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Superhelden!

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"Ein Anzug aus Strom"
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Zusammenfassung

Mitte der 1990er Jahre ist Timothy Leary ergraut, etwas zittrig, mit einem Wort: alt. Aber nicht müde. Noch immer predigt er eine neue, ganz andere und viel bessere Welt, die vor uns stehe, so nah und dennoch nicht erreichbar. Während er früher in einem bewegten Leben den Schlüssel zu dieser neuen Welt im LSD, in der Droge schlechthin, sah, sind es nun kalte Rechenmaschinen, die den Weg bahnen sollen. Ihnen fehlt zwar das ästhetische Moment, die Schönheit eines LSD-Rauschs, ihr Nutzen scheint dennoch ähnlich: Mit ihnen und ihrem Cyberspace, der virtuellen Welt, könnte es gelingen, die alten Charaktermasken des Individuums, die nur Vereinzelung, Neid, Missgunst und Krieg provoziert haben, zu überwinden und in ein neues Zeitalter vorzustoßen. Was für Leary in den 1960er Jahren LSD war, sind nun Prozessoren, Datenträger, Bildschirme und vor allem die zu erahnende Möglichkeit, das eigene Bewusstsein aus dem engen Gehäuse des Kopfes zu befreien.

Eines Nachts in Mexiko […] nahm ich etwas Acid und warf das I Ging. Und das I Ging – das Großartige am I Ging ist, dass es dir keine Valentinstags-Grüße schickt: es knallt dir einen vor den Latz, wenn du’s brauchst –, und mir hat es gesagt, dass wir am Ende von etwas angelangt sind, dass wir nicht mehr vorwärtskommen und dass es Zeit für eine neue Richtung ist – und da bin ich aus dem Haus gegangen, und draußen gab’s gerade ein Sommergewitter, rund um mich schossen die Blitze herunter. Ich hob die Arme, und ein Blitz zuckte auf, und mit einem Mal hatte ich eine zweite Haut – aus Blitzen, aus Elektrizität, es war wie ein Anzug aus Strom, und da wusste ich, dass es in uns steckt, Superhelden zu sein, und dass wir Superhelden werden können. Superhelden oder gar nichts. Ken Kesey

Eines Nachts in Mexiko […] nahm ich etwas Acid und warf das I Ging. Und das I Ging – das Großartige am I Ging ist, dass es dir keine Valentinstags-Grüße schickt: es knallt dir einen vor den Latz, wenn du’s brauchst –, und mir hat es gesagt, dass wir am Ende von etwas angelangt sind, dass wir nicht mehr vorwärtskommen und dass es Zeit für eine neue Richtung ist – und da bin ich aus dem Haus gegangen, und draußen gab’s gerade ein Sommergewitter, rund um mich schossen die Blitze herunter. Ich hob die Arme, und ein Blitz zuckte auf, und mit einem Mal hatte ich eine zweite Haut – aus Blitzen, aus Elektrizität, es war wie ein Anzug aus Strom, und da wusste ich, dass es in uns steckt, Superhelden zu sein, und dass wir Superhelden werden können. Superhelden oder gar nichts. Ken Kesey

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Notes

  1. 1.

    Egal, welche Form gewählt wurde, es sind immer alle Geschlechter gemeint.

  2. 2.

    Leary (2000, S. 95).

  3. 3.

    Ebd., S. 88.

  4. 4.

    Time Magazine (7. Juli 1967). Die deutschen Übersetzungen englischer Passagen sind eigene, wenn nicht anders angegeben.

  5. 5.

    Mileahed (2014).

  6. 6.

    Kohtes und Ritzmann (1987, S. 5).

  7. 7.

    Vgl. Huxley (2010/1954).

  8. 8.

    Turner (2006, S. 3).

  9. 9.

    Zitiert in Taylor (1997, S. 282).

  10. 10.

    Wolfe (2009/1968, S. 47).

  11. 11.

    Leary (1982/1968, S. 164f.).

  12. 12.

    Vgl. Turner (2006).

  13. 13.

    Wolfe (2009/1968, S. 180).

  14. 14.

    Vgl. etwa Amendt (2008).

  15. 15.

    Acid (Säure) ist ein typischer Szenename für LSD.

  16. 16.

    Vgl. zur militärischen und geheimdienstlichen Verwendung, die im Folgenden keine weitere Rolle spielen wird, u. a. Koch und Wech (2004).

  17. 17.

    Mansnerus (1. Juni 1996).

  18. 18.

    Geschichte gibt es eigentlich immer nur im Plural. Die folgende Erzählung betont und überzeichnet – mit dem Ziel, etwas sichtbar zu machen, das mehr ist als nur eine Facette und dennoch nicht die ganze Geschichte; vgl. dazu u. a. White (1994) und Sarasin (2003).

  19. 19.

    Das heißt selbstredend nicht, dass die Geschichte der 1960er Jahre gleichsam zwingend hergeleitet werden kann. Dafür wirbeln zu viele unkontrollierbare Ereignisse die Gesellschaft durcheinander. Dennoch lassen sich Spuren finden, mit deren Hilfe die Deutung prinzipiell kontingenter Ereignisse in bestimmte Bahnen gelenkt wird.

  20. 20.

    Vgl. zum Begriff des Realen in Anschluss an Lacan u. a. Cremonini (2007).

  21. 21.

    Dany (2013).

  22. 22.

    Boltanski und Chiapello (2006).

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Feustel, R. (2015). Superhelden!. In: "Ein Anzug aus Strom". Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09575-8_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-09575-8_1

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-09574-1

  • Online ISBN: 978-3-658-09575-8

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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