Zusammenfassung
Für ein konkretes und detailliertes experimentelles Forschungsprojekt soll im Folgenden ein Leitfaden gegeben werden, der den idealtypischen Ablauf einer experimentellen Studie allgemein darstellt und die Überlegungen und Handlungsempfehlungen der vorherigen Kapitel zusammenfasst. Dieser Ablauf muss nicht zwangsläufig in allen Einzelschritten eingehalten werden, soll aber bei der Planung, der Durchführung und der Auswertung der Befunde eigener experimenteller Untersuchungen in der Politikwissenschaft Orientierung und Unterstützung geben. Dabei können je nach gewählter Fragestellung, die die Untersuchung leitet, Veränderungen im Ablauf vorgenommen werden.
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Notes
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Bias ist ein systematischer (nicht zufälliger) Fehler, der das Ergebnis der Untersuchung verfälscht (Pickel et al. 2015).
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Auch wenn das Feldexperiment die komplizierteste und umstrittenste Form des Experiments ist, ist es dennoch die geeignetste für die oben aufgeführte derzeit sehr relevante Fragestellung. Das Forschungsdesign könnte zunächst im Labor getestet werden, um anschließend im Feld durchgeführt zu werden.
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Folgende weitere webbasierte Plattformen stehen Forschern online für die Durchführung von Experimenten zur Verfügung: EconPort (http://www.econport.org), ExCEN (http://expecon.gsu.edu/Software.html), FEELE (http://projects.exeter.ac.uk/feele/), Vecon Lab (http://veconlab.econ.virginia.edu/), MobLab (http://www.moblab.com/), AEE Lab Experiments Archive (http://www.aton.com.au/activeexperiments.html), jMarkets (http://jmarkets.ssel.caltech.edu/), JessX (http://rb.ec-lille.fr/jessx/index.php), XBuildR (http://xbuildr.org), Seaweed (http://sourceforge.net/projects/c-weed/), WebLab (https://github.com/tomrutter/WebLab) und jars (https://github.com/s-plum/jars).
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Dies ist in der Praxis jedoch nicht immer der Fall und kann bei der Darstellung von experimentellen Forschungsergebnissen in der Politikwissenschaft zu erheblichen Missverständnissen führen. Daher ist es gerade hier wichtig, die Darstellung von Ergebnissen der Forschung zu besprechen. Die Option der Überprüfung ist für Popper eine der zentralen Verantwortungen bei der Darstellung wissenschaftlicher Ergebnisse. „Ganz analog muß jeder empirisch-wissenschaftliche Satz durch Angabe der Versuchsanordnung u. dgl. in einer Form vorgelegt werden, daß jeder, der die Technik des betreffenden Gebietes beherrscht, imstande ist, ihn nachzuprüfen.“ (Popper 2005, S. 75). Andere Disziplinen, wie beispielsweise die experimentelle medizinische Forschung, zeigen jedoch, dass es unterschiedliche Standards für die Darstellung von Ergebnissen gibt (Boutron et al. 2010; Hamenstädt 2012).
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Häufig wird auch der Begriff „File-Drawer-Problem“ („Schubladenproblem“) synonym zu Publikationsbias genutzt. Damit wird beschrieben, dass Wissenschaftler ihre nichtsignifikanten Ergebnisse in der Regel erst gar nicht zur Veröffentlichung einreichen, sondern gleich in der Schreibtischschublade verschwinden lassen.
Literatur
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Westle, B. (Hrsg.). (2009). Methoden der Politikwissenschaft. Baden-Baden: Nomos.
Empfohlene Literatur
Pickel, S., Pickel, G., Lauth, H.-J., & Jahn, D. (2015). Methoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft. Neue Entwicklungen und Anwendungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. (Darin Kapitel 7: Leitfaden zur Durchführung vergleichender Forschung, S. 253–267. (Überblick zum Ablauf einer idealtypischen empirischen Untersuchung in der Vergleichenden Politikwissenschaft)).
Westle, B. (Hrsg.). (2009). Methoden der Politikwissenschaft. Baden-Baden: Nomos. (Darin Kapitel 3–7, S. 115–205 (Überblicksartikel zum wissenschaftlichen Forschungsprozess)).
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Kubbe, I. (2016). Idealtypischer Ablauf experimenteller Untersuchungen. In: Experimente in der Politikwissenschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09424-9_7
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