurden. Es soll demonstriert werden, welche Gemeinsamkeiten zwischen den Jüdinnen und Juden diffamierenden und ausgrenzenden Denk- und Sprachgebrauchsmustern in Vergangenheit und Gegenwart vorliegen, wobei hier der Fokus auf den Stereotypen der ‚jüdischen Gier und Macht‘ sowie dem daraus erwachsenden Konstrukt der ‚jüdischen Weltverschwörung‘ liegt. Grundannahme für diesen Vergleich ist, dass sich die sprachlichen Realisierungsformen zwar den jeweiligen historischen Umständen immer wieder anpassten, aber die entsprechenden judenfeindlichen Konzeptualisierungen und somit die Semantik auch im 21. Jahrhundert erhalten bleiben.

Blog auf Yahoo.com (Juni 2013). s. Beleg (16).

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Notes

  1. 1.

    Gemäß den Konventionen der Kognitiven Linguistik werden Belegbeispiele vom Text abgesetzt und mit Nummern versehen. Direkt übernommene Zitate werden in Anführungszeichen, syntaktisch oder morphologisch veränderte Zitate, Beispielsätze beziehungsweise -ausdrücke sowie Umschreibungen und Hervorhebungen kursiv gesetzt. Konzeptuelle, d. h. mentale Einheiten werden im Fließtext über einfache Anführungszeichen kenntlich gemacht.

  2. 2.

    Die Ausgrenzung und die damit einhergehende Stigmatisierung von Jüdinnen und Juden als Fremde, die über eine Zuschreibung negativer Eigenschaften definiert werden, erfüllt die Funktion der Stabilisierung der Wir-Gruppe. Der obsessive Glaube an diese Eigenschaften verfestigt sich zu stereotypen Mustern, die nicht mehr in Frage gestellt werden (vgl. Benz 2004, S. 25).

  3. 3.

    Die emotionale Basis, die historisch wie gegenwärtig für antisemitischen Sprachgebrauch eine wichtige Komponente darstellt, wurde detailliert von Schwarz-Friesel und Reinharz (2013) untersucht.

  4. 4.

    Diese Konzeptualisierung basiert unter anderem darauf, dass Christ_innen die Ausübung des Geldverleihs sowie Zinsnehmens seit der späten Antike durch die Konzilien untersagt war und Jüdinnen und Juden durch ihren Ausschluss aus Zünften (und damit aus vielen Berufsfeldern) auf die Tätigkeit des Handels mit Altwaren, Pfandleihe sowie Zinsdarlehen beschränkt waren (vgl. Eckert 1991, S. 84).

  5. 5.

    Als Synekdoche wird ein rhetorisches Stilmittel bezeichnet, welches durch die Substituierung eines Ausdrucks innerhalb seines semantischen Feldes mit einem engeren oder weiteren Begriff gekennzeichnet ist, zum Beispiel durch die Bezeichnung des Ganzen durch einen Teil, wie im vorliegenden Fall (hier sprechen wir von einer partikularisierenden Synekdoche). Der Austausch eines Begriffes kann allerdings auch umgekehrt realisiert werden (vgl. Bußmann 2002, S. 672).

  6. 6.

    Nach Lakoff und Johnson (1980) wird im Zuge der Metaphernbildung ein abstrakter Sachverhalt (Zielbereich) mit Hilfe des metaphorischen Rückgriffs auf einen konkreten und erfahrungsnahen Gegenstand (Ursprungsbereich) übertragen. Mit Metaphern werden komplexe Sachverhalte in der Terminologie vertrauter und greifbarer Gegenstandsbereiche ausgedrückt (vgl. Lakoff und Johnson 1980, S. 109). Der Gegenstand, der durch die lexikalische Bedeutung des Ausdrucks erfasst wird und der Gegenstand, auf den sich der Ausdruck bei metaphorischer Verwendung bezieht, stehen normalerweise in einer speziellen Ähnlichkeitsbeziehung zueinander. Dabei werden diese Ähnlichkeits- oder Analogiebeziehungen in manchen Fällen aber auch erst über die Metapher selbst konstruiert (vgl. Skirl und Schwarz-Friesel 2013, S. 4 f.), wie es zum Beispiel hinsichtlich des verbalen Antisemitismus der Fall ist.

  7. 7.

    Gleiches gilt auch für die folgenden Metaphern aus den thematischen Bereichen Krankheiten und Tiere.

  8. 8.

    Mit persuasiven Sprachhandlungen sollen die Adressat_innen eines Textes von einer Meinung überzeugt oder zu einer Handlung veranlasst werden. Textproduzent_innen können im Hinblick darauf und gemäß ihrer Intention gezielt sprachliche Mittel einsetzen, beispielsweise. rhetorische Figuren, Metaphern, Analogien, oder indirekte Sprechakte etc. (vgl. Bußmann 2002, S. 508; vgl. Überblick persuasive Strategien in Schwarz-Friesel 2013a, S. 225 ff.).

  9. 9.

    Derartige sprachliche Bilder wurden ebenfalls bevorzugt in der nationalsozialistischen Hetzschrift Der Stürmer aufgegriffen, so bspw. in Darstellungen von Jüdinnen und Juden als Vampir, Schlange oder Fledermaus (für ausführlichere Darstellungen vgl. Hortzitz 1995, S. 21).

  10. 10.

    Diese Gegenüberstellung von positiven und negativen Attribuierungen beruht auf einer langen Tradition, die bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurückreicht (vgl. Hortzitz 1995, S. 31). Bei den hier aufgelisteten Lexempaaren handelt es sich in den meisten Fällen nicht um tatsächliche, sondern um konstruierte Antonyme. Gewöhnlich drücken diese eine echte semantische Gegensatzrelation aus, was in (9) nicht immer zutrifft (beispielsweise. sind „Fleiß“ und „Raffsucht“ nicht antonymisch).

  11. 11.

    Dieser Aspekt wurde auch morphologisch hinsichtlich der Bildung von Komposita mit dem Wortbestandteil Jude- umgesetzt, wie in Judenberuf, -charakter. Diese Art der affektiven Wortzusammensetzung dient einerseits der Verunglimpfung eines beschriebenen Sachverhalts und andererseits erfüllt sie die Funktion eines Markers für die Darstellung des absoluten Gegenentwurfs zum Eigenen. Dabei kann der Kopf des Kompositums Jude- als eine Art Negationsmorphem betrachtet werden, das diese Opposition zwischen Eigendarstellung und Fremddarstellung schafft (vgl. Hortzitz 1995, 32 ff.).

  12. 12.

    Alle Beispiele wurden dem Korpus des von Prof.’in Monika Schwarz-Friesel geleiteten DFG-Projektes Verbal-Antisemitismen im Internet: eine linguistische Korpusanalyse zu den Tradierungsformen aktueller Judenfeindschaft im WWW am Institut für Sprache und Kommunikation an der TU Berlin entnommen.

  13. 13.

    http://de.mediatenor.com/de. Zugegriffen: 3. Dezember 2014.

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Becker, M., Giesel, L. (2016). „‚Reich‘ ist ein jüdischer Name …“. In: Busch, C., Gehrlein, M., Uhlig, T. (eds) Schiefheilungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10410-8_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-10410-8_6

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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