Zusammenfassung
Der Neubau des Leipziger „Paulinum“ sorgte nicht nur aufgrund seiner baulichen Gestalt für Aufsehen. Intensive Debatten entfachten sich vor allem an seiner Doppelfunktion als Aula und Kirchenraum der Universität. Nach der Fertigstellung des Paulinums entwickelt der Aufsatz nun eine Interpretation des Gebäudes und seiner baulichen Gestalt und geht der Frage nach, wie in diesem Gebäude Religiöses und Säkulares vermittelt werden. Im Ergebnis erscheint der Bau nicht als ein ausbalancierter Hybrid, vielmehr überwiegen deutlich die religiösen Elemente und eine überkommene religiöse Formensprache. Dies hat – so wird interpretiert - einerseits mit der Geschichte der Bauten an diesem Standort, aber auch mit nur vagen Angeboten einer sich als dezidiert säkular verstehenden Architektur zu tun.
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Vgl. dazu den Aufsatz von Stefanie Duttweiler in diesem Band.
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In der Aufgabenstellung zum Qualifizierungsverfahren hieß es: „Wesentlicher Aspekt bei der Bearbeitung der Aufgabe ist, dass mit der Aula für die Universität tatsächlich auch ein Raum entsteht, der als Kirchenraum angemessen erscheint und gleichberechtigt zur Aula genutzt werden kann“ (Dokumentation, S. 5).
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Für überaus konstruktive und anregende Kommentare zu einer ersten Version dieses Textes danke ich Uta Karstein und Harald Homann.
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Das Qualifizierungsverfahren war ein zusätzlicher Schritt im Planungsprozess. Es wurde beschlossen, nachdem die Jury mit keinem der Vorschläge zur Gestaltung der Augustusplatzfassade und dem Umgang mit der ehemaligen Kirche zufrieden war und bezog sich auch nur auf diesen Abschnitt des Gesamtkomplexes.
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http://www.stiftung-universitaetskirche.de/deutsch/gestaltung_des_innenraumes.html. Ähnlich im Übrigen auch die Einschätzung einer Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, nach der der „die Aula wohl – trotz Abstrichen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf und den Forderungen der Pauliner und Personen aus kirchlichen Kreisen – eine Prägung erhält, die zumindest in Mitteleuropa aufgrund ihrer gotischen Säulen und Raumhöhe deutlich mit einer Kirche assoziiert werden könnte“ (2010, S. 177).
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Schmidt-Lux, T. (2017). Kirche und Aula zugleich? Eine Gebäudeinterpretation des Leipziger Paulinums. In: Karstein, U., Schmidt-Lux, T. (eds) Architekturen und Artefakte. Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10404-7_6
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