Zusammenfassung
Im Fokus dieses Beitrages stehen Entwicklungsprozesse von Stadtregionen und StadtLandschaften, die durch hybride Gesellschaftsstrukturen gezeichnet sind. Weder auf nationaler noch auf regionaler und lokaler Ebene können wir heute von homogenen gesellschaftlichen Entwicklungsdynamiken ausgehen. Unterschiedliche Entwicklungsimpulse und -möglichkeiten formen vielmehr eine Vielfalt urbaner Lebenswelten und daraus entstehende soziale, kulturelle, wirtschaftliche oder politische Landschaften. Deren Entschlüsselung offenbart stets eine Gleichzeitigkeit ungleicher Einflüsse und nötigt deshalb zur Differenzierung analytischer Perspektiven und Interpretationen. Am Beispiel unterschiedlich bedingter räumlicher und sozialer Mobilität lässt sich im folgenden Abschnitt dieses Beitrages zeigen, wie unterschiedliche StadtLandschaften und Stadtregionen entstehen. Solche heterogenen räumlichen Phänomene und Entwicklungen, die durch Zuschreibungen von Identitäten in ihrer Komplexität kaum zu erfassen sind, werden immer häufiger mit dem Begriff der Hybridität gekennzeichnet, ohne diesen näher zu erläutern oder gar kritisch zu hinterfragen.
Nicht in der Natur der Dinge, sondern in unserem Kopf ist die ‚Landschaft‘ zu suchen; sie ist ein Konstrukt, das der Gesellschaft zur Wahrnehmung dient, die nicht mehr direkt vom Boden lebt. Diese Wahrnehmung kann gestaltend und entstellend auf die Außenwelt zurückwirken, wenn die Gesellschaft beginnt, ihr so gewonnenes Bild als Planung zu verwirklichen.
(Burckhardt 1977, S. 19)
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Notes
- 1.
In Venedig ziehen sich seit den 1970er Jahren Wohnende aus dem historischen Zentrum in das immer noch wachsende, zur Stadtregion Venedig gehörende Mestre zurück. Der Einwohnerverlust im historischen Zentrum wird durch wachsende Besucherströme zumindest in den attraktiven Jahreszeiten mehr als kompensiert. Sie setzten sich zusammen aus temporären Bewohnerinnen und Bewohnern, die multilokal an unterschiedlichen Orten der Welt leben, preissensiblen Tagestouristen, die in Mestre übernachten und den Urlaubsort mit öffentlichen Verkehrsmitteln besuchen oder Kreuzfahrt-Touristen, die sich die Stadt während des Landgangs mit dem für sie bereitgestellten ‚People Mover‘ erschließen.
- 2.
„Menschen mit Migrationshintergrund wohnen vor allem in größeren Städten, während ihr Anteil an der Bevölkerung im ländlichen Raum gering ist“ (http://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Informieren/DE/ZahlenFakten/Bevoelkerung_Migrationshintergrund.html (Zugegriffen: 25. Januar 2015).
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Breckner, I. (2016). StadtLandschaften in hybriden Gesellschaftsstrukturen. In: Hofmeister, S., Kühne, O. (eds) StadtLandschaften. Hybride Metropolen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10400-9_6
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