Zusammenfassung
Dass die verschiedenartige Religionstradition in den islamischen Ländern jeweils eine theologisch-politische Dimension aufweist, zeigt sich besonders deutlich bei der Betrachtung der Khomeini-Revolution im Iran. Damals, im Februar 1979, ist erstmals in der iranischen Geschichte die schiitische Konfession in ein Stadium eingetreten, in dem unter der Leitung des schiitischen Klerus eine religiös legitimierte Herrschaft entstand. Zwar hat sich der schiitische Islam immer auf einen Klerus stützen können, der sich autonomer gegenüber der jeweiligen Herrschaft verhielt als die sunnitischen Geistlichen. Doch während der Abwesenheit des „entrückten“ zwölften Imam, der den Safawiden zufolge seit dem 9. Jahrhundert in „Verborgenheit“ lebt, war nach der schiitischen Doktrin im Grunde jede Herrschaft – auch die des Klerus – illegitim. Erst Ayatollah Ruhollah Khomeini entwickelte in diesem Kontext seine eigene Doktrin der Wilayat al-faqih, der Herrschaft des anerkannten Gottesgelehrten. Damit avancierte im Iran unter der Führung Khomeinis der schiitische Klerus, dessen Herrschaft jahrhundertelang als illegitim galt, zu den Trägern der Herrschaft.
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Röhrich, W. (2015). Die Khomeini-Revolution und die Repolitisierung des Islam. In: Die Politisierung des Islam. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08941-2_5
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