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Es geht um… Das heutige Ineinander einsichtiger Einbildungen der politischen Theorie und des Horrorfilms

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  • 2006 Accesses

Part of the book series: Neue Perspektiven der Medienästhetik ((NPM))

Zusammenfassung

Es geht in diesem Beitrag um ein Umgehen, mithin um einen Umgang, ausgehend davon, wie Begriffsbildungen rezenter politischer Theorien und einsichtsaffine Bildprägungen des neueren Horrorkinos ineinander sind; wie sie bei ihrem Räsonnement ineinander Resonanz finden.

Ausgangspunkt ist mein FWF-Forschungsprojekt 2012-2015 zur politischen Theorie des gegenwärtigen Horrorfilms. “Des gegenwärtigen Horrorfilms” – der Genetiv ist possessiv wie auch objektiv gemeint (ganz im Sinn eines being possessed by objects), d.h., die Theorie hat im Horrorfilm ihren Gegenstand und ihr Gegenüber, sie reflektiert, bricht, verwirft oder schärft sich an Bildern von Filmen, die die Funktion von Kino als Einsichtsschauplatz, site of insight, im zugespitzten Sinn zur Geltung bringen. Dies insbesondere, wenn

  1. a)

    viele Artikulationen gegenwärtiger Politik (auch in ihren Polizei-Zuständen, nicht nur in begrifflicher oder ästhetizistischer Reinheit) zurecht als Formungen von Schreckensempfindungen theoretisiert werden – vom Umgang von/mit Feindbildern in Migrations- und Sicherheitsregimes übers Prekaritätsmanagement bis zu apokalyptizistischen Anrufungen der Wahrheits- und Offenbarungseffekte reinigender Umsturzgewalten –, und wenn

  2. b)

    die Theorie an ihren Arten, etwas (z.B. die Welt) denken und wahrnehmen zu lassen, das Moment regelrechter Inszenierung zunehmend hervorkehrt.

Soll heißen, es geht um An-, Nach- und Gleichklänge von theoretischen und horrorfilmischen Inszenierungen von Unheimlichkeit, Schrecken, Monstrosität im irreduzibel politisierten Sozialen. Konkret: Es geht um Affinitäten von Politiktheorie und Horrorfilm heute auf dem Gebiet der Geschichts- und Zeitlogik, der überzählig-exzessiven Objektivierung von Sozietät und des Gespenstischen, das um- und angeht. Noch konkreter: Angesprochen und angespielt werden Denkbilder von Anna Powell, Jacques Ranciére, Heide Schlüpmann, Giorgio Agamben, Oliver Marchart, Alain Badiou und Jacques Derrida (letzterer in gespenstischer Affinität zu einschlägig filmgenretheoretischen Denkmotiven bei Rick Altman und Steve Neale) – über die Filme “Wolf Man” (2010), “Society” (1990), “Scream 4” (2011) und “Paranormal Activity 2” (2010).

Die Arbeit an der Vortrags- und der Buchfassung dieses Texts erfolgte im Rahmen meines vom FWF – Austrian Science Fund geförderten Projekts P 24474-G21 Political Theory of Contemporary European Horror Film.

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Notes

  1. 1.

    Hierin ist ein Motiv des bei Schlüpmann häufig durchklingende Siegfried Kracauer paraphrasiert, nämlich die Rede von Film als „art with a difference“ und analog dazu von Geschichte als „science with a difference“.

  2. 2.

    „Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.“ So lautet der erste Satz der Negativen Dialektik (1966, S. 15).

  3. 3.

    Bei Williams ist der Horror in dieser Hinsicht spezifiziert als die am Körper durchgreifende Objektivierung von Leuten, die sich als leiblich-geistige Subjekte empfinden, zugespitzt in Form von Identifizierung qua sexueller Differenzierung, die notwendig als zur Unzeit erfolgend erfahren wird, eben im Empfinden eines „Nein! Nicht jetzt!“.

  4. 4.

    Damit ist noch nichts darüber gesagt, ob wir oder ob ich diesen Antrag annehme(n), ob also der agambenistische Diskurs der Ausnahme und Entblößung in Sachen Politik tatsächlich soviel an Sinn abwirft.

  5. 5.

    Siehe dazu auch den Aufsatz von Ivo Ritzer zu Badious Philosophie in diesem Band.

  6. 6.

    „Man muss die Perspektive umkehren, noch einmal: Phantom oder Wiedergänger, wahrnehmbar unwahrnehmbar, sichtbar unsichtbar, da Gespenst sieht zunächst einmal uns.“ (Derrida 1995, S. 162 f.) Zum Tische-Rücken in Marx’ Darlegung des Warenfetisch und seiner Phantomalität siehe Derrida 1995, S. 235 ff.

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Robnik, D. (2016). Es geht um… Das heutige Ineinander einsichtiger Einbildungen der politischen Theorie und des Horrorfilms. In: Ritzer, I., Schulze, P. (eds) Transmediale Genre-Passagen. Neue Perspektiven der Medienästhetik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09426-3_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-09425-6

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