Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Wandel von Strafe in Gesellschaft und Erziehungspraxis und verdeutlicht seine Argumentation am Beispiel des in den vergangenen Jahren verbreitet an Schulen eingeführten Trainingsraums. Pongratz zeigt, dass an die Stelle des verpönten Strafdiskurses längst ein Kontrolldiskurs getreten sei, der sich ein zeitgemäßes Image zugelegt habe. Da werden Schüler in ‚Trainingsräume‘ geschickt, als ginge es um eine Übungsstunde im Fitness-Studio. Tatsächlich geht es um mehr: um einen veränderten gesellschaftlichen Zugriff auf jeden Einzelnen, um eine neue Weise der ‚Führung von Selbstführungen‘. Der Beitrag wirft ein kritisches Licht auf neuartige pädagogische Straf- und Kontrollverfahren, die einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel anzeigen: den Anbruch der ‚Kontrollgesellschaft‘.
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Pongratz, L. (2015). Einstimmung in die Kontrollgesellschaft. Der ‚Trainingsraum‘ als neoliberales Strafarrangement. In: Dammer, KH., Vogel, T., Wehr, H. (eds) Zur Aktualität der Kritischen Theorie für die Pädagogik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09569-7_12
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