Zusammenfassung
Dieser Beitrag profiliert das in den Schweizer Kantonen bis vor kurzem vorherrschende Kompetenzenmuster auf der lokalen Ebene des Bildungswesens als funktionierendes Modell einer legitimierten Ressourcenallokation. Er basiert auf den Erkenntnissen einer historischen Analyse über die seit fast zwei Jahrhunderten zur Bearbeitung solcher Entscheide auf der Gemeindeebene eingesetzten politischen Schulkommissionen, die zu dieser Thematik einige neuen Einsichten liefert. Speziell fokussiert werden Arbeitsfelder der Schulsteuerung, in denen konkrete Allokation finanzieller Ressourcen vor sich geht: Zuschüsse an Familien mit Schulkindern, Vergabe von Aufträgen an die lokale Privatwirtschaft, Benützung der Schulinfrastruktur durch Dritte. Als Fallbeispiel können die Schulkommissionen im Kanton Bern dabei illustrieren, wie die Legitimität und damit die Akzeptanz diesbezüglicher Entscheide erhöht wird, wenn Akteure damit betraut werden, die ihren Einfluss einem konsequent dem Prinzip einer möglichst weit reichenden Selbstverwaltung folgenden Behördenaufbau verdanken.
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Diese Thematik wird beispielsweise im Gesundheitswesen sehr ausführlich besprochen (vgl. z. B. Jaspers 2008).
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Fisher stellt solche Entscheidungsprozesse im Bereich der Ressourcenallokation im öffentlichen Sektor als Konflikte der Prioritätensetzung zwischen unterschiedlichen Werten dar, die einander im konkreten Fall widersprechen können: „1) Deservingness: moral worthiness; 2) Individual need: assessments of individuals’ needs in relation to the concept of a ‚normal life‘; 3) Utility: maximising contribution, maximising a function; 4) Fairness: equal opportunity and the application of arbitrary methods; 5) Ecology: minimising threats to the group; 6) Personal satisfaction and gain“ (Fisher 1998, S. 42). Diese Werteliste beschreibt sehr weitgehend die alltägliche Konfliktsituation lokaler Schulaufsichtsgremien in Entscheidungsprozessen, wie sie durch die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt, das diesem Beitrag zugrunde liegt (Beschreibung siehe weiter unten), illustriert wird (vgl. Heinzer 2013).
Literatur
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Heinzer, M. (2016). Ressourcenallokation in der Gemeinde. In: Heinrich, M., Kohlstock, B. (eds) Ambivalenzen des Ökonomischen. Educational Governance, vol 29. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10084-1_9
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