Zusammenfassung
Der Beitrag geht von der Diagnose eines weitreichenden Erfolges soziologischer Perspektiven aus. Dieser zeigt sich sowohl in der längst erfolgten Soziologisierung gesellschaftlicher Selbstverständigungen als auch in der Soziologisierung unterschiedlichster Nachbardisziplinen der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Für die Soziologie ist dieser Befund durchaus ambivalent: Einerseits kann er ihrem Ego schmeicheln. Andererseits verweist er auf ihre geschwächte Position – gegenüber einer Gesellschaft, die glaubt, von ihr nichts Neues erwarten zu können, aber auch im Vergleich der Disziplinen und Transdisziplinen, die entweder immer schon einen exklusiven, auf Expertise angewiesenen Gegenstand (anstelle ‚bloß Gesellschaft‘) zu haben scheinen, während Soziologie als ewig dilettierender Kommentar etikettiert werden kann, oder die sich gesellschaftsanalytisch betätigen, ohne deswegen gleich Soziologie betreiben zu wollen. Diese Diagnose führt (uns) zu der Frage nach den Arten und Weisen, durch die soziologische Erkenntnis- und damit auch Sinnproduktion erfolgt. Plädiert wird für ein Verständnis von Soziologie, das – im zunehmend schwieriger werdenden Verhältnis von Nähe und Distanz zum Gegenstand – der experimentellen Erfahrung und der Eröffnung neuer Denk- und Handlungshorizonte gleichermaßen Bedeutung einräumt.
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Poferl, A., Keller, R. (2015). Wie und wozu forschen?. In: Brosziewski, A., Maeder, C., Nentwich, J. (eds) Vom Sinn der Soziologie. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09094-4_9
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