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Nicht-nachhaltige Implementierung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung?

Empirische Analysen zur Governance des BNE-Transfers

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Book cover Ambivalenzen des Ökonomischen

Part of the book series: Educational Governance ((EDUGOV,volume 29))

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Zusammenfassung

Im Rahmen der UNO-Dekade (2005–2014) einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) wird mit einem auf Partizipation und Verhandlung setzenden Governance-Konzept (UNESCO-Implementation-Scheme) versucht, über Bildungsprozesse gesellschaftliche Veränderungen im Zusammenspiel von Ökonomie, Ökologie und Sozialem (die klassische Trias der BNE) zu bewirken. Das aus dem UNESCO-Implementation-Scheme resultierende Implementationsprogramm folgt allerdings nicht nur neuen zivilgesellschaftlichen Vorstellungen von Partizipation und Verhandlung. Es stellt sich vielmehr die Frage, wie in dem angesichts von Ressourcennöten und Legitimationszwängen einer ökonomistischen Evaluationslogik folgenden Bildungsprogramm Partizipation und Kontrolle zusammengebracht werden. Infrage steht damit, inwieweit die Implementationsinstrumente für das zu implementierende Bildungsprogramm relevant werden bzw. ob der zu implementierende Gegenstand davon unberührt bleibt.

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Notes

  1. 1.

    Im Teil „D. Resources for the Decade“ am Ende der IIS wird die finanzielle Ausstattung der Dekade verdeutlicht. Die Umsetzung der Dekade bedarf demnach, Leadership, Planungen und Ausstattung mit menschlichen wie finanziellen Ressourcen. Es wird betont, dass es in der Entwicklungs- und Anfangsphase der Dekade möglich war, (finanzielle) Ressourcen aus anderen Initiativen umzuverteilen sowie in kleinem Maße neue Ressourcen zu generieren. Für den weiteren Verlauf wird dieses Vorgehen aber als nicht mehr ausreichend und zielführend erachtet und deshalb an nationale Regierungen appelliert, die momentane Ausstattung der Ressourcen zur Umsetzung der Dekade zu bewerten und vorhandene Ressourcen umzuverteilen und neue Ressourcen zu erschließen (2005, S. 24). Abschließend wird an nationale Regierungen gerichtet die Notwendigkeit betont Funding-Prioritäten zu setzen und konkurrierende Interessen abzuwägen. Die IIS endet mit dem folgenden stark moralisierenden Hinweis an Regierungen: „In the case of the DESD, the short-term demands for funding the start-up of the Decade will be offset by the long-term gains in creating a more sustainable future.“ (ibid.).

  2. 2.

    „UNESCO will be proactive, and all of the parts of the Organization will work together in an intersectoral manner, to demonstrate the strong leadership and coordination role at international level that UNESCO can and will play to ensure efficiency and success to the Decade.“ (IISD 2005, S. 15).

  3. 3.

    „The overall goal of the DESD is to integrate the principles, values, and practices of sustainable development into all aspects of education and learning. This educational effort will encourage changes in behaviour that will create a more sustainable future in terms of environmental integrity, economic viability, and a just society for present and future generations.“ (IIS 2005, S. 6).

  4. 4.

    „It can be observed that most of the documents reviewed do not address definitional issues and do not propose a clear conception of education that is coherent with their main discourse. Instead, they identify an end, an urgent one, and then affirm that education must be urgently reformed to serve such an end. Basically, education is thus an instrument to achieve a predetermined goal. In the documents we analyzed, education is essentially at the service of environmental resource management and problem solving; more recently, education has become a strategy for promoting sustainable development (UNESCO 2005)“ (Sauvé et al. 2007, S. 37).

  5. 5.

    „Finally, we observe that in the more recent international documents promoting sustainable development (as in UNESCO 2005), the word „education“ (narrowly defined as a traditional process of school instruction) tends to be replaced by learning“, which mainly encompasses knowledge and skills“. Examining such a shift, Biesta (2004) argues „that the main problem with the new language of learning is that it makes possible the re-description of the process of education in terms of an economic transaction; the learner is the consumer, the teacher the provider, and education becomes a commodity (in Le Grange 2004, p. 136).“ (Sauvé et al. 2005, S. 39).

  6. 6.

    „With such an enormous and diverse group of potential partners, there is a need to focus on networks and alliances.“ (S. 10).

  7. 7.

    Da ist zum einen diese Aufforderung: „…including these enthusiastic volunteers and others who have much to offer, but have not stepped forward yet“ (S. 9). Zum anderen sollen „the full range of partners“ identifiziert und zur Zusammenarbeit angeregt werden (S. 9).

  8. 8.

    Die „Region“ wird dabei als intermediäre Ebene aufgelistet und als weitere Planungs- und Steuerungseinheit neben „Nation“ (S. 5). Es ist anzunehmen, dass sich dies weniger an rechtsstaatlich geregelte übernationalen Gebilde richtet, sondern an UN Regionen oder UN promotete Biosphären-Regionen.

  9. 9.

    So wird das erwünschte Handeln auf ministerieller Ebene durch sechs bzw. sieben Ziele beschrieben: 1) BNE zur (zu einer) politischen Priorität erklären und BNE in Nachhaltigkeits- und Bildungsstrategien (plans) integrieren; 2) politische Programme und Mandate an BNE angleichen; 3) Wahrnehmung und Verständnis von BNE verbreitern; 4) Bildungserbringer mit Wissen und Information versorgen; 5) Forschungs- und Entwicklungsförderung; 6) public private partnership aufbauen; 7) interministerielle Teams (vgl. S. 12).

  10. 10.

    „This approach is desirable because education for sustainable development is the responsibility of all ministries, not simply one or two ministries, such as education or environment.“ (vgl. S. 12).

  11. 11.

    „Participation, ownership and commitment will build the Decade’s momentum.“ (S. 10).

  12. 12.

    „[…] creating regional, national, and sub-national implementation strategies and plans“ (S. 16).

  13. 13.

    z. B. Leadership wird erteilt (UNESCO), beschreiben von sieben Strategien, beschreiben von Meilensteinen, erstellen Zeitpläne (timetables) (vgl. S. 6).

  14. 14.

    Interessant ist dabei, dass gerade diese Teile der Scheme, in denen sich eine Konkretisierung der Mittel der Strategieumsetzung sowie der unterstützenden Infrastruktur findet, in der Überarbeitung des ersten Entwurfs von UNESCO hinzugefügt bzw. ergänzt wurden (vgl. Heinrich et al. 2007, S. 59).

  15. 15.

    Im Teilprojekt 1 „Rahmung des BNE Transfers auf der Makroebene“ wird der Prozess der Steuerung- und Koordination der UNO-Weltdekade BNE in sechs ausgewählten Bundesländern rekonstruiert und die Formen der Handlungskoordinierung zwischen Akteuren aus Organisationen hierarchischer Konstitution und aus formalen Organisationen der Gemeinschaft untersucht. Dazu wurden mit Vertreterinnen und Vertretern aus beiden Akteursgruppen eineinhalbstündige leitfadengestützte Einzelinterviews geführt, in deren Verlauf eine Vielzahl von Äußerungen zu Prozessen der Verständigung und verhandlungsorientierten Formen der Zusammenarbeit gemacht wurden. Mit Blick auf die im Teil 4 formulierte Ansprüche an die Umsetzung eines solchen internationalen bzw. nationalen Programms, ermöglichen die im Folgenden ausgewählten und auf Argumentationsmusteranalysen (Heinrich 2007b, S. 228–229) zielenden Interviewausschnitte Einsichten in die spannungsreiche Umsetzungspraxis.

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Nikel, J., Heinrich, M. (2016). Nicht-nachhaltige Implementierung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung?. In: Heinrich, M., Kohlstock, B. (eds) Ambivalenzen des Ökonomischen. Educational Governance, vol 29. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10084-1_14

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