Zusammenfassung
Gedanken werden als „dysfunktional“ bezeichnet, wenn sie das Handlungsrepertoire einer Person massiv einschränken und der Zielerreichung und Bedürfnisbefriedigung entgegenstehen. Berufsbezogene dysfunktionale Kognitionen sind mentale Prozesse, welche die Leistung und Motivation von Mitarbeitern und Führungskräften negativ beeinflussen und zu Verhaltensweisen führen, die berufsbezogenen-individuellen und organisationalen Zielen entgegenstehen. Einige Beispiele: „Ich kann kein Mathe!“, „Wenn ich das doch bloß nicht machen müsste!“, „Entweder so oder gar nicht!“, „Ich muss das allein schaffen!“, „Da geht bestimmt etwas schief!“, „Ich muss eine Lösung finden, sonst sind alle von mir enttäuscht!“, „Da kann man ohnehin nichts machen!“, „Hätte ich mich damals doch für einen anderen Job entschieden!“, „Nur mit den richtigen Beziehungen kann man erfolgreich sein!“, „Heute ist wirklich alles schief gelaufen!“, „Die anderen hier sind besser als ich!“. Es ist ersichtlich, dass solche Gedanken einen demotivierenden, leistungsmindernden, zielhemmenden, einschränkenden und belastenden Charakter haben. Solche Gedanken werden daher in diesem Kapitel i.w.S. als ineffiziente Problemlöseoperatoren konzipiert.
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Zum Teil ist es auch gar nicht das Denkmuster per se, welches dysfunktional ist, es sind vielmehr die situativen Rahmenbedingungen, die das Denkmuster dysfunktional werden lassen beziehungsweise dieses unter bestimmten Umständen dysfunktionale Konsequenzen für eine Person zeitigt.
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vgl. dazu zum Beispiel die handlungsleitende Eigendynamik, die religiöse Glaubenssätze entfalten. Damit soll nicht pauschal ausgesagt sein, dass religiöse Glaubenssätze dysfunktional sind – sie können sich im Gegenteil als hochgradig funktional für eine Person herausstellen, zum Beispiel im Sinne einer ausgewogenen Bedürfnisbefriedigung. Wie das Beispiel empirisch widerlegter religiöser Annahmen und auch das Beispiel des so genannten depressiven Realismus zeigen, ist das Kriterium für die (Dys-)Funktionalität von Kognitionen nicht immer darin zu sehen, dass ein Gedanke realitätsgerecht, empirisch bewährt oder logisch widerspruchsfrei sein muss. Auch widersprüchliche, realitätsferne Gedanken können unter Umständen funktional sein, wenn sie einer Person zur optimalen Bedürfnisbefriedigung oder effizienten Zielerreichung dienlich sind. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass auch die Logik und die Empirie auf irrationalen Annahmen basieren (z. B. die Annahme, dass es identische Fälle in der Welt gibt oder dass Hypothesen falsifizierbar seien), in der Regel sind sowohl die Logik wie auch die Empirie jedoch hochgradig nützlich beziehungsweise nützlicher als andere anthropomorphe Denk- und Tätigkeitsprozeduren.
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Für die Zwecke dieses Buchs mag diese stark simplifizierte und etwas lax betriebene Taxonomie durchaus genügen – das Verständnis wird dadurch wohl eher befördert als gehemmt.
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Sauerland, M. (2015). Das Konzept der dysfunktionalen Kognitionen. In: Design your mind – Denkfallen entlarven und überwinden. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09021-0_2
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